Suche
Kategorien
Seiten
Nachrichten
Bilder
Videos
{{{_highlightResult.post_title.value}}}
{{#helpers.snippet}}{ "attribute": "content", "highlightedTagName": "mark" }{{/helpers.snippet}}
Zur Seite{{{_highlightResult.post_title.value}}}
{{#helpers.snippet}}{ "attribute": "content", "highlightedTagName": "mark" }{{/helpers.snippet}}
Zur Neuigkeit
Person der Woche: Prof. Dr. Dr. Johannes Hofmann, Dekan des Kollegiatstifts St. Johann in Regensburg
Wir Christen sind zur Gottesliebe und Nächstenliebe berufen
Regensburg, 7. August 2025
Im Interview mit Monsignore Prof. Dr. Dr. Johannes Hofmann sprach Dr. Dr. Stefan Groß über die Geschichte der Stiftskirche St. Johann in Regensburg, über den Stand der aktuellen Restaurierungsarbeiten, über die Besonderheiten eines Kollegiatstifts – und darüber, welche Aufgaben ein Stiftskapitel hat. Im Gespräch ging es auch um ein aktuelles Projekt des Kapitels. Am Kassiansplatz entsteht derzeit eine Anlaufstelle für obdachlose und von Gewalt betroffener Frauen – ein Gemeinschaftsprojekt des Kollegiatstifts und dem „IN VIA Regensburg e. V.“
Sehr geehrter Herr Stiftsdekan, was motiviert Menschen, Ihre Kirche, St. Johann, zu besuchen – gerade in einer Stadt wie Regensburg, wo es viele Kirchen gibt?
Unsere Kirche hat ein ganz besonderes Charakteristikum: Sie ist architektonisch übersichtlich und klar strukturiert im Stil des Neobarock. Diese klare architektonische Ordnung wirkt beruhigend – das spüren viele Menschen beim Eintreten. Was unsere Kirche ebenfalls besonders macht, sind mehrere sogenannte Andachtsorte. Das sind Orte, an denen Heilige verehrt und angerufen werden können. Besonders erwähnenswert ist der Andachtsort mit einer Blutreliquie des heiligen Papstes Johannes Paul II. Es ist erstaunlich, wie viele Menschen dort innehalten, Kerzen anzünden und beten. Im Zuge der derzeitigen Kirchenrestaurierung werden wir diesen Andachtsort noch durch eine Blutreliquie der heiligen Mutter Teresa „ergänzen“. Ich bin überzeugt, dass gerade diese beiden modernen, mit einander befreundeten Heiligen weiterhin große Resonanz finden werden.
Ein weiterer bedeutender Ort ist derjenige der Muttergottes von Fatima – auch dort erleben wir dasselbe Phänomen. Menschen kommen, verweilen und bringen ihre Bitten vor. Darüber hinaus bekommt der sehr beliebte und oft angerufene heilige Antonius einen besseren Standort, der ebenfalls zur Andacht einlädt. Schließlich wird vor einer qualitätvollen, von Erwin Schöppl gefertigten Kopie der berühmten „Schönen Maria“ Albrecht Altdorfers ein weiterer Andachtsort eingerichtet. Unsere Kirche bietet so einen Ort der Ruhe, Struktur, Meditation und des Gebets – all das suchen viele Menschen. Und die hohe Zahl der Besucher bestätigt diese Einschätzung ganz konkret.
Was genau versteht man unter einem „Kollegiatstift“?
Unter einem Stift versteht man im Allgemeinen eine geistliche Gemeinschaft, die entweder auf einen weltlichen oder auf einen kirchlichen Stifter zurückgeht. In unserem Fall kommt die Stiftung von kirchlicher Seite, genauer gesagt: Bischof Kuno I. von Regensburg, der hier von 1126 bis 1132 als Bischof wirkte, gründete unser Stift um 1127. Als Kollegiatstift bilden wir seit den Anfängen eine Gemeinschaft von Diözesanpriestern, also von sogenannten Weltpriestern. Das bedeutet, wir sind nur durch ein Versprechen dem Stift verpflichtet, sind auch nicht wie Ordensleute, z.B. Benediktiner, Franziskaner oder Augustiner, persönlich besitzlos und durch ein vor Gott abgelegtes Gelübde gebunden. Als Diözesanpriester führen wir vielmehr einen eigenen Haushalt, pflegen aber dennoch in Gebet und Arbeit ein Gemeinschaftsleben, wie wir auch gemeinsam den Stiftsbesitz verwalten.
Der Gedanke Bischof Kunos war vermutlich, dass diese Priester gemeinsam beten, geistliche Projekte organisieren und zugleich als Pfarrer in umliegenden Gemeinden tätig sind. Diese Hypothese wird durch die Geschichte bestätigt: Im Laufe der Jahrhunderte wurden unserem Stift mehrere Pfarreien inkorporiert – das heißt, wir wurden für sie verantwortlich. Dazu gehörte die Instandhaltung der Kirchen und der Pfarrhöfe sowie die Verwaltung des Pfarreibesitzes, aber auch die Besetzung der Pfarreien mit Priestern und die Sorge um die seelsorgerische Betreuung der Pfarreimitglieder. Teilweise haben wir das seither mit eigenem Personal, teilweise auch mit von außen kommendem Personal umgesetzt.
Doch unser Hauptauftrag blieb immer das „Opus Dei“ – also das tägliche Gotteslob. Bis heute beten wir jeden Morgen gemeinsam in unserer Stiftskirche – aktuell als Gäste in St. Kassian – einen Teil des Stundengebets und feiern miteinander die Heilige Messe. Das wird seit 1127 so praktiziert. Sicherlich waren einige unserer geistlichen Vorfahren intensiver damit beschäftigt, indem sie miteinander das gesamte Stundengebet beteten; viele von ihnen dienten aber schon bald andernorts in Pfarreien oder in anderen kirchlichen Tätigkeitsbereichen und konnten daher nicht immer am gemeinsamen Leben teilnehmen.
Wie unterscheidet sich das Kollegiatstift vom Domkapitel?
Strukturell gibt es eigentlich überhaupt keinen Unterschied; denn das Domkapitel bildet ebenfalls eine geistliche Gemeinschaft von Diözesanpriestern und feiert täglich gemeinsam die Heilige Messe und einen Teil des Stundengebets – in dieser Hinsicht sind wir einander also ähnlich. Sehr wohl unterscheiden wir uns aber in der Funktion. Stehen die Mitglieder des Domkapitels dem Bischof doch in allen Bereichen der Diözesanverwaltung maßgeblich zur Seite. Wir sind hingegen – und das sage ich jetzt mit einem Augenzwinkern – einige Nummern kleiner. Unsere Hauptaufgaben liegen in der Förderung des geistlichen Lebens durch unsere täglichen Gottesdienste, durch gelegentliche Aushilfen in den Pfarreien der Umgebung sowie durch die Unterstützung der Stadtseelsorge, aber auch in der Bereitstellung günstiger Wohnungen für die Regensburger Bevölkerung.
Gibt es heute noch Elemente mittelalterlicher Kanonikerfrömmigkeit?
St. Johann war ursprünglich die Taufkirche des Domes. In frühmittelalterlicher Zeit wurden die Katechumenen hier auf die Taufe vorbereitet und auch getauft. Erst danach durften sie den Dom betreten. Doch im 12. Jahrhundert – zur Zeit Bischof Kunos – hatte dieser Raum seine ursprüngliche Bedeutung verloren, da sich die nun im Dom vollzogene Kindertaufe längst durchgesetzt hatte. Bischof Kuno übergab den Raum daher einer geistlichen Gemeinschaft, genauer gesagt, den Kanonikern unseres Kollegiatstifts, damit diese Kirche nicht einfach brachliegt und verfällt.
Die Lebensweise der Kanoniker geht bis in die Antike zurück. Dokumentiert ist sie im Frühmittelalter in den Aachener Statuten von 816. Darin wurde festgehalten, dass Weltpriester in Gemeinschaft leben, aber auch persönliches Eigentum besitzen dürfen. Das gemeinsame Eigentum des Stiftes ist hingegen für den Dienst an Kirche und Mensch bestimmt. Das gemeinsame Gebet war damals noch viel ausgeprägter – zum Teil auch unter Beteiligung der Gläubigen. Das hat sich über die Jahrhunderte geändert, aber ich habe die Vision, dass wir die Gläubigen wieder stärker in unser Gebet einbinden können und sehe darin eine Chance für die Zukunft: Warum nicht wieder gemeinsam beten?
In Regensburg gibt es drei Stiftskapitel. Wie unterscheiden sie sich?
Es gibt drei Stiftskapitel in Regensburg: das Domkapitel, das Stiftskapitel Unserer Lieben Frau zur Alten Kapelle und unser Kollegiatstift St. Johann. Strukturell gibt es keinen Unterschied. Unterschiede gibt es aber in ihrer Aufgabenstellung und in der Gestaltung ihrer Kirchenräume. So ist das Domkapitel unserem mächtigen Regensburger Dom zugeordnet und wirkt, wie vorher schon gesagt, maßgeblich in der Bistumsverwaltung mit. Das Stiftskapitel der Alten Kapelle setzt sich – wie unser Stiftskapitel – aus Ruhestandsgeistlichen zusammen, die täglich miteinander einen Teil des Stundengebets und die Heilige Messe feiern. Diese Mitbrüder verfügen allerdings über die herrlich ausgestattete Alte Kapelle und über die Stiftspfarrkirche St. Kassian. Ihnen sind wir augenblicklich zu herzlichem Dank verpflichtet. Angesichts unserer Restaurierungsmaßnahmen boten sie uns nämlich an, dass wir in ihrer Stiftspfarrkirche St. Kassian in der Frühe die Heilige Messe übernehmen können. So dürfen wir hier seit mehr als eineinhalb Jahren unser morgendliches Stundengebet beten und die Heilige Messe feiern. Darüber hinaus dient diese Konstellation beiden Seiten als Unterstützung: Den Mitbrüdern der „Alte Kapelle“, weil ihre personelle Situation angespannt ist. Sie feiern nämlich an jeden Werktag drei Heilige Messen. Wenn wir daher eine dieser Messen übernehmen, ist das sicherlich eine Entlastung für sie. Aber auch wir werden unterstützt, weil wir während unserer Kirchenrestaurierung einen Ort haben, wo wir miteinander beten und Gottesdienst feiern können.
Unsere Stiftskirche St. Johann wirkt heute sehr schlicht und nüchtern in ihrer neobarocken Gestalt. Das war nicht unbedingt so geplant. Noch 1877/78 wurden ihre schönen Fresken aufwendig restauriert. 1887 ist unsere Kirche allerdings ausgebrannt. Da die vorausgehende Restaurierung sehr anspruchsvoll war, haben sich meine Mitbrüder – so vermute ich – nach diesem Brand gesagt: „Das tun wir uns nicht noch einmal an.“ Also wurde durch den Architekten Bruno Specht eine neobarocke Innenausstattung realisiert: ein Kirchenraum ohne Fresken, aber mit klarer architektonischer Gliederung – Pilaster, Gewölbe, Felder. So wird sich unsere Kirche auch künftig präsentieren, sobald die Restaurierungsmaßnahmen abgeschlossen sind.
Apropos Restaurierung: Was passiert aktuell bei Ihnen, und wie wird das finanziert?
Unsere Kirche wurde im Laufe der Jahrhunderte immer wieder restauriert. Ursprünglich stand sie weiter östlich. Als der gotische Dom nach Westen erweitert werden sollte, war unsere Kirche allerdings im Weg. Jahrzehntelange Verhandlungen zwischen Bischof und unserem Stift endeten 1380 damit, dass unsere ursprüngliche Kirche abgerissen werden durfte – aber nur unter der Bedingung, dass weiter westlich unsere heutige Stiftskirche grundgelegt wurde.
Ende des 19. Jahrhunderts erfolgte dann das große Unglück: Die Kirche brannte aus und musste restauriert werden. Und auch heute besteht erneuter Sanierungsbedarf. Seit 2018 planen wir eine umfassende Erneuerung. Die letzte große Restaurierung fand 1996 statt – das ist lange her. Bei den Voruntersuchungen kam heraus, dass die Kirche im 19. Jahrhundert innen und in den 1970er Jahren außen mit Bitumen beschichtet worden ist. Da Bitumen wasserabweisend ist, bildete sich folglich eine Art Wasserbehälter – das Wasser stieg von unten in die Mauern auf, konnte aber nicht entweichen. Deshalb musste der Bitumen komplett entfernt werden, um die Atmungsfähigkeit der Mauern wiederherzustellen. Hinzu kommen eine Reihe von Restaurierungsmaßnahmen vor allem des Inventars, die inzwischen gut vorankommen.
Ein Hinweis des Bayerischen Landesamts für Denkmalpflege brachte uns auf die Idee, Bundesmittel zu beantragen. Und tatsächlich: Ein gutes Drittel der Kosten wird durch ein Sonderprogramm des Bundes getragen. Weitere kräftige Unterstützung kommt von unserer Diözese Regensburg, vom Bezirk, von der Bayerischen Denkmalschutzstiftung und von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz. Trotzdem bleibt ein gutes Drittel Eigenanteil an unserem Stift „hängen“. Aber ich sage immer: Das ist es wert – hier sollte man nicht geizig sein.
Außerdem sind wir Christen zur Gottesliebe, aber auch zur Nächstenliebe berufen. Deshalb richten wir gegenwärtig im Erdgeschoss unseres Hauses am Kassiansplatz eine Anlaufstelle für in Not geratene Frauen ein, also für obdachlose, arbeitslose, von Gewalt betroffene oder einsame Frauen. Der katholische, karitativ ausgerichtete Verein „IN VIA Regensburg e. V.“ übernimmt die Trägerschaft und eine Sozialpädagogin wird sich künftig im IN Via Treff für Frauen dieser Frauen annehmen. Wir stellen dazu die vollständig sanierten Räumlichkeiten zur Verfügung und wollen damit ein Zeichen setzen; denn Gottes- und Nächstenliebe gehören zusammen. Die Eröffnung wird am 25. September 2025 um 15. Uhr sein. Über Spenden zur Unterstützung des Projekts freut sich IN VIA (www.invia-regensburg.de), Spendenkonto bei der LIGA Bank: Inhaber: IN VIA Regensburg e.V., IBAN: DE27 7509 0300 0001 3899 39 – Verwendungszweck: Frauen-Treff, St.-Kassians-Platz 4.
Das Gespräch führte Dr. Dr. Stefan Groß




