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Zur Neuigkeit
Person der Woche: Gespräch mit Dekan Dr. Thomas Vogl aus Waldsassen
Jeder einzelne Mensch ist ein Schatz für die Kirche
Waldsassen, 1. August 2025
Im Gespräch mit dem Sprecher des Priesterrates der Diözese Regensburg, Dr. Thomas Vogl, standen Fragen im Mittelpunkt, die die Gläubigen bewegen. Wie der Stadtpfarrer von Waldsassen betont, bleibt es wichtig, das Gespräch mit den Gläubigen zu suchen, um eigene Fragen und Sorgen mit ihnen zu teilen. Nur das dialogische Prinzip vermag ein gemeinsames Miteinander zu ermöglichen.
Herr Dekan Dr. Vogl, was hat Sie ursprünglich zur Theologie geführt?
Das war ein Weg, der sich für mich im Rückblick wohl schon früh in der Kindheit angebahnt hat. Ich bin auf einem Hof aufgewachsen, eingebettet in eine weite, offene Landschaft. Dieser Weitblick, der mich damals täglich umgab, war nicht nur für ein Lebensgefühl prägend – im Nachhinein denke ich, dass diese Weite und Offenheit mich auch im Denken geprägt hat und zur Theologie geführt hat. Dazu eine sehr bodenständige, katholische Sozialisation, durch die ich die Kirche als Heimat erlebt habe. Ich habe früh eine Liebe zur Liturgie und zur Kirchenmusik gespürt, und aus dieser Erfahrung heraus ist der Wunsch entstanden, ins Bischöfliche Studienseminar nach Straubing zu gehen.
Dort habe ich ganz unterschiedliche Impulse erhalten, die meinen Weg zur Theologie geebnet haben. Zum einen waren es die Priester, die uns begleiteten, aber auch neue, damals noch ungewöhnliche Elemente. Wir waren der erste Jahrgang mit einer Erzieherin, einer Sozialpädagogin. Es gab einen Präfekten, der sich in der Friedensbewegung Pax Christi engagierte und uns in Fragen von Mission, Entwicklung und Frieden hineinnahm. Auch der Kontakt zu Missionaren, die aus dem Seminar hervorgegangen waren, hat meinen Blick geweitet – hier kam die Weltkirche ins Spiel.
Besonders prägend war unser damaliger Direktor, der uns ein authentisches geistliches Leben vermittelt hat. Ich denke, diese Verbindung von theologischer Tiefe und spiritueller Praxis war entscheidend: Theologie bedeutet ja nicht nur, etwas mit dem Verstand zu durchdringen. Sie verlangt auch, dass das Herz mitgeht. Dieses Spannungsfeld hat mich fasziniert – und so ist die Entscheidung gereift, Theologie zu studieren, mit dem klaren Ziel, das Priesteramt zu ergreifen.
Gibt es ein Buch, das Sie gerade besonders beschäftigt?
Ja, aktuell lese ich das Buch „Wenn nichts fehlt, wo Gott fehlt“ von Jan Loffeld. Auch wenn die erste große Welle an Diskussionen, Rezensionen und Gesprächsformaten dazu mittlerweile abgeebbt ist, finde ich es sehr spannend, es jetzt – mit all diesen Resonanzen im Hinterkopf – noch einmal zu lesen. Vieles von dem, was Loffeld beschreibt, erlebe ich in meinem pastoralen Alltag wieder und kann innerlich zustimmen. Anderes wiederum sehe ich differenzierter. Ich bin froh, dass sich manche Herausforderungen bei uns nicht in der gleichen Schärfe zeigen wie in anderen Regionen, etwa im Norden unseres Landes. Aber die Tendenzen sind erkennbar und die damit verbundenen Herausforderungen.
Besonders anregend finde ich Loffelds Gedanken zur Entlastung: Wir müssen anerkennen, dass wir bei bestimmten Menschen, die ganz in einer säkularen Lebensweise verwurzelt sind, mit noch so vielen Projekten, Aktionen oder Modellen nichts mehr erreichen werden. Das bedeutet nicht Resignation, sondern eine gewisse Gelassenheit – und gleichzeitig die Aufforderung, das, was wir gut können und von Menschen auch weiterhin gefragt wird und geschätzt ist, auch weiterhin gut zu tun.
Zuvor habe ich das Buch von Tobias Hammerl „Unter Heiden“ gelesen, er war auch zu einer Lesung in Waldsassen. Und ganz aktuell liegt „Spitzfündig – Plädoyer für einen poetischen Glauben“ von Erich Garhammer bereit.
Wo gibt es in der katholischen Kirche synodale oder sogar demokratische Strukturen?
Auf der Gemeindeebene bieten Gremien wie der Pfarrgemeinderat und die Kirchenverwaltung reale demokratische Mitgestaltungsmöglichkeiten für die Gläubigen durch Wahlen – sofern es auch eine Auswahl an Kandidatinnen und Kandidaten gibt. Ich halte das für sehr wichtig, weil ich überzeugt bin, dass die Werte unserer freiheitlich-demokratischen Gesellschaft auch unser kirchliches Leben prägen dürfen – und es durch engagierte Politikerinnen und Politiker auch tun. Innerhalb der Gremien wird ebenfalls weitgehend demokratisch gearbeitet und Beschlüsse gefasst.
Allerdings stoßen diese Formen innerhalb der kirchlichen Struktur auch immer wieder an ihre Grenzen. Deshalb finde ich die Initiative von Papst Franziskus zur Weltsynode so wertvoll. Sie ist ein Versuch, das Gleichgewicht zu finden zwischen unseren demokratisch geprägten Lebensrealitäten und der weltweiten Dimension der Kirche, in der auch noch ganz andere politische und gesellschaftliche Rahmenbedingungen herrschen. Wenn diese verschiedenen Realitäten in den synodalen Gesprächen aufeinandertreffen, kann das auch zu Spannungen führen – aber gerade darin liegt auch eine Chance: im gemeinsamen Ringen um Lösungen im Geist Jesu Christi. Ich bin überzeugt, dass wir so beide Seiten – das synodale Element und unsere Lebenswirklichkeit – gut miteinander verbinden können. Allerdings besteht da noch viel Lernbedarf und es braucht die Bereitschaft, die angestoßenen synodalen Prozesse besonders unter dem Stichwort „Teilhabe“ gemeinsam mit den Gläubigen zu vertiefen.
Wie gelingt es der Kirche, in einer zunehmend säkularisierten Welt noch eine Stimme zu sein?
Ich glaube, wir sind nach wie vor eine wahrnehmbare Stimme – Gott sei Dank. Vielleicht nicht mehr in der gleichen Selbstverständlichkeit wie früher, aber es gibt nach wie vor Möglichkeiten in den Diskursen präsent zu bleiben. Es braucht aber dazu Gespür, Kompetenz und auch Demut. Das betrifft zum einen die kirchlichen Ämter selbst – etwa die Bischöfe – aber auch unsere theologischen Fakultäten sollten dabei auf keinen Fall vergessen werden. Ich selbst darf an der Fakultät in Regensburg mitarbeiten, und ich finde, wir sollten gerade dort präsent bleiben, diese als Kirche von Regensburg unterstützen und das Potential für unsere Stimme in den aktuellen Fragen und gesellschaftlichen Herausforderungen nutzen.
Natürlich ist das nicht immer leicht. Man muss auch bereit sein, sich auf kontroverse Debatten einzulassen, sich der Auseinandersetzung zu stellen – auch wenn die Wirkung dieser Beiträge nicht immer sofort messbar oder sichtbar ist. Aber ich bin überzeugt: Wenn wir das, was wir an Substanz haben, erhalten und ins Gespräch bringen, bleibt unsere Stimme relevant.
Wie begegnen Sie Ängsten im Zusammenhang mit der pastoralen Planung?
Es ist wichtig, die Menschen konkret zu fragen, was sie bewegt. Denn jeder Mensch bringt andere Gedanken, Erfahrungen und auch Ängste in den Prozess ein. Ich muss da bei mir selbst anfangen: Welche Sorgen habe ich? Schaffe ich das alles, wenn noch mehr Aufgaben dazukommen? Werde ich Menschen finden, die mitgestalten, sich engagieren, sich begeistern lassen?
Nur wenn ich diese eigenen Fragen ernst nehme, kann ich auch glaubwürdig mit anderen darüber sprechen. Deshalb versuche ich, im Gespräch zu bleiben, Formate zu schaffen, in denen Gläubige nicht nur informiert werden, sondern auch ihre Anliegen äußern können – ihre Rückfragen und ihre Bedenken Platz finden. Manche haben vielleicht gar keine Ängste, weil sie ohnehin schon eher distanziert zur Kirche stehen. Aber für andere geht es um liebgewonnene Gewohnheiten, die sich verändern werden – und auch das muss ernst genommen werden, selbst wenn es aus übergeordneter Perspektive kleinlich erscheinen mag.
Wir haben viele Jahre viel sehr selbstverständlich möglich machen können. Jetzt, wo wir reduzieren müssen, geht das nicht über Nacht. Es braucht Zeit, Geduld – und Hoffnung. Das Heilige Jahr 2025 soll dafür ein Impuls sein, Hoffnung zu stiften und wachzuhalten. Aber: Als Einzelner kann man das nicht schaffen. Es braucht das Miteinander.
Welche Angebote gibt es für Kinder und Jugendliche?
Da gibt es nach wie vor sehr viel – Gott sei Dank! Wir beginnen im Kindergarten: durch Mitarbeiterinnen, die engagiert mitarbeiten, sei es bei Namenstagfeiern oder dem Leben im Rhythmus des Kirchenjahrs. Ein schönes Beispiel ist der Tauf-Erinnerungsgottesdienst, den wir jedes Jahr mit den Vorschulkindern aller Kinderhäuser feiern – unterstützt von Mitgliedern des Pfarrgemeinderates.
Natürlich gehören auch die klassischen Sakramentenvorbereitungen dazu – Erstkommunion, Firmung, die Arbeit mit Ministranten/-innen und Verbänden. Aber ein Bereich liegt mir besonders am Herzen: die Schulen. Dort erreichen wir die Kinder strukturell – über den Religionsunterricht und die Schulgottesdienste. Wenn möglich, bin ich bei jedem Schulgottesdienst dabei. Gerade Formate wie der Segnungsgottesdienst vor den Abschlussprüfungen sind sehr gefragt – fast alle kommen, mit der Haltung: „Ich möchte mich stärken lassen.“
Natürlich gibt es auch die Zeiten, in denen Jugendliche weg sind oder auf Distanz gehen – das ist normal. Später tauchen doch einige wieder auf: bei Hochzeiten, bei der Taufe ihres Kindes. Das kontinuierliche Mitfeiern am Sonntag ist weniger geworden, das muss man realistisch sehen. Aber ich bin überzeugt: Es gibt nach wie vor viele Möglichkeiten der Begegnung.
Was ist im Heiligen Jahr 2025 geplant?
Große Feste im klassischen Sinne sind aktuell nicht geplant, aber wir gestalten die bestehenden liturgischen Feiern unter dem besonderen Akzent des Heiligen Jahres, singen immer wieder auch die Hymne zum Heiligen Jahr. Zum Dreifaltigkeitssonntag haben wir eine Taufgedächtnisfeier mit dem Glaubensbekenntnis des Konzils von Nicäa verbunden. Im Oktober, zum Vorabend des Kirchweihfests, planen wir eine „Nacht der offenen Kirche“. Dort wird unser Basilikachor „Credo“-Vertonungen aufführen – von klassischen Messen bis zu einer modernen Komposition, die wir schon im Jahr des Glaubens beauftragt hatten. Auch ein ökumenisches Taufgedächtnis mit der evangelischen Gemeinde ist geplant.
Ein weiterer Akzent ist unser Dekanatstag: Ich habe die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eingeladen, sich mit einem kurzen Zeugnis an der Predigt zu beteiligen – was ihnen Hoffnung gibt, persönlich und in ihrem Dienst. Die Rückmeldungen, die ich bekomme, sind sehr berührend und machen mir selbst Hoffnung. Ich wünsche mir, dass diese Resonanz auch über das Heilige Jahr hinaus lebendig bleibt. Ohnehin gehört ja die Hoffnung als eine der drei göttlichen Tugenden immer zu unserem Christsein.
Das Gespräch führte Dr. Dr. Stefan Groß.




