Regens vor Säulenwand im Seminar.

Person der Woche: Dr. Daniel Stark, Regens des Priesterseminars Regensburg

Priester mit Leib und Seele sein


Regensburg, 17. Oktober 2025 

Die Priester von morgen formen – eine große Herausforderung. Eine, der sich Regens Dr. Daniel Stark seit zwei Jahren als Leiter des Priesterseminars Regensburg stellt. In Weiden i. d. OPf. geboren, hat er in Regensburg und Rom Theologie studiert und wurde 2013 zum Priester geweiht. Zehn Jahre später ist er zurück im Priesterseminar – diesmal in Leitungsverantwortung. Im Interview spricht er von seinen Aufgaben, dem Werdegang eines Seminaristen und von spannenden Kontakten in seinem Amt.

Seit 2023 sind Sie Regens des Priesterseminars in Regensburg. Welche Aufgaben haben Sie in dieser Funktion?

Die Aufgaben sind sehr vielfältig: Ich habe zuerst einmal die Hauptverantwortung für die gesamte Priesterausbildung. Dazu gehören die Aufnahmegespräche mit Bewerbern, die Begleitung der Seminaristen und auch die die inhaltliche Ausrichtung der Priesterausbildung. Zusätzlich halte ich Kontakt zu den Praktikumspfarrern und Praktikumsstellen, zur theologischen Fakultät der Universität und zum Studium Rudolphinum, aber auch zu den Seminaristen im Freijahr. Wichtig ist auch die Entscheidung über den weiteren Verlauf der Ausbildung bei jedem Einzelnen – empfiehlt man ihn zur Weihe oder nicht? Dazu kommt das Administrative im Haus, z. B. bezüglich Renovierungen, Neuanschaffungen oder Arbeitsaufteilung.

Wie viele Kandidaten sind derzeit im Priesterseminar? Wie sieht als Regens Ihr Kontakt zu ihnen aus?

Unsere Hausgemeinschaft umfasst in diesem Studienjahr 38 Leute: 19 Regensburger Seminaristen, 4 Passauer, zwei Gaststudenten und 13 Angehörige von Ordensgemeinschaften. Wir feiern jeden Morgen die Hl. Messe miteinander, essen gemeinsam zu Mittag und zwei Mal in der Woche auch zu Abend. Der lockerste Kontakt ist immer nach dem Mittagessen bei einem Espresso in der Cafeteria oder wenn man sich auf dem Gang begegnet. Natürlich gibt es auch die offiziellen einstündigen Semestergespräche, in denen das vergangene Semester reflektiert wird: Wie ist der Stand des Studiums? Wo sieht man Entwicklungen, wo gibt es vielleicht Probleme? Wie ist das Leben im Haus? Dann die große Frage „Berufung“: Ist die Berufung das vergangene Semester gewachsen oder ist man eher unsicher geworden? Das Thema Zölibat ist auch immer ein wichtiger Aspekt: Kann man es sich wirklich vorstellen, ein Leben lang in der Ehelosigkeit zu leben? Stehe ich auch ideell dahinter? Am Ende wird das ein oder andere Ziel für das kommende Semester formuliert.

Wie kann man heute junge Männer für den Priesterberuf begeistern?

Ich glaube das Entscheidende ist das persönliche Zeugnis eines jeden Priesters: Dass die Priester eine innere Freude ausstrahlen und diesen Dienst mit Leib und Seele tun – damit der junge Mensch merkt: Der ist wirklich erfüllt in diesem Amt. Wichtig ist, trotz aller Herausforderungen, die so ein priesterlicher Dienst mit sich führt, die Schönheit des Priestertums herauszustellen. Natürlich gehört auch ein gewisses Klima dazu, in dem geistliche Berufungen gesät werden, vor allem durch das Gebet – auch für den Mut, dem Ruf zu folgen.

Warum haben Sie sich für den Priesterberuf entschieden?

Ich war noch klein, als ich das erste Mal diesen Wunsch geäußert habe. Aber bei mir waren das Prägende letztlich auch die Priestergestalten, die ich in meiner Heimatstadt erlebt habe. Ich hatte einen Kaplan, der mich sehr beeindruckt hat und durch den ich Ministrant geworden bin. Dann hatte ich zwei sehr unterschiedliche Heimatpfarrer, aber man hat bei beiden gemerkt, dass sie ihr priesterliches Dasein voll und ganz, mit Freude gelebt haben. Außerdem gab es in meiner Heimatstadt einen alten Ruhestandsgeistlichen, bei dem man gesehen hat: Da ist mehr dahinter. Und auch die Begegnung mit den Patres in Fockenfeld gehört dazu.

Was ist in einer guten Priesterausbildung von heute besonders wichtig?

Wichtig ist die Mehrdimensionalität der Ausbildung: Einmal die geistliche Ausbildung, damit die Frömmigkeit nicht nur eine Hülle oder Enthusiasmus, sondern wirklich geerdet ist und in Krisen tragfähig sein kann. Auch Persönlichkeitsbildung und Teamfähigkeit sind nötig. Außerdem ist die intellektuelle Bildung sehr wichtig: Dass ich sprachfähig bin, den Glauben zu erklären – auch gegenüber Leuten, die kirchlich sehr weit weg sind.

Wie sieht die Ausbildung im Priesterseminar aus?

Die Ausbildung beginnt mit einem einjährigen Propädeutikum für das Lernen von Sprachen (Latein, Griechisch, Hebräisch), die Einführung ins Gebetsleben und in spirituelle Themen in der sogenannten Lebensschule sowie für das Kennenlernen der Bistumsgeschichte und das Hineinleben in die Hausgemeinschaft. Dann folgen fünf Jahre Studium, wovon für die Universitätsstudenten das dritte Jahr das sogenannte „Freijahr“ ist, das außerhalb des Hauses ist. Danach ist der einjährige Pastoralkurs, in dem dann die Diakonenweihe erfolgt und an dessen Ende die Priesterweihe steht.

Unsere Ausbildung ist auf zwei Säulen aufgebaut. Zum einen gibt es die Ausbildung hier im Haus: Studium, Sprecherziehung und Stimmbildung sowie geistliche Grundlegung durch den Herrn Spiritual. In den Semesterferien haben wir außerdem eine Theoriephase, in der verschiedene Aspekte des priesterlichen Dienstes besprochen werden: z. B. Krisenmanagement, Präventionsschulung, psychische Erkrankung und Seelsorge, gewaltfreie Kommunikation oder Zölibat. Auch der kulturelle Teil gehört dazu: Einmal im Semester machen wir eine sogenannte „Fahrt hinein ins Bistum“, damit man die verschiedenen Gegenden des Bistums kennenlernt. Darüber hinaus sehen die Seminaristen auch einmal die Bandbreite der sogenannten „Kategorialen Seelsorge“, z. B. im Gefängnis, bei der City- oder Flughafen-Pastoral.

Zum anderen gehört auch die Praxis in der Pfarrei zur Ausbildung: Vier Wochen begleitet man einen Pfarrer in seiner Arbeit. In den unteren Kursen ist es eher ein Schauen, in den oberen Kursen übernimmt man schon manche Aufgaben, die Krankenkommunionen zum Beispiel. Im vierten Kurs lernt man die kategoriale Seelsorge näher kennen, zum Beispiel bei der Caritas, bei der Katholischen Jugendfürsorge (KJF), im Krankenhaus oder im Hospiz.

Sie sind nicht nur für die Seminaristen zuständig, sondern auch für die Verwaltung hier im Haus. Wie viele Mitarbeiter hat das Priesterseminar und was sind ihre Aufgabenbereiche?

Wir haben genau 20 Mitarbeiter: Die Damen an der Rezeption, die Sekretärin, eine Hauswirtschaftsleiterin, die den ganzen Betrieb leitet, und eine Mitarbeiterin in der Bibliothek. Dann natürlich – ganz wichtig – die Küche, die Reinigungskräfte und zwei Hausmeister. Das ist schon ein kleiner Betrieb!

Was macht Ihnen am meisten Freude an Ihrer Aufgabe als Regens?

Zum einen, dass man mit jungen Menschen zu tun hat und dass man sie auf ihrem Weg begleiten darf, zum anderen diese Vielfältigkeit und die vielen Kontakte: zu den Professoren der Fakultät und des Studium Rudolphinum, zu den verschiedenen Pfarrern, zur Bistumsleitung und auch zu den Gästen im Haus. Darüber hinaus schätze ich auch den Erfahrungsaustausch mit den Kollegen in den anderen Bistümern. Die bayerischen Regenten haben einen sehr engen Kontakt: Wir treffen uns dreimal im Jahr neben den Konferenzen zur sogenannten Supervision. Dort kann man Themen, die auf den Nägeln brennen, im geschützten Raum besprechen und Rat holen – gerade als junger Regens. Das ist eine sehr gute Kollegialität auf Augenhöhe!

Das Gespräch führte Frater Thomas Müller.

Foto: Frater Thomas Müller
(chb)
 

Weitere Infos

Alle weiteren Informationen über das Regensburger Priesterseminar findet man auf der neuen Homepage unter: Priesterseminar Regensburg



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