kinder-darsteller stehen auf der Bühne

Musical Deborah feiert in Waldsassen großen Erfolg

Über die „Mutter Israels“


Waldsassen, 27. Juli 2025

Starke Frauen in der Bibel – Das ist das Thema der inzwischen vier Musicals, die Gemeindereferentin Gertrud Hankl selbst geschrieben hat. Am vergangenen Samstag und Sonntag wurde das neueste Stück „Deborah“ in der Waldsassener Stadthalle aufgeführt. Deborah war vor über 3.000 Jahren in der von Männern dominierten Welt als einzige Frau Richterin im gelobten Land. Sie errang einen für Israel entscheidenden Sieg gegen die Kanaanäer. Bischof Dr. Rudolf Voderholzer erfreute sich sehr an der gelungenen Darbietung der Kinder und Jugendlichen.

Das Alte Testament erzählt die Geschichte von Deborah im vierten und fünften Kapitel im Buch der Richter. Es spielt in der vorstaatlichen Zeit des Volkes Israel. Mose hatte das Volk Israel aus Ägypten in das gelobte Land geführt. Damals gab es in Israel noch keine Könige, sondern nur den vorstaatlichen Stämmeverbund, der aus den zwölf einzelnen Stämmen Israels bestand. Regiert wurde der Verbund durch Richter, die als von Gott auserwählt angesehen wurden, und deren Aufgabenbereich weit über das heutige Richteramt hinausging.

Deborah – Prophetin und Richterin in Israel

Um das Jahr 1.200 vor Christus übte Deborah dieses Amt aus. Sie war die einzige Richterin im Volk Israel, ein Amt, das damals nur Männern vorbehalten war. Die Israeliten kamen zu ihrem Sitz, der nach ihr benannten Deborah-Palme zwischen Rama und Bethel, um sich dort Recht sprechen zu lassen. Ihre Weisheit wurde überall gerühmt und sie wurde als Prophetin angesehen. Zwei schwierige Situationen prägten damals die Israeliten. Zum einen hielt das Volk die Gebote Gottes nicht mehr, zum anderen wurde es von den Kanaanitern zunehmend gewaltsam unterdrückt. Die Menschen litten sehr und waren unzufrieden. Deborah als Anführerin half Israel, auf den Herrn zu vertrauen. Die Prophetin erhielt im Zwiegespräch mit Gott die Anweisung, ein Heer aufzustellen. Sie sollten gegen die Kanaaniter kämpfen. Deborah teilte dem israelitischen Feldherrn Barak Gottes Auftrag mit, gegen Jabin, den König von Kanaan, und seinen Stadtkönig und Heerführer Sisera zu kämpfen. Barak wollte nur in den Kampf ziehen, wenn Deborah mit ihm geht. Denn er war sicher: Wenn Deborah das Heer begleitet, wird der Herr sie alle beschützen. Sie willigte ein und prophezeite: Sisera wird von einer Frau besiegt werden.

Das Heer der Kanaaniter umfasste 10.000 Soldaten und 900 eiserne Streitwagen. Das machte den Israeliten Angst, aber Debora wusste, dass der Herr ihnen helfen wird. Die Israeliten versammelten sich auf dem Berg Tabor und die Kanaaniter versammelten sich im Tal. Als der Kampf anstand, sandte der Herr Regen und die Kampfwagen der Kanaaniter wurden vom Wasser fortgespült. Viele Kanaaniter ertranken im Fluss, ihr Anführer Sisera flüchtete. Die Israeliten hatten gesiegt. Eine Frau namens Jaël wohnte in einem Zelt in der Nähe. Sie sah Sisera weglaufen und sagte ihm, dass er sich in ihrem Zelt verstecken solle. Jaël aber wusste, dass er der Anführer der Kanaaniter war. Sie tötete ihn, damit er niemandem mehr etwas antun konnte. In der Bibel wird dies grausam beschrieben: „Doch Jaël, … , holte einen Zeltpflock, nahm einen Hammer in die Hand, ging leise zu Sisera hin und schlug ihm den Zeltpflock durch die Schläfe, sodass er noch in den Boden drang, während er erschöpft in tiefem Schlaf lag. So fand Sisera den Tod.“


Das Deborah-Lied

Deborahs Prophezeiung hatte sich erfüllt, Sisera war von einer mutigen Frau besiegt worden. Deborah und Barak sangen ein Loblied, das Gott für den Sieg pries und die beteiligten Helden ehrte. Die Israeliten sollten sich daran erinnern, wie der Herr sie gerettet hatte: „Die Gott lieben, werden sein wie die Sonne, die aufgeht in ihrer Pracht!“ Fortan hielten die Israeliten die Gebote und lebten 40 Jahre lang in Frieden. Die Richterin und Prophetin Deborah bestimmte als erste Frau das Geschick des Volkes Gottes wesentlich mit. Als „Mutter Israels“ ging sie in die biblische Geschichte ein. Gemeindereferentin Gertrud Hankl ist bei der Suche nach einer starken biblischen Frau auf Deborah gestoßen und hat das neue Musical in Wort und Liedtexten verfasst. Dabei hat sie geschickt die gewalttätigen Szenen der Geschichte in kindgerechte Darstellungen umgeschrieben. Denn Kinder und Jugendliche aus Waldsassen sollten das Stück aufführen; dazu kamen die jüngeren Geschwister, die die Aufführungen besuchten. Ein knappes Jahr lang probten die sieben bis 14Jährigen jeden Samstagvormittag mit ihrer Gemeindereferentin. Und diese Proben hatten ihre Wirkung: Die Kinder und Jugendlichen sprachen, sangen und bewegten sich konzentriert auf der Bühne, allen voran Paula Riedl als Hauptdarstellerin Deborah.

An einigen Stellen ging Gertrud Hankl über den überlieferten Text hinaus. So erzählte sie auf der Bühne auch aus der Kindheit Deborahs. Schon als junges Mädchen zog sie mit einer Karawane mit, um sich vor dem Stadtkönig Sisera zu verstecken, der sie von ihrem Vater, dem Gerber Tenach, einforderte. Immer wieder trat eine Gruppe von Frauen und Kindern auf, die die Geschehnisse kommentierte und dem Publikum näher erläuterte. Andreas Sagstetter komponierte zu den insgesamt neun Liedtexten ansprechende und einfühlsame Melodien. Er verriet, dass er beim Komponieren zunächst die Stimmung der jeweiligen Szene auf sich wirken lasse: „Dann fällt mir schnell eine Melodie ein. An diesem Rohgerüst gilt es dann zu feilen.“ Bei den Aufführungen unterstützte der Kirchenmusikdirektor auf dem E-Piano zusammen mit dem neuen rhythmischen Chor der Pfarrei die Kinder und Jugendlichen beim Gesang. Damit die Zuschauer sich in die Zeit vor etwa 3.000 Jahren gut einfühlen konnten, kleidete das Familiengottesdienstteam die Schauspielerinnen und Schauspieler passend ein. Die einzelnen Szenenbilder waren orientalisch gestaltet, jede Situation bekam ihr eigenes Outfit. Und in einigen Umbaupausen entführte die Bauchtanzgruppe des Turnvereins unter der Leitung von Gabi Stich in die längst vergangene Zeit.

Das Publikum belohnte die Darstellerinnen und Darsteller, aber auch alle weiteren Beteiligten vor und hinter der Bühne mit langanhaltendem Applaus. Sie waren ebenso wie Gertrud Hankl mit der Leistung der Kinder und der Aufführung sehr zufrieden. Bischof Rudolf Voderholzer bedankte sich und gratulierte allen Mitwirkenden. Zur Autorin und Gesamtleiterin Gertrud Hankl sagte er: „Die Rollen waren hervorragend besetzt, das Drehbuch und die Aufbereitung der Geschichte ist sehr gut gelungen. Und danke, dass Sie das entscheidende Ende jugendgerecht gezeigt haben.“ Dann kommt von Bischof Rudolf ein grundlegendes Lob, das auch Gertrud Hankl meint: „Es zieht sich ja wie ein roter Faden durchs Alte Testament: Immer, wenn es brenzlig wird, dann müssen die Frauen ´ran!“

Stadtpfarrer Dr. Thomas Vogl dankte im Namen der Pfarrei für die Leidenschaft, Freude und Begeisterung der Mitwirkenden, die auf die Zuschauerinnen und Zuschauer übergesprungen sei. Auch Waldsassens Zweiter Bürgermeister Markus Scharnagl lobte die mit viel Leidenschaft und Lebendigkeit aufgetretenen Schauspielerinnen und Schauspieler. Ein großes Buffett lud das Publikum mit orientalischen und anderen Leckereien zum Imbiss ein. Der Eintritt war frei, aber wie meinte Gertrud Hankl am Ende der Aufführung: „Geben Sie mit vollem Herzen und gehen Sie mit leeren Taschen nach Hause!“ – Spenden für die Renovierung der Päpstlichen Basilika Johannes Evangelist in Waldsassen waren sehr willkommen und wurden reichlich gegeben. Ein Zuschauer zog ein persönliches Fazit nach der Aufführung am Sonntag: „Das war eine exzellente Darstellung dieser biblischen Geschichte mit viel Anregung zum darüber Nachdenken!“ Gertrud Hankl ist seit 2012 in der Pfarrei Waldsassen als Gemeindereferentin tätig. Außerdem ist sie als Supervisorin und Coach in der Diözese Regensburg im Einsatz. Neben dem Religionsunterricht an der Grundschule bereitet sie Kinder auf die Erstkommunion und Firmung vor.

Text und Fotos: Peter Pirner
(jas)



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