Baby und seine Mutter, auf einer Decke im Wald sitzend, formen aus Mehl und Öl eine Skulptur

Moderne Familienbildung: Die Wald-Eltern-Kind-Gruppe

Lernen durch Erleben


Laub, 11. September 2025

Ein Mittwochvormittag in Laub: Am Waldrand neben der Kirche sammeln sich vier Mütter und sechs Kinder zur wöchentlichen gemeinsamen Auszeit. Aufgrund der Ferienzeit ist heute nur die Hälfte der Teilnehmenden anwesend. Die Wald-Eltern-Kind-Gruppe trifft sich, um gemeinsam Natur zu erfahren und zu erforschen, Beziehungen zu stärken und Zeit miteinander zu verbringen. Was simpel klingt, ist in Wirklichkeit ein eindrucksvolles Beispiel moderner Familienbildung in naturnaher Umgebung.

Herzlich willkommen: Ritual und Auftakt

Im Wald angekommen, werden große Decken ausgebreitet, auf die sich alle Kinder und Eltern setzen. Der Start ist geprägt von Vertrautheit und Ritual. Jeder kleine Gast wird von Kuscheleule „Elly“ mit einem Begrüßungslied willkommen geheißen. Das Anfangsritual gibt den Kindern Sicherheit und bildet den Rahmen für die kommenden Stunden – und dies ist in Eltern-Kind-Gruppen besonders wichtig.

Achtsamkeit und Austausch für Mamis

Nach dem kurzen Liedkreis freuen sich alle über die gemeinsame Brotzeit auf den Picknickdecken. Während die Kinder die mitgebrachten Leckereien essen, verteilt Katharina Winter kleine Zettel mit einer Impulsfrage an die Mütter: „Wie schaffe ich es, im Alltag kurz Kraft zu tanken? Was schenkt mir Energie?“ Diese Fragen regen die Mamas zu persönlichem Austausch an und öffnen wertvolle Gespräche über Selbstfürsorge – ein zentrales Thema für Eltern kleiner Kinder. „Die Eltern-Kind-Gruppen nach dem Regensburger Konzept sind ein Teil der Erwachsenenbildung“, erklärt Leiterin Katharina Winter. „Für mich persönlich ist genau das besonders spannend: Meine Stunden so zu gestalten, dass sowohl die Kinder als auch die Eltern davon profitieren.“

Themen, die verbinden: Ernährung und Sonnenpflege

Im anschließenden Gesprächskreis tauschen sich die Mütter darüber aus, ab wann und wie ihre Kinder feste Nahrung bekommen haben. Erfahrungen, Unsicherheiten und Erfolgsgeschichten werden offen geteilt. Später folgt auch ein Austausch zum Sonnenschutz: Wie viel Sonnencreme ist bei kleinen Kindern nötig, welche Kleidung ist praktisch und was hilft bei einem Strandurlaub? So profitiert jede Familie vom Wissen und Erleben der anderen. „Manchmal laufen die Gespräche ganz von alleine, vor allem, wenn sich die Gruppe schon länger kennt“, berichtet Katharina Winter. „Und sonst überlege ich mir im Vorfeld Themen, die für die Eltern interessant sein können.“ Hier bieten sich nicht nur Alltagsfragen an, sondern auch tiefergehende Fragen zu Werten und Glauben innerhalb der Familie: Lasst ihr eure Kinder taufen? Wie feiert ihr Ostern? Betet ihr mit euren Kindern zusammen? Die Eltern-Kind-Gruppen sind für alle offen – egal, ob Christ, Muslim oder Atheist. Das macht es interessant, auch über solche Fragen zu sprechen.  

Abenteuer im Wald: Lernen durch Erleben

Nach der kleinen Stärkung folgt eine Schnitzeljagd durch den Wald, bei der die Kinder den auf dem Waldboden ausgelegten Stockpfeilen folgen. Unterwegs warten kreative Aufgaben: Die Kinder legen mit Steinen eine „Schlange“, spinnen mit Fäden ein Spinnennetz zwischen den Ästen und formen am Ende aus (Speise-)Öl und Mehl phantasievolle Skulpturen – ein Spielen mit allen Sinnen, das die Kreativität, Motorik und Gemeinschaft der Gruppe stärkt. „Ich genieße die gemeinsame Zeit mit meinem Sohn in der Natur und schätze den Austausch mit den anderen Mamis total“, erzählt Katrin Schaumberger, die mit ihrem neun Monate alten Sohn dabei ist. „Katharina lässt sich immer tolle, kreative Beschäftigungen und Bastelideen für die Kinder einfallen. Wir fühlen uns in der Gruppe sehr wohl.“ Dem positiven Feedback schließt sich auch Julia Landfried an, die mit ihrer zehn Monate alten Tochter teilnimmt: „Die Waldgruppe finde ich für meine Tochter super, weil sie draußen an der frischen Luft den Wald mit allen Sinnen entdecken kann, Kontakt mit anderen Kindern hat und wir neue kreative Ideen zusammen entdecken können.“

Abschluss und Ausklang

Das Zusammentreffen endet, wie es begonnen hat: mit Musik. Das Schlusslied bringt Ruhe und Struktur in den Abschied. Für einige ist es das letzte Treffen, da nach den Sommerferien der Kindergarten beginnt. Noch einmal schauen sich alle an, es wird gewunken, gelächelt und vereinbart, sich in der nächsten Woche erneut zu treffen. Die Kinder sind müde, aber glücklich von den Abenteuern, die sie heute erlebt haben.

In Kooperation mit dem KDFB Regensburg und getragen durch die Katholische Erwachsenenbildung im Bistum Regensburg reflektiert die Wald-Eltern-Kind-Gruppe von Katharina Winter genau das, wofür Eltern-Kind-Gruppen stehen: Sie schaffen Raum für gelebte Familienbildung – draußen, im Hier und Jetzt, und im Miteinander von Klein und Groß.

Solche Initiativen sind unverzichtbar, um Familien im Alltag zu unterstützen, das Gemeinschaftsgefühl zu stärken und Kindern nachhaltige Erfahrungen zu schenken.


Text und Fotos: Rebekka Wach

(kw)

Weitere Infos

Wer selbst eine Eltern-Kind-Gruppe vor Ort finden möchte, kann sich an die regionalen KEBs wenden: Amberg, Cham, Dingolfing-Landau, Kelheim, Neustadt-Weiden, Regensburg-Stadt, Regensburg-Land, Schwandorf, Straubing-Bogen, Tirschenreuth, Wunsiedel



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