Hungerhilfe

Misereor warnt vor politischer Untätigkeit

Hunger bekämpfen statt Hilfe kürzen


Aachen / Regensburg, 29. Juli 2025

Weltweit litten im vergangenen Jahr 673 Millionen Menschen an Hunger – das zeigt der heute veröffentlichte UN-Welternährungsbericht. Angesichts drastischer Kürzungen bei der Hungerbekämpfung droht nach der leichten Erholung im Vorjahr eine erneute Verschärfung der Lage.

Lutz Depenbusch, Misereor-Experte für Ernährung, appelliert an die globale Verantwortung der Bundesregierung: „673 Millionen Menschen hungern nicht, weil die Welt sie nicht ernähren könnte. Konfliktparteien – in Gaza, Myanmar, dem Sudan und vielen anderen Ländern – nehmen Hunger in Kauf oder setzen ihn gezielt als Waffe ein. Regierungen ignorieren die Armut, die Menschen in den Hunger treibt. Sie ignorieren die unzureichenden Maßnahmen gegen die Klimakatastrophe, die schon heute Ernten und Leben vernichtet.“

All das sei schon lange Realität, so Depenbusch, doch aktuell drohe sich die Lage nochmals deutlich zu verschärfen, nicht zuletzt durch den Politikwechsel in den USA. Er fordert: „Die deutsche Bundesregierung kann den Hunger nicht allein beenden, aber sie kann einen wichtigen Beitrag leisten: Sie sollte gegenüber Kriegsparteien klar Position beziehen – auch mit Blick auf Gaza. Sie sollte die Bekämpfung des Klimawandels verstärken und nicht zugunsten kurzfristiger Wirtschaftsinteressen abschwächen.“

Besonders wichtig ist es Depenbusch, dass die Bundesregierung ihre – nach dem Rückzug der USA – noch wichtigere Rolle in der internationalen Zusammenarbeit aktiv annehmen soll: „Wenn die Regierung jedoch ihre Pläne umsetzt, die Finanzierung der Entwicklungsarbeit weiter zu kürzen und die humanitäre Hilfe sogar zu halbieren, nimmt sie Leid und Sterben sehenden Auges in Kauf.“

Misereor wurde 1958 als „Werk gegen Hunger und Krankheit in der Welt“ gegründet. Seitdem setzt sich Misereor vor allem für langfristige Hungerbekämpfung ein. Diese gelingt unter anderem durch die Stärkung kleinbäuerlicher Landwirtschaft und lokaler Ernährungssysteme. In akuten Fällen leistet Misereor Nothilfe, um die grundlegende Nahrungsmittelversorgung sicherzustellen. Misereor fördert zurzeit über 800 Projekte, die zur Verbesserung der Ernährungssicherheit weltweit beitragen.

Text: Charleen Kovac

(sig)



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