News Bild Mariä Himmelfahrt: Wallfahrt, Geschichte und Brauchtum im Bistum Regensburg

Mariä Himmelfahrt: Wallfahrt, Geschichte und Brauchtum im Bistum Regensburg

Kennen Sie das „bayerische Bethlehem“?

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Regensburg, 11.08.2022

Schon vor dem Konzil von Chalcedon im Jahr 451 wurde in der Ostkirche die leibliche Aufnahme Marias in den Himmel, das Fest Mariä Himmelfahrt, gefeiert. Spätestens ab dem 7. Jahrhundert hat die Westkirche dieses Fest am 15. August übernommen. Es wird heute als „Hochfest Mariä Aufnahme in den Himmel“ begangen.

Der große Frauentag

Das Marienfest – „der große Frauentag“, „Maria Würzweih“ oder „Büschelfrauentag“ – ist mit zahlreichem Brauchtum verbunden. Für den „großen Frauentag“ hat früher jede Hausfrau ihren Kräuterbuschen gebunden, der dann in der Kirche geweiht wurde. In vielen Pfarreien treffen sich noch heute am Tag vor Mariä Himmelfahrt die Frauen zum Kräuterbuschenbinden. Am beliebtesten für die Kräuterweihe waren früher die Klöster, und unter den Klöstern wiederum die Kapuziner und Franziskaner – ihnen sprach man die größte Weihekraft zu (wie übrigens auch beim Dreikönigswasser und beim Osterwasser). Der geweihte Buschen wurde zu Hause kopfüber auf dem Dachboden zum Trocknen aufgehängt. Bei Gewitter eine Handvoll ins Herdfeuer geworfen, sollte er das Jahr über vor Blitzschlag schützen, krankes Vieh bekam geweihte Kräuter unter das Futter gemischt und auch beim Ausräuchern des Hauses taten die Kräuterbuschen ihre Dienste. Mancherorts gab man den Verstorbenen ein aus Frauenkräutern gebundenes Kreuz mit in den Sarg – zum Schutz vor den bösen Mächten auf dem Weg in den Himmel. Selbst der alte Strauß vom Vorjahr wurde nicht achtlos weggeworfen, sondern so lange verwendet, bis die frischen Kräuter getrocknet waren und dann verbrannt.

 „Das bayerische Bethlehem“

Am 15. August, dem Tag „Mariä Himmelfahrt“ machen sich noch heute im Bistum Regensburg unzählige Gläubige auf den Weg zu den Marienkirchen, die an diesem Tag ihr Patrozinium feiern. Im Ort Stadlern befindet sich die Wallfahrtskirche „Unserer Lieben Frau aus Erden gebrannt“. Die herrliche Lage in 730 Metern Höhe, gleich unterhalb einer romantischen Felsenlandschaft, hat dem Ort den Beinamen „bayerisches Bethlehem“ gebracht. Der Sage nach wurde das Kirchlein von einem Ritter zu Ehren der Mutter Gottes erbaut. Er hatte sich in den unwegsamen Wäldern verirrt und in seiner Not gelobt, eine Kapelle zu bauen, wenn er gerettet würde. Schon bald wurde die Kapelle zu einer größeren Kirche ausgebaut und im 14. Jahrhundert zur Pfarrkirche erklärt.
Bis heute zählt Stadlern zu den beliebtesten Wallfahrtsorten der Oberpfalz. Alljährlich am 15. August strömen tausende Pilger herbei, oft kann die kleine Kirche die Zahl der Wallfahrer nicht mehr aufnehmen. So ziehen alle auf den nahegelegenen Kalvarienberg mit seiner natürlichen Felsenkanzel, wo der Gottesdienst im Freien abgehalten wird. Und wie es zu einer richtigen Wallfahrt gehört, klingt der Frauentag mit einem weltlichen bunten Markttreiben aus.

Frauentag in Stadlern

Frauentag in Stadlern

Zu Unserer Lieben Frau in Weißenregen

Bis in die Reformationszeit geht der Ursprung der Wallfahrt „Zu Unserer Lieben Frau“ in Weißenregen bei Kötzting zurück. Als auch in der Oberpfalz der protestantische Glaube eingeführt wurde, soll der Legende nach ein Marienbild von Nabburg nach Weißenregen gebracht worden sein, um „es vor Entehrung zu schützen“. Hier wurde das Bild in eine große Eiche gehängt und schon bald erzählte man sich von zahlreichen Wundern und Gebetserhörungen. Als der Zustrom der Gläubigen und Hilfesuchenden immer größer wurde, wollte man das Gnadenbild in der St.-Veitskirche in Kötzting aufstellen. Hier aber sei es nicht geblieben, sondern auf wundersame Weise an den alten Ort zurückgekehrt. Auch in der Blaibacher Kirche „hat es nit bleiben wollen“. So durfte es seinen Platz in der Eiche behalten, bis der Baum einem Brand zum Opfer fiel. Das Marienbild, das bei dem Feuer unversehrt geblieben war, fand seinen Platz in einem gemauerten Bildstock, und im Jahr 1593 ließ der Abt des Klosters Niederalteich ein kleines Kirchlein errichten. Als immer mehr Wallfahrer nach Weißenregen pilgerten, wurde Mitte des 18. Jahrhunderts mit dem Bau der heutigen Wallfahrtskirche begonnen.
Bis heute ist Weißenregen ein vielbesuchter Wallfahrtsort. Der bedeutendste Tag im Wallfahrtsjahr ist alljährlich das Patrozinium an Mariä Himmelfahrt. Nach dem feierlichen Festgottesdienst treffen sich beim „Weißarenga Kirta“ Gäste aus nah und fern zu Bier und Brotzeit.

Der „heilige Berg der Oberpfalz“

Nah an der Grenze zu Tschechien, in der Nähe von Waldthurn, steht auf dem 801 Meter hohen Fahrenberg die Wallfahrtskirche Mariä Heimsuchung, eine der ältesten Marienwallfahrten Bayerns. Um 1200 hatte der Templerorden die Burg auf dem Fahrenberg übernommen. Der Überlieferung nach brachte einer der Templer eine Marienstatue aus dem heiligen Land auf den Berg. Man baute eine Kapelle an die Burg und stellte das Marienbild dort auf. Das war der Beginn der Wallfahrt. Rund 100 Jahre später ging der Besitz an das Zisterzienserkloster Waldsassen über, das die Burg in ein Kloster umwandelte. Später kamen Nonnen aus Böhmen in das Klösterlein, und selbst als die Herrschaft Waldthurn, zu der der Fahrenberg gehörte, evangelisch wurde, riss die Wallfahrt nie ganz ab. Ihren großen Aufschwung erlebte sie, als das böhmische Adelsgeschlecht der Lobkowitzer die neuen Herren des „Fahrenbergschatzes“ wurden. Sie unterstützten 1762 den Neubau einer Kirche und als diese durch einen Brand vernichtet wurde, betrieben die Lobkowitzer den Wiederaufbau. Im Jahr 1807 kam Waldthurn zu Bayern. Aus einem Pfarrbericht von 1816 lässt sich die Bedeutung der Wallfahrt erkennen: „Im ganzen Königreich ist keine Wallfahrt berühmter und weit und breit besuchter“, heißt es darin.
Bis heute hat der Fahrenberg nichts von seiner Bedeutung als Wallfahrtsstätte eingebüßt. Vom 1. Mai bis in den November kommen Pilger zur Wallfahrtskirche Mariä Heimsuchung, doch Höhepunkte im Wallfahrtsjahr sind das Patrozinium an Mariä Heimsuchung und der „Große Frauentag“ am 15. August, der mit einem feierlichen Festgottesdienst unter freiem Himmel beginnt.

Text: Judith Kumpfmüller

Die Wallfahrtskirche Mariä Heimsuchung auf dem Fahrenberg. 

Die Wallfahrtskirche Mariä Heimsuchung auf dem Fahrenberg. 



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