News Bild Älteste Nonne der Welt feierte 110. Geburtstag

Älteste Nonne der Welt feierte 110. Geburtstag

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"Schau ned af´d Uhr, denn sowas erlebst koa zweitsmoi ned" erklang es vom Schwesternchor in Niederviehbach beim Festtagsgedicht, als Bischof Rudolf Voderholzer zum Gratulieren ins Dominikanerinnenkloster Sankt Maria kam. Die Jubilarin war Schwester Konrada Huber, die kürzlich ihren 110. Geburtstag feiern konnte.

Bischof Rudolf erinnerte, dass Sr. Konrada im Jahr 1930 in die Gemeinschaft der Dominikanerinnen in Niederviehbach eingetreten sei. Genau in diesem Jahr wurde Bruder Konrad von Parzham selig gesprochen und so vermutet er, dass die Namensgebung von Sr. Konrada wohl eine Wertschätzung des Seligen ausdrückte. Dieser hatte täglich treue Diensterfüllung an der Klosterpforte in Altötting geleistet mit einem guten Wort, einem Teller Suppe und auch einem Krügerl Bier. Auch Sr. Konrada habe lange Jahre die Pforte "gehütet" und später als Schneidermeisterin die Habite für ihre Mitschwestern genäht. Sicherlich sei ihr der mittlerweile Heiliggesprochene Bruder Konrad ein guter Patron gewesen. Als Geschenk überreichte Bischof Rudolf einen Blumenstrauß und den Regensburger Rosenkranz. Sr. Konrada versprach auch weiterhin täglich den Rosenkranz zu beten. Denn das Beten sei ihre stete Freude.

 

Sich fügen und an Gott glauben

Es macht Freude, wenn man sieht, wie geistig fit Sr. Konrada in ihrem hohen Alter noch ist. Ein Lieblingsgebet hat sie übrigens nicht. Auf so eine Frage antwortet sie, dass jeder Anlass und jeder Tag sein eigenes Gebet benötigt. Ähnlich ist es mit Kirchenliedern - da wird diszipliniert das gesungen, was an Nummern aufgesteckt ist beim Gottesdienst, bei dem sie ihren festen Platz hat. "Es gibt so viele schöne Lieder und ich singe so gerne, da kann ich mich nicht auf eins festlegen" erklärt Sr. Konrada, die anscheinend das ganze (alte) Gotteslob auswendig kann. Christsein bedeutet ihr viel, weil ihr auch der Glaube schon viel geholfen hat. "Gebet-Arbeit-Rituale" nennt Schwester Konrada ihr Christsein. Und das nimmt sie auch im hohen Alter noch ernst: Täglich wird das Stundenbuch gebetet und das Aufschlagen einer falschen Seite wird von ihr sofort bemerkt. Am Ordensleben hat sie all die Jahrzehnte besonders gemocht, dass es jeden Tag die gleichen Rituale, die gleiche Arbeit, das gleiche Gebet gibt, dass man weiß was kommt. Und die Festtage waren dann eben "herausgehobene" Tage aus dem Alltag.

Seit 88 Jahren im Kloster

Schmunzelnd fragte ihre Pflegerin Claudia, was sie ihr raten würde, wenn sie ins Kloster eintreten möchte und ob sich das lohnen würde. Sr. Konrada meinte, dass die Claudia bestimmt ganz herzlich empfangen werden würde und sie viel Vertrauen, eine gute Gemeinschaft und eine liebe Klosterfamilie erhält. "Man muss sich fügen können und an Gott glauben, dann klappt das Klosterleben", resümierte die 110jährige. Der Claudia würde sie wünschen, dass alles gut geht und ihr empfehlen, als Schneiderin und in der Küche zu arbeiten. An dieser Aussage kennt man auch die Zufriedenheit, mit der Sr. Konrada seit 88 Jahren im Kloster lebt. Für die Zukunft wünscht sie sich selbst, dass es noch lange so bleibt wie es ist. Auch, dass ihr das Glaserl Wein noch lange schmeckt und vor allem dass Muckerl, der Hund der Pflegerin, täglich mitkommt und bleiben darf. Richtig schön wäre für sie, wenn der 111. Geburtstag auch noch so schön gefeiert werden kann und dazu darf auch Bischof Rudolf wieder gerne kommen -  "wenn er mag" fügt sie bescheiden hinzu.

 

Ihr Rezept für das lange Leben: Das Gebet, ein regelmäßiger Tagesablauf, Anspruchslosigkeit und vor allem Zufriedenheit. Aber auch Humor verhilft zu einem hohen Alter. Die Augen leuchten und ein gütiges, wissendes und herzliches Lächeln umspielen die Mundwinkeln als Sr. Konrada meint:  "Der Herrgott hat mich halt vergessen. Die letzte meiner Schwestern hat er im Frühjahr mit 104 Jahren zu sich geholt." Sr. Konrada fasziniert übrigens nicht zuletzt, wenn sie von ihren täglichen Beobachtungen erzählt, die sie von ihrem Zimmer aus machen kann: seien es die verschiedenen Fahrzeuge, die sich über die Isarbrücke schlängeln und die von ihr gezählt werden, oder auch die Schwalben, die auch jetzt noch fliegen, obwohl sie doch längst fort sein sollten. "Mariä Geburt fliegen alle Schwalben furt" zitiert sie ein altes Sprichwort und erklärt, dass dieser Termin am 8. September war.

Zwei Weltkriege und das erste Flugzeug

Wenn man auf das lange Leben von Sr. Konrada Huber zurückblickt, dann entdeckt man, dass Kaiser Wilhelm II. das Deutsche Reich regierte und in Magdeburg das erste Motorflugzeug in Deutschland startete, als Rosalie Huber am 29. September 1908 in Schernberg bei Falkenberg (Landkreis Rottal-Inn) geboren wurde. Sie wuchs zusammen mit ihren drei Brüdern und sechs Schwestern auf. Mit 15 Jahren führt sie der Weg nach Niederviehbach (Landkreis Dingolfing-Landau). Hier besuchte Rosalie die Volksfortbildungsschule, lernt nähen, Buch- und Haushaltung, war eine gute Schülerin. Schon damals möchte Rosalie Nonne werden, doch ihre Bitte, ins Kloster eintreten zu dürfen, wird wegen der Krankheit Kinderlähmung mehrmals abgelehnt. Erst am 9. Mai 1930 erfüllt sich ihr Wunsch und Rosalie wird von den Dominikanerinnen in Niederviehbach aufgenommen. Zu dieser Zeit leben rund 100 Schwestern im Kloster St. Maria. In den folgenden 16 Jahren hütet Schwester Konrada, wie Rosalie nach ihrer Profeß im Kloster heißt, die Pforte.

Nach den Wirren des Zweiten Weltkriegs (Konrada musste beide Weltkriege miterleben) arbeitet die Ordensschwester im Näh- und Bügelzimmer des Klosters. Hauptsächlich nähte sie die Habite ihrer Mitschwestern - 64 Jahre lang. Selbst im hohen Alter von 100 Jahren strickte Konrada noch Socken und stickte Tischdecken, Kelch- und Altartücher. Sie hat es nie bereut ins Kloster eingetreten zu sein. Mittlerweile ist sie die älteste Ordensfrau der Welt. Diesen inoffiziellen Titel führte bis 2017 die italienische Krankenpflegerin Candida Bellotti, die Ende Mai mit 110 Jahren starb. Konrada hat das Kaiserreich miterlebt, die Weimarer Republik, die Schrecken der Nazizeit, die Gründung der Bundesrepublik und schließlich die Wiedervereinigung. Papst Pius X. und neun seiner Nachfolger lernte sie während ihrer Lebenszeit kennen und heute blickt sie dankbar auf ein langes erfülltes Leben zurück.



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