München / Regensburg, 24. Januar 2025
Der Alltag im Libanon ist nach wie vor von großen Schwierigkeiten und noch größerer Ungewissheit geprägt. Die israelischen Luftschläge gegen die vom Iran gestützte Hisbollah, die allen Menschen im Libanon und Israel letztlich Sicherheit und Lebensqualität bringen und die bereits Ende November mit einer Waffenruhe endeten, habe auch die Zivilbevölkerung im Lande leider schwer getroffen. Dazu erklärte Marielle Boutros, für das katholische Hilfswerk „Kirche in Not“ als Projektkoordinatorin für den Libanon zuständig: „Zahlreiche Menschen haben ihre Arbeitsstelle verloren, und im Südlibanon sind zahlreiche Felder durch Phosphorbomben auf Jahre vernichtet.“
Im Süden des Libanon halten sich nach wie vor viele Hisbollah-Terroristen auf, gleichzeitig leben dort viele Christen. Während der Militäroffensive habe daher „jeder Christ darüber nachgedacht, das Land zu verlassen“, so Boutros. Auch in der im Norden des Libanon gelegenen Bekaa-Ebene seien Felder und Häuser zerstört, Binnenflüchtlinge könnten deshalb nicht in die Heimat zurück. Wie Ansprechpartner von „Kirche in Not“ aus der Hafenstadt Sidon berichteten, sei die Waffenruhe brüchig: Vereinzelt gebe es im Süden noch Luftangriffe.
Marielle Boutros betont, dass es essenziell sei, ob der Rückzug der israelischen Armee wie vereinbart bis zum 27. Januar erfolge. „Bis dahin wird niemand beginnen, sein Haus wieder aufzubauen. Keiner will etwas aufbauen, was wieder zerstört werden könnte. Der Frieden ist noch nicht wiederhergestellt.“ Nothilfeprojekte, wie sie „Kirche in Not“ in Zusammenarbeit mit den lokalen Diözesen und Ordensgemeinschaften aufgelegt wurden, seien auch nach der Feuerpause von „entscheidender Bedeutung“. Genauso wichtig sei die Unterstützung für die katholischen Schulen, denn: „Viele Familien können das Schulgeld nicht aufbringen.“
Trotzdem gibt es Hoffnung. Die Wahl von Armeechef Joseph Khalil Aoun zum Präsidenten sei immerhin ein Aufbruchsignal, nachdem das Amt über zwei Jahre vakant war, teilt Boutros mit. Und dennoch: „Die Lage ist alles andere als einfach. Oft reicht der Lohn am Monatsende nicht einmal mehr für Lebensmittel. Aber zumindest gibt es Hoffnung, dass es aufwärts geht.“
Text: Kirche in Not
(sig)