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Laudato si – die Umwelt-Enzyklika von Papst Franziskus ist aktueller denn je

Das geht jetzt jeden etwas an!

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Regensburg, 19. Oktober 2022

Laudato si – so lautet der Titel eines Rundschreibens des Papstes zur Umwelt. Sehr umfangreich werden die verschiedensten Bereiche und Ursachen beschrieben, die uns dahin geführt haben, wo wir jetzt stehen. Die Enzyklika wurde 2015 verfasst und ist aktueller denn je! Viele Menschen aus dem Bistum Regensburg nehmen sie sich bereits zu Herzen. Anderen sind die Inhalte weitestgehend unbekannt geblieben. Die wichtigsten Punkte daraus auf den Punkt gebracht.

 

„Besonderen Dank verdienen die, welche mit Nachdruck darum ringen, die dramatischen Folgen der Umweltzerstörung im Leben der Ärmsten der Welt zu lösen. Die jungen Menschen verlangen von uns eine Veränderung. Sie fragen sich, wie es möglich ist, den Aufbau einer besseren Zukunft anzustreben, ohne an die Umweltkrise und an die Leiden der Ausgeschlossenen zu denken.“

– Papst Franziskus, „Laudato Si“ (S.14)

Natur

Vielleicht kennen Sie auch folgendes Lied aus der Kommunionszeit: „Laudato si, o mio signore, laudato si…“ Doch was heißt das eigentlich? Es ist italienisch und bedeutet: „Sei gelobt, mein Herr“. Der heilige Franziskus von Assisi schrieb dieses Lied als ein Loblied auf Gott und seine wundervolle Schöpfung. Papst Franziskus schrieb auch ein „Laudato si“, zwar kein Lied, aber einen langen Brief – an alle, denen unsere Welt wichtig ist. Er schreibt: „In diesem schönen Lobgesang erinnerte er (Franz von Assisi) uns daran, dass unser gemeinsames Haus wie eine Schwester ist, mit der wir das Leben teilen, und wie eine schöne Mutter, die uns in ihre Arme schließt.“

Und um diese Schwester Erde, Mutter Erde geht es ihm in diesem Schreiben. Dabei ist das Thema ja brandaktuell: der Klimaschutz und was wir Menschen mit der Erde anstellen.

Das Bild des „gemeinsamen Hauses“ greift er dabei immer wieder auf und meint damit nicht mehr und nicht weniger als unsere Erde. Doch die Menschen sind leider fast unaufhaltsam dabei, die Erde zu zerstören. Als das Oberhaupt der katholischen Kirche ruft Papst Franziskus deshalb alle auf, nochmal darüber nachzudenken, was wir hier eigentlich machen. Sorge macht ihm vor allem, dass unser Leben immer schneller wird und dadurch nicht nur Gutes entsteht, darunter….

1. Umweltverschmutzung: Täglich sterben tausende Menschen, die zu hoher Luftverschmutzung ausgesetzt sind. Abgase und andere giftige Substanzen, darunter auch manche Düngermittel steuern ebenfalls ihren Teil dazu bei. Dazu kommt der viele Müll, der nicht biologisch abgebaut werden kann – und „unser Haus scheint sich immer mehr in eine unermessliche Mülldeponie zu verwandeln“ (S.22).

Das alles hat mit unserer Wegwerfkultur zu tun: Wie schnell hat man etwas gekauft und letztendlich landet es doch auf dem Müll? Auch wird noch zu wenig wiederverwertet, obwohl Upcycling (aus alt mach neu) sehr wohl im Trend ist, vor allem bei jungen Leuten!

2. Klimawandel: Wenn man es mal ganz sachlich betrachtet, sind wir Menschen selbst schuld am Klimawandel. Die Erde erwärmt sich, der Meeresspiegel steigt und das alles, weil wir ganze Regenwälder abholzen für unsere Wirtschaft und in der Industrie auf die Nutzung fossiler Brennstoffe angewiesen sind. Fossile Brennstoffe sind z.B. Erdöl, Erdgas und Kohle, die aus abgestorbenen Pflanzen und Tieren entstanden sind und unter der Erdoberfläche liegen. Sie regenerieren sich nicht und gehen deshalb irgendwann einmal aus. Natürlich gibt es auch ein paar Faktoren, die zum Klimawandel beisteuern, auf die wir weniger Einfluss haben, z.B. Vulkanausbrüche. Doch nehmen auch Umweltkatastrophen zu durch unser Wirtschaften.

Vor allem die Ärmsten trifft es, Papst Franziskus schreibt: „Viele Arme leben in Gebieten, die besonders von Phänomenen heimgesucht werden, die mit der Erwärmung verbunden sind, und die Mittel für ihren Lebensunterhalt hängen stark von […] Landwirtschaft, Fischfang und Waldbestand ab. Sie betreiben keine anderen Finanzaktivitäten und besitzen keine anderen Ressourcen, die ihnen erlauben, sich den Klimaeinflüssen anzupassen oder Katastrophen die Stirn zu bieten, und sie haben kaum Zugang zu Sozialdiensten und Versicherung.“ (S.26) Das Problem ist, dass uns das leider viel zu oft kalt lässt. Wir reden zwar viel über „erneuerbare Energien“, aber wird das auch mit Nachdruck umgesetzt? Vieles läuft so, weil wir auf den Gewinn und das Ergebnis im Jetzt fixiert sind.

3. Wasser: „Ein besonders ernstes Problem, das täglich viele Todesopfer fordert, ist die Qualität des Wassers, das den Armen zur Verfügung steht.“ (S.29) Durch schlechtes Wasser sterben viel zu viele Menschen an Krankheiten wie Cholera oder auch Durchfall, v.a. Kinder sind davon stark betroffen! Warum ist das Grundwasser so bedroht? Wiederum durch die Industrie und chemische Produkte, die benutzt werden. Besonders schlimm ist die Tatsache, dass es bereits die Idee gibt, Wasser nicht mehr als Grundrecht zum Leben einzustufen, sondern zu privatisieren, d.h.: Du willst sauberes Wasser trinken? Dann bitte bezahlen! Papst Franziskus sagt ganz klar: Die Welt lädt damit eine große Schuld auf sich, denn sie nimmt den Ärmsten das Recht zum Leben. Das klingt krass? Ist es auch!

Wasser dient zur Erhaltung der Natur

Die Probleme gab es ja bereits, bevor Greta Thunberg dazu ihre Stimme erhob. Und auch da sagten Johannes Paul II. und Papst Benedikt bereits, dass sich etwas ändern muss in den Herzen der Menschen und im Zuge dessen der Weltwirtschaft, die vor allem auf eins ausgelegt ist: immer mehr, immer weiter, immer höher„Papst Benedikt XVI. legte uns nahe, anzuerkennen, dass die natürliche Umwelt voller Wunden ist, die durch unser unverantwortliches Verhalten hervorgerufen sind“ (S.7). Und nicht nur Päpste machen sich Gedanken um die Umwelt, auch zahlreiche Wissenschaftler, Philosophen, Theologen und soziale Organisationen stimmen da mit ein. Wenn wir jedoch lediglich an neuen Techniken arbeiten und nicht an unserer Einstellung und dem eigenen habgierigen Herzen, bekämpfen wir nur Symptome und es passiert keine Heilung. Deshalb muss den Ursachen auf den Grund gegangen werden.

Ursachenforschung (und ein bisschen Theologie)

Papst Franziskus weist vor allem auf eine Bibelstelle hin, nämlich ganz am Anfang, als Gott zu Adam und Eva sagt: „Macht euch die Erde untertan…“

Hat Gott etwa damit das gemeint, was wir heute mit der Erde machen?! Der Papst weiß: Das ist eine falsche Auslegung der Bibel. Man muss das alles im Zusammenhang sehen. Gott schafft ja nicht eine wundervolle Erde und sagt im nächsten Moment: „Und jetzt holt euch, was zu holen ist und macht damit, was ihr wollt, ich mach dann wieder eine Neue…“ Mit „untertan“ und „herrschen“ ist vielmehr gemeint: „bebauen“, „behüten“ – und das macht schon einen Unterschied! Es war eine Verantwortung, die uns Gott gegeben hatte, die wir aber total fehlinterpretiert haben. Wir begehen damit eine Sünde gegen uns selbst und gegen Gott, schneiden uns damit ins eigene Fleisch.

Es geht dabei letztendlich um die Beziehung zu Gott, zu unseren Mitmenschen und zur Erde. Doch die Bibel sagt auch, dass diese Beziehungen zerbrochen sind – nicht nur äußerlich, sondern von innen her. Dieser Bruch ist die Sünde, die diese Harmonie zerstört. Warum? Weil wir Menschen – und ich denke, wären es nicht Adam und Eva gewesen, dann eben du und ich – uns anmaßen wollten, wie Gott zu sein und unsere Grenzen nicht anerkennen wollen. Die Auswirkungen sind weitreichend und Egoismus ganz vorn mit dabei.

Wichtig ist aber vor allem der Wert eines jeden einzelnen Menschen – und ich denke in Verbindung mit dem Trinkwasser-Problem ist das besonders kritisch zu bewerten. Papst Franziskus schreibt ausdrücklich, dass die Bibel lehrt, dass „jeder Mensch aus Liebe erschaffen wurde, als Abbild Gottes und ihm ähnlich (vgl. Gen 1,26). Diese Aussage macht uns die unermessliche Würde jedes Menschen deutlich; »er ist nicht bloß etwas, sondern jemand.“ (S.59) Wer sich also für Menschenrechte einsetzt, findet im christlichen Glauben die tiefsten Wurzeln und Argumente dazu! „Der Reiche und der Arme besitzen die gleiche Würde, denn »der Herr hat sie alle erschaffen“ (Sprüche 22,2)

Weg im Herbst

Was sollen wir also tun?

Papst Franziskus wünscht sich ein Umdenken: Der Mensch soll nicht mehr Herrscher sein, sondern sich um die Erde kümmern. Die Erde ist ein gemeinsames Gut und geht uns alle was an. Ein Problem ist aber der Relativismus, der für uns so normal ist. Also: Jeder macht, was sich für ihn richtig anfühlt. Doch wenn das so ist, bzw. weil das oft so gelebt wird, gibt es ja schreckliche Dinge wie organisierte Kriminalität, Menschenhandel, Ausbeutung von Tieren… Der Relativismus wird verglichen mit einer „Krankheit, die einen Menschen dazu treibt, einen anderen auszunutzen und ihn als ein bloßes Objekt zu behandeln, indem er ihn zu Zwangsarbeit nötigt oder wegen Schulden zu einem Sklaven macht. Es ist die gleiche Denkweise, die dazu führt, Kinder sexuell auszubeuten oder alte Menschen, die den eigenen Interessen nicht dienen, sich selbst zu überlassen.“ (S.112)

Wer hätte gedacht, dass all diese ethischen Probleme auch etwas mit dem Klimawandel zu tun haben bzw. andersrum? Wo aber fängt man jetzt an? Natürlich jeder einmal bei sich selbst und mit seiner Einstellung: Ist es mir wichtiger viel und billig einzukaufen, egal, unter welchen Bedingungen manche Menschen dafür arbeiten müssen? Oder kann ich auch mit weniger zufrieden sein?

Zwei Stichworte sind wichtig bei der Veränderung: Nachhaltigkeit und Ganzheitlichkeit. Also langfristig, etwas zu verändern und auf verschiedenen Ebenen! Im vierten Kapitel „Eine ganzheitliche Ökologie“ geht es genau darum: Vieles hängt zusammen. Wer z.B. umweltfreundlich produzieren möchte, zahlt leider oft mehr, auch wenn das nicht unbedingt sein müsste, wenn es unser neuer Standard wäre. Dazu kommt, dass Menschen, die an ihrem Konsum nichts ändern, immer dazu beitragen werden, dass eben alles so billig wie möglich sein sollte. Außerdem gibt es in vielen Ländern und Bereichen zwar Gesetze, die Ausbeutung verhindern sollen, doch gibt es mindestens genauso viele „stumme Zeugen“, wo das Unrecht trotzdem toleriert wird und „nochmal ein Auge zugedrückt“ wird.

Nachhaltigkeit hat auch die nächsten Generationen im Blick und lebt nicht nur fürs „Hier und Jetzt“. Ganzheitlichkeit bedeutet u.a. auch, dass Länder besser zusammenarbeiten müssen, um der Armut in der Welt entgegenzuwirken und Klimaziele tatsächlich umzusetzen. Also Zusammenarbeit: international, national und lokal.

Einen anderen Lebensstil wählen

Jeder kann sich dafür entscheiden, einen anderen Lebensstil zu wählen. Es braucht sozusagen eine „ökologische Umkehr“, denn: Jeder kann etwas tun, nach seinen Möglichkeiten. Gleichgültigkeit und Resignation bringen uns nicht weiter. Die Zeit zu handeln, ist jetzt. Was kannst du dafür tun?

Zur Enzyklika „Laudato si“

 

Text: Michaela Urschitz

Bilder (außer Titelbild): Raphael Steinhofer

Titelbild: (c) nkarol - stock.adobe.com 



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