Außenansicht vom Kloster Paring.

Kirchen aus dem Bistum: St. Michael in Paring

Regularkanoniker kamen nach 400 Jahren zurück


Paring, 24. Juli 2025

St. Michael in Paring ist eine Pfarrkirche mit einer bewegten Ordensgeschichte. Gegründet von Augustiner Chorherren, später von Benediktinern bewohnt, ist es heute wieder in der Hand von Regularkanonikern.

Die Kirche St. Michael in Paring liegt in einem Ortsteil der Marktgemeinde Langquaid. Die heutige Pfarrkirche war im 12. Jahrhundert als Stiftskirche des im Jahr 1139 von den Augustiner-Chorherren gegründeten Klosters Paring errichtet worden. Augustiner Chorherren sind keine Mönche, sondern Regularkanoniker. Das sind Priester, die in Gemeinschaft leben. Die Gründung in Paring geht auf eine Stiftung des Grafen Gebhard von Rottenburg-Roning mit seinen Brüdern und seiner Mutter zurück. Die Weihe der Kirche ist schon im Jahr 1141 belegt. In Folge eines großen Brandes musste die Kirche im 14. Jahrhundert erneuert werden. Von der früheren dreischiffigen, romanischen Pfeilerbasilika blieb nur das Mittelschiff erhalten. Es wurde in den Jahren 1764 bis 1769 im Stil des Spätbarocks umgestaltet. Aus romanischer Zeit stammen die Vorhalle unter der Empore, der im Norden angebaute Turm und das Portal an der Südseite. Der spätgotische Chor stammt Fachleuten zufolge aus der Zeit der Umbauten und dem teilweisen Neubau von Kloster und Kirche, die in den Jahren 1511 bis 1518 erfolgten.

Das Chorherrenstift wurde 1546 im Zuge der Reformation aufgehoben. Damit endete vorerst die Zeit der Regularkanoniker in Paring. Im Jahr 1598 fielen die ehemaligen Klostergebäude an die Benediktinerabtei Andechs. Diese errichtete in Paring eine Propstei, die im Jahr 1803 im Rahmen der Säkularisation aufgehoben wurde. Im Jahr 1974 begann die Geschichte der Chorherren in Paring neu. Die Kongregation von Windesheim beschloss, in Deutschland ein Kloster zu gründen. Paring war als Ort mit kanonikaler Geschichte dafür bestens geeignet. Mit Hilfe des Regensburger Bischofs Rudolf Graber konnte so am Michaelsfest 1974 das Chorherrenleben in Paring nach über 400 Jahren wieder aufleben. 

Der romanische Kern blieb erhalten

Die im Kern der Bausubstanz romanische Kirche ist in das Klosterensemble integriert. Im Westen schließt sich in voller Breite des Langhauses eine spätromanische Vorhalle an, die als Kapitelsaal genutzt wird. An der Nordseite dieser Vorhalle steht ein gedrungener, auf den romanischen Kirchenbau zurückgehender Glockenturm mit rechteckigem Grundriss. Die Klangarkaden mit Rundbögen stammen aus dem 18. Jahrhundert. Der Turm trägt einen geknickten Spitzhelm, dessen heutige Gestalt wohl aus dem 19. Jahrhundert stammt. 

An der Südseite des Langhauses der Kirche befindet sich ein romanisches Portal. Es wird auf die Mitte des 13. Jahrhunderts datiert und war ursprünglich im Westen der Kirche angebracht. Beim barocken Umbau des Gebäudes in den Jahren 1764 bis 1769, den der Abt von Andechs vornehmen ließ, wurde es gesichert und an der heutigen Stelle eingebaut. Das einfach gestufte Gewände wird von zwei Säulen gerahmt, deren Kapitelle mit Palmetten und deren Schäfte mit Flechtband verziert sind. Die Konsolen des Türsturzes sind als Löwenköpfe gestaltet. Das Tympanon des Portals zeigt die Schlüsselübergabe an Petrus. Christus und Petrus sind als Halbfigurenreliefs dargestellt. Das Tympanon wird von Archivolten umgeben, wobei die innere Archivolte mit einem Diamantstab verziert ist.

Dass nach den Um- und Neubauten nun einschiffige Langhaus wird im Innenraum von einer korbbogigen Stichkappentonne überwölbt. Zwischen Langhaus und Chor liegt ein vierungsartiger Raum, der von einer flachen Hängekuppel überspannt wird. Der Chor ist nur leicht eingezogen und schließt mit fünf Seiten eines Achtecks ab. Nach dem Abschlagen der gotischen Gewölberippen hat er ein Tonnengewölbe mit Stichkappen. 

Das Langhaus wird durch große Bassgeigenfenster beleuchtet. Diese gehen auf den barocken Umbau der Kirche zurück. Im Chor sind dagegen hohe Spitzbogenfenster eingeschnitten, deren Maßwerk nicht mehr erhalten ist. Nach Westen schließt das Langhaus mit einer tiefen Empore mit gerader Brüstung ab. Hier sind die Orgel und ein Oratorium eingebaut. Die Empore liegt über der ehemaligen Vorhalle, dem heutigen Kapitelsaal. Das große Deckengemälde im Langhaus zeigt den Kirchenpatron, den Erzengel Michael, der die abtrünnigen Engel in die Tiefe stürzt. Das Gemälde in der Kuppel über dem vierungsartigen Raum stellt das Symbol der Dreifaltigkeit, umgeben von Engelschören, dar.

Die Deckenmalereien der Kirche sind in Stuckrahmen eingebunden. Sie werden von Rocaillen mit Gitterfeldern, sowie von Blattranken und Engelsköpfen umgeben. Die Gebälkstücke sind mit Stuckvasen besetzt, das sind aus Stuck gefertigte dekorative Elemente, die zur Zierde in Gebäuden eingesetzt werden. Hier werden die vier Jahreszeiten und die vier Elemente durch Stuckvasen symbolisch dargestellt. Über den Pilasterkapitellen in der Vierung finden die die Symbole der vier Evangelisten plastisch ausgebildet. Auch die Apostelleuchter der Kirche werden von Stuckkartuschen gerahmt. Sie sind ferner mit den Attributen der Apostel und mit Puttenköpfen versehen.

Barocke Ausstattung 

Der Hochaltar der Kirche wurde im Stil des Rokokos geschaffen. Hierbei wurden auch ältere Figuren eines Vorgängeraltars wiederverwendet. Die frühbarocke Schnitzfigur des Erzengels Michael als Seelenwäger und die Büste Gottvaters im Auszug stammen aus dem Jahr 1606. Die Figuren des heiligen Augustinus und seiner Mutter, der heiligen Monika, die über den seitlichen Durchgängen rechts und links neben dem Hochaltar stehen, sind moderne Ergänzungen aus den Jahren 1974 und 1975. Die Seitenaltäre sind in die abgerundeten Ecken des Langhauses integriert. Die farbig gefasste Steinfigur der Madonna mit Kind am südlichen Seitenaltar wird in das Ende des 14. Jahrhunderts datiert. Der Altar auf der Nordseite ist dem Heiligen Josef geweiht. Die Kanzel ist eine Stuckarbeit, die ebenfalls aus der Zeit des Rokokos stammt. Am Kanzelkorb sitzen drei Putten, die ein Kreuz, einen Anker und einen Kelch mit Hostie tragen. Diese Symbole stehen für die Tugenden Glaube und Hoffnung. Der Schalldeckel wird bekrönt von der Ehernen Schlange und dem Lamm Gottes auf dem Buch mit sieben Siegeln, das auf den Schultern von Putten liegt. Die Kreuzwegbilder in der Kirche datieren um die Jahre 1765 bis 1770.

Seit die Chorherren wieder eingezogen sind, ist das geistliche Leben in St. Michael von neuer Tiefe geprägt. „Unser heutiges Klosterleben“, so die Gemeinschaft auf ihrer Webseite, „ist geprägt von der Feier des heiligen Messopfers, der eucharistischen Anbetung und im Besonderen dem in lateinischer Sprache gesungenen Chorgebet.“ 

Text: Peter Winnemöller

(lg)

Weitere Infos

In der Reihe Kirchen aus dem Bistum Regensburg stellen wir Kirchen, Klöster und Kapellen vor, die sich im weiten Einzugsgebiet der Diözese befinden.



Nachrichten