St. Peter, Vohburg

Kirchen aus dem Bistum: die Pfarrkirche St. Peter in Vohburg

14 Jahrhunderte gelebter Glaube


Regensburg, 21. Juli 2025

Die Geschichte der Pfarrkirche St. Peter in Vohburg an der Donau stellt ein faszinierendes und lebendiges Zeugnis der religiösen und kulturellen Entwicklung einer Stadt über viele Jahrhunderte hinweg dar. Ihre Geschichte ist von einer Vielzahl an Veränderungen geprägt, die sowohl die architektonische Struktur als auch die spirituelle Bedeutung der Kirche betreffen.

Der Ursprung des Gotteshauses geht bis ins 7. Jahrhundert zurück, als an der Stelle des heutigen Gotteshauses bereits eine kleine hölzerne Kirche errichtet wurde, die vermutlich auch schon dem Heiligen Petrus geweiht war. Die Wahl dieses Patrons war dabei keineswegs zufällig, sondern spiegelte eine tief verwurzelte Tradition wider. Der heilige Petrus war eine der zentralen Figuren des Christentums und symbolisierte die Verbindung von Himmel und Erde, was auch die Wahl eines hohen, markanten Ortes wie des Burgberges begünstigte. Orte, die eine erhebliche Erhabenheit und Bedeutung besaßen, wurden oft als Stätten der Verehrung und des Gebets genutzt.

Die erste Kirche an diesem Ort war eine einfache Holzstruktur, die jedoch den zunehmenden religiösen und gesellschaftlichen Anforderungen nicht mehr gerecht wurde. So ist es nicht verwunderlich, dass gegen Ende des 11. Jahrhunderts ein bedeutender Neubau stattfand. Im Jahr 1100 wurde die alte Holzkapelle durch einen massiven Steinbau ersetzt, der ein neuerliches Zeichen des Aufschwungs war. Dieser neue Steinbau war nicht nur funktional, sondern auch symbolisch von großer Bedeutung. 

Der Wechsel des Baustoffs von Holz zu Stein stellte ein Zeichen für das Fortschreiten im religiösen Leben der Gemeinde dar und spiegelte den Wunsch wider, den Glauben in einer stabileren und dauerhafteren Form auszudrücken. Über die nächsten Jahrhunderte wurde dieser ursprüngliche Bau mehrfach erweitert und umgestaltet, insbesondere im 16. Jahrhundert, als die Pfarrkirche im spätgotischen Stil neu gestaltet wurde. Diese Phase brachte nicht nur eine architektonische Veränderung, sondern auch eine tiefgreifende kulturelle und spirituelle Entwicklung, die das Stadtbild von Vohburg prägte.

Doch wie so viele bedeutende Gebäude dieser Zeit, so war auch die Pfarrkirche St. Peter nicht vor den Kriegswirren im Lauf der Geschichte gefeit. Während des Dreißigjährigen Krieges (1618 – 1648) waren schwere Zerstörungen zu beklagen. Der Krieg brachte nicht nur Tod und Zerstörung für die Menschen in der Region, sondern hinterließ auch deutliche Spuren in der Stadt Vohburg. Während den folgenden Jahrzehnten der Not und des Wiederaufbaus erlebte die Pfarrkirche schwere Zeiten. Die kontinuierliche Vernachlässigung und der Mangel an ausreichender Pflege führten dazu, dass die Kirche nach und nach in einen baufälligen Zustand geriet.

Erst 1697, als die Situation der Kirche besonders dramatisch war, konnte eine grundlegende Erneuerung erfolgen. Zu dieser Zeit entschloss sich die Pfarrgemeinde, die baufällige Kirche unter großem Aufwand durch einen barocken Neubau zu ersetzen. Der barocke Stil, der zu dieser Zeit in vielen Kirchenbauten in Süddeutschland vorherrschte, brachte eine neue Phase der Kirchenarchitektur, die von Verspieltheit, Prunk und einer Zuwendung zur sinnlichen Wahrnehmung des Gläubigen geprägt war. Dieser Neubau konnte die Struktur der Kirche stabilisieren und ihr ein neues religiöses Gesicht geben. 

Doch trotz dieser Bemühungen blieb die Kirche nicht vor erneuten Zerstörungen verschont. Im 18. Jahrhundert war die Kirche erneut in einem Zustand der Unbenutzbarkeit. Die Verfallserscheinungen waren so gravierend, dass die Pfarrgemeinde auf die St. Andreaskirche, das heutige Rathaus, ausweichen musste. Dieses Gebäude diente der Gemeinde als provisorischer Ersatz, während man versuchte, Lösungen für die Sanierung der Pfarrkirche zu finden. In den Jahren, die auf diese Periode folgten, gab es ernsthafte Überlegungen, das Gebäude ganz aufzugeben und es dem Verfall zu überlassen. Die finanzielle Belastung für eine vollständige Renovierung schien an vielen Stellen zu groß. Dennoch gelang es der Gemeinde, durch Spenden und Unterstützung von religiösen Stiftungen, eine neue Phase der Erneuerung einzuleiten. 

1820 entschied man sich endgültig für eine umfassende Renovierung, die auf den intensiven Einsatz des damaligen Pfarrers Franz Xaver Lettner zurückgeht. Lettner war eine Schlüsselfigur in der Restaurierung der Kirche und ein leidenschaftlicher Förderer des religiösen Lebens in Vohburg. Unter seiner Leitung begann man mit der Restaurierung des Kirchenschiffs und der Errichtung eines neuen, größeren Chorbaus. Dies war ein zentraler Teil der Renovierung, da der Chorbau nicht nur eine optische Verbesserung darstellte, sondern auch funktionale Bedeutung hatte. Die Arbeiten wurden 1823 abgeschlossen, als die Pfarrkirche durch den Regensburger Bischof Johann Michael Sailer feierlich eingeweiht wurde. Diese Weihe markierte die Rückkehr der Kirche in ihren ursprünglichen Status als Pfarrkirche.

Im Laufe des 20. Jahrhunderts war eine Reihe von Renovierungen und Restaurierungen unumgänglich. In den Jahren 1980 bis 1983 wurde eine umfassende Renovierung durchgeführt, die notwendig geworden war, um den alternden Bau für die Zukunft zu sichern. Diese Renovierung nahm sowohl strukturelle als auch ästhetische Verbesserungen vor, sodass die Kirche wieder in ihrer vollen Pracht erstrahlen konnte. Die Arbeiten schlossen sowohl die Sanierung des Daches als auch die Restaurierung der wertvollen Kunstwerke und Altäre ein.

In den Jahren 2008 bis 2012 wurde die Kirche erneut einer gründlichen Renovierung unterzogen, wobei vor allem die äußere Fassade und das Innere der Kirche restauriert wurden. Dabei wurde großen Wert darauf gelegt, den historischen Charme der Kirche zu bewahren, während gleichzeitig die modernsten Techniken der Restaurierung angewendet wurden.

Heute ist die Pfarrkirche St. Peter ein bedeutendes religiöses und kulturelles Wahrzeichen für Vohburg und die umliegende Region. Der Innenraum ist ein wahres Meisterwerk der barocken und Rokoko-Kunst und zeigt eine beeindruckende Sammlung von Altären, Kunstwerken und Architekturelementen, die einen tiefen Einblick in die religiöse Geschichte und das künstlerische Erbe der Region geben. 

Besonders hervorzuheben sind die drei prunkvollen Rokokoaltäre, die mit ihren vergoldeten Zierelementen und kunstvollen Schnitzereien eine der Hauptattraktionen der Kirche darstellen. Diese Altäre waren ursprünglich für die Antoniuskirche auf dem Ulrich-Steinberger-Platz vorgesehen, doch aufgrund der drohenden Säkularisation und auf Initiative von Pfarrer Lettner wurden sie schließlich in die St. Peter Kirche gebracht, wo sie noch heute zu finden sind. Besonders faszinierend ist der sogenannte Tabernakel, der in jedem der Altäre integriert ist und sich durch einen Drehmechanismus wenden lässt. Auf der einen Seite des Tabernakels sind Reliquien zu sehen, auf der anderen Seite plastische Holzfiguren, die mit einer feinen Handwerkskunst gefertigt wurden.

Ein weiteres bedeutendes Kunstwerk der Kirche ist das Altarbild der „Immaculata“, das auf das Dogma von der Unbefleckten Empfängnis verweist, das 1854 von Papst Pius IX. verkündet wurde. In dieser Darstellung ist die Gottesmutter als junge Frau mit einem Blumenkranz im Haar und umgeben von Engeln dargestellt. Sie schwebt über einer Erdkugel und tritt auf eine Schlange, die das Böse symbolisiert, was den Sieg der Unbefleckten Empfängnis über die Erbsünde darstellt. Diese Darstellung ist nicht nur kunsthistorisch bedeutsam, sondern auch tief mit der katholischen Theologie verbunden, da sie die Reinheit und Unbeflecktheit der Mutter Jesu hervorhebt.

Die Kanzel in St. Peter ist ein weiteres bemerkenswertes Kunstwerk und ein typisches Beispiel für die Bedeutung der Kanzel als Ort der Predigt im 13. Jahrhundert. Sie wurde kunstvoll gestaltet, um sowohl eine akustische als auch eine symbolische Funktion zu erfüllen. Der Schalldeckel der Kanzel ist mit einer Akanthusschnitzerei verziert, die mit Blattgold überzogen ist. Auf der Unterseite des Daches ist eine Taube zu sehen, die als Symbol des Heiligen Geistes fungiert und die Rolle des Predigers bei der Verkündigung des göttlichen Wortes unterstützt.

Die Deckenmalereien in der Kirche sind von beeindruckender künstlerischer Bedeutung und stellen wichtige Szenen aus dem Leben des Heiligen Petrus und Jesu dar. Im Chorraum ist das Deckengemälde der dramatischen Szene des Sturms auf dem See gewidmet, in der der schlafende Christus vom ängstlichen Petrus geweckt wird. Diese Szene aus dem Evangelium nach Markus ist eine kraftvolle Darstellung des Glaubens und der göttlichen Macht Jesu. Im Langhaus hingegen ist das Martyrium des Heiligen Petrus dargestellt, was die Hingabe und das Opfer des Apostels symbolisiert und die Bedeutung des Martyriums im christlichen Glauben unterstreicht.

Heute ist die Pfarrkirche St. Peter nicht nur ein Ort des Gebets und der Andacht, sondern auch ein bedeutendes kulturelles Erbe, das die Geschichte von Vohburg, seiner Bewohner und ihrer tiefen Verbundenheit zum Glauben widerspiegelt. Die immerwährende Pflege und die kontinuierlichen Restaurierungen sorgen dafür, dass dieses historische Gebäude auch für künftige Generationen ein wertvolles Erbe bleibt.

Text: Stefan Groß

Bild: H. Helmbrecht unter Lizenz CCA4.0

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