Schutz im Dschungel gesucht
Besonders schlimm sei die Lage in den Verwaltungsbezirken Chin, Kayah und Karen, in denen eine beträchtliche Anzahl von Christen lebe. Im Kayah-Staat hätten mindestens 16 katholische Pfarreien aus Sicherheitsgründen aufgegeben werden müssen; 19 Kirchen und religiöse Gebäude seien zerstört worden. „Viele Priester und Ordensleute haben ihre Gemeindemitglieder begleitet und im Dschungel oder in abgelegenen Gemeinden Schutz gesucht“, sagte Heine-Geldern.
Die Präsenz der Priester und Ordensleute biete den Menschen „viel Trost und Hilfe“. Allerdings fehle es zur Versorgung der Vertriebenen sogar an einfachsten Dingen wie Lebensmittel, Decken, Brennholz oder Medikamenten. Luftangriffe, Minen, die anhaltenden Kämpfe, militärische Kontrollpunkte und Stromausfälle behinderten vielerorts die Nothilfe der Kirche in Myanmar, so Heine-Geldern: „Es ist beeindruckend zu sehen, mit welch heldenhaftem Einsatz die Menschen inmitten so vieler Schwierigkeiten handeln.“ Die psychische und physische Belastung für Priester, Ordensleute und freiwillige Helfer sei enorm.
„Wir erhalten weiterhin Nachrichten aus Myanmar: ,Es wird immer schlimmer. Betet für uns’“, berichtete der „Kirche in Not“-Präsident. Das Hilfswerk schließt sich deshalb dem Aufruf von Papst Franziskus an, für Myanmar zu beten. „Beten wir für ein Ende der Gewalt und eine Rückkehr zum Dialog, der eine große Quelle der Kraft für Myanmar wäre“, so Heine-Geldern abschließend. „Was dieses Land, das im Laufe seiner Geschichte so viel Leid erfahren hat, jetzt am meisten braucht, ist Frieden.“
Bürgerkrieg nach Machtübernahme des Militärs
Am 1. Februar 2021 hatte der Oberbefehlshaber des myanmarischen Militärs, General Min Aung Hlaing, einen Staatsstreich verübt. Er ergriff die Macht und ließ die gewählte Regierungschefin Aung San Suu Kyi sowie Minister, Funktionäre der Regierungspartei NLD und Schlüsselakteure der Zivilgesellschaft festnehmen. Im ganzen Land gingen Menschen auf die Straße, um gegen die Machtübernahme zu protestieren. Das Militär ging brutal gegen die Demonstranten vor. Seitdem tobt ein Bürgerkrieg. Zehntausende Menschen wurden seither inhaftiert, tausende getötet.
Nach Angaben des Berichts „Religionsfreiheit weltweit“ von „Kirche in Not“ gehören von den rund 55 Millionen Einwohnern Myanmars rund acht Prozent einer christlichen Glaubensgemeinschaft an, die Zahl der Katholiken wird mit ein bis zwei Prozent angegeben.
Text: Kirche in Not/kw