Regensburg/Guatemala, 9. August 2024
„Es macht mir nichts aus, meine Sandalen kaputt zu laufen, um Gott zu dienen“, sagt Schwester Aura Marina Lopez lächelnd. Und dass die Sandalen bei den Einsätzen der „Missionsschwestern Unserer Lieben Frau von Guadalupe“ kaputt gehen, kommt oft vor. Denn Schwester Aura Marina ist zusammen mit zwei Mitschwestern jedes Jahr hunderte Kilometer unterwegs, um in den Bergregionen von Guatemala für die indigene Bevölkerung da zu sein. Das weltweite katholische Hilfswerk „Kirche in Not“ (ACN) unterstützt die Ordensfrauen bei ihrem beschwerlichen Einsatz, auf dem es manchmal nur noch zu Fuß vorangeht.
So zum Beispiel in Pueblo Nuevo, einem Dorf an den Hängen am Tajumulco, dem mit über 4200 Metern höchsten Berg Mittelamerikas, im Südwesten von Guatemala. Pueblo Nuevo ist das Zentrum von 21 noch kleineren Gemeinden der Bergregion. Viele sind nur nach stundenlangen Fußmärschen zu erreichen.
In der Armutsfalle
Die Einwohner gehören verschiedenen Maya-Ethnien an. „Jahrelang hat sich niemand um diese indigenen Gemeinschaften gekümmert“, sagt Schwester Aura Marina. Sie hätten kaum Zugang zu ärztlicher Versorgung. Die Bewohner leben überwiegend vom Kaffeeanbau. Doch Ackerland sei oft rar. Deshalb wanderten viele Menschen ab in die Städte, wo sie sich Arbeit und ein einfacheres Leben erhoffen – und doch oft in noch tieferer Armut landen.
„Die Menschen hier haben es sehr schwer, aber sie haben Mut und einen bewundernswerten Glauben“, stellen die drei Missionsschwestern fest. Sie gehen von Haus zu Haus, besuchen die Dorfbewohner und vermitteln Hilfe, wo es nötig ist. Auch über den Glauben sprechen die Missionsschwestern, leiten Katechesen und Andachten und bereiten die Kinder auf den Empfang der Beichte oder Erstkommunion vor. Denn ein Priester kommt nur einmal im Jahr in diese Gegend – oft ist das dann ein Festtag für die ganze Gemeinde. „2012 hat uns der Pfarrer um Hilfe in dieser Gegend gebeten“, berichten die Ordensschwestern. „Wir haben einen Monat lang Volksmissionen mit zahlreichen Gottesdiensten, Vorträgen und Veranstaltungen abgehalten. Wir erlebten, wie notwendig es ist, die Menschen hier zu begleiten. Darum haben wir beschlossen, zu bleiben.“
Nicht mal Geld für das Ordensgewand
Anfangs hatten die Ordensfrauen keine eigene Unterkunft; Dorfbewohner nahmen sie bei sich auf. Das Geld war so knapp, dass die Schwestern sich nicht einmal Stoff für ihr Ordensgewand kaufen konnten, auch hier sprang „Kirche in Not“ ein. Später hatten die Missionarinnen die Möglichkeit, ein geschenktes Haus umzubauen und zu beziehen. Das Gemeindeleben festigte sich, mit sichtbarem Erfolg: Seit vergangenem Jahr ist Pueblo Nuevo Sitz einer eigenen Pfarrei.
Doch das ist kein Grund für die Ordensfrauen, sich auf dem Erreichten auszuruhen, im Gegenteil: „Wir möchten mit Gottes Hilfe zehn weitere Gemeinden in der Region betreuen“, betont Schwester Aura Marina. „Unser Hauptziel ist die Seelsorge für alle Menschen, von klein bis groß.“ Außerdem haben die Ordensfrauen begonnen, in den sozialen Medien geistliche Inhalte anzubieten.
Ein Herz für die Frauen
Um diese vielen Aufgaben stemmen zu können, haben die Schwestern einen Ausbildungskurs für Katecheten ins Leben gerufen. Und sie freuen sich, dass ein junges Mädchen aus dem Dorf jetzt bei ihnen lebt und prüfen will, ob das Ordensleben für sie infrage kommt. Überhaupt liegen die jungen Frauen den drei Missionsschwestern sehr am Herzen, „sie sind oft besonders bedürftig und haben wenige Perspektiven.“ Es werden noch einige paar Schuhe nötig sein für die Arbeit unter den indigenen Völkern von Guatemala.
Text und Bild: Kirche in Not
(lg)