Wunsiedel, 29. Januar 2024
In wenigen Tagen beginnt die Hauptverhandlung im Strafverfahren, das in Zusammenhang mit der Tötung eines zehnjährigen Mädchens in der Jugendhilfeeinrichtung St. Josef Wunsiedel der Katholischen Jugendfürsorge der Diözese Regensburg e. V. im April 2023 steht. Die Einrichtung ist einmal mehr gefordert, die Kinder und Jugendlichen vor Ort intensiv psychologisch und pädagogisch zu begleiten.
Prozessbeginn belastet Kinder emotional
Zehn Monate nach den Ereignissen arbeiten das Krisenteam des Trägers und das der Einrichtung nach wie vor eng zusammen. Denn die Kinder und Jugendlichen in St. Josef brauchen gerade jetzt Zuwendung und Gespräche. Der bevorstehende Prozessbeginn belastet die Kinder emotional, lässt sie viele Fragen stellen und verunsichert sie. Deshalb hat das Krisenteam der Einrichtung mit zwei Psychologinnen, einem Psychologen und der Einrichtungsleitung die Begleitung der Kinder intensiviert. Ging es in den vergangenen Monaten darum, ein Leben in Normalität wiederzuerringen, Alltag, Schule und Freizeit unbelastet zu gestalten, Projekte anzugreifen, einen Ort des Gedenkens und der Erinnerung liebevoll einzurichten und zu pflegen, so brauchen die Kinder jetzt wieder eine engmaschige Betreuung, die ganz auf ihre Bedürfnisse eingeht.
Fachkräfte stellen sich erneuter Belastungssituation
Das Medieninteresse hat anlässlich des Prozessbeginns zugenommen. Doch während des laufenden Verfahrens kann die KJF keine Fragen beantworten und bittet die Journalistinnen und Journalisten um Verständnis. Aktuelle Berichte belasten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in St. Josef ebenso wie die dort lebenden Kinder, insbesondere, wenn Schlagzeilen irritieren oder Nachrichten verbreitet werden, die sich auf Aussagen von externen Einzelpersonen stützen. Deshalb hat der Krisenstab in St. Josef stabilisierende Maßnahmen ergriffen. Der Träger, die KJF, unterstützt ebenfalls mit einem Krisenteam, in dem auch die Einrichtungsleitung von St. Josef vertreten ist. Die betreuenden Fachkräfte stellen sich dieser erneuten Belastungssituation. Sie halten zusammen, gehen fürsorglich miteinander um und stützen sich gegenseitig.
Berichterstattung überschreitet Grenzen
Die Ergebnisse der sehr aufwändigen und langwierigen Ermittlungen werden im Prozess verhandelt. Das Gericht wird seiner Pflicht nachkommen, aufzuklären und ein Urteil zu fällen. Manche Medienberichte präjudizieren, stellen Sachverhalte dar, die Gegenstand des Verfahrens sein werden. Die KJF verwehrt sich ausdrücklich gegen eine Vorwegnahme, wie sie Aussagen und Interpretationen hervorrufen, die in den Medien zitiert werden.
Mit großem Respekt vor der Justiz erwartet die KJF den Prozessauftakt. Der Fokus aller in der KJF Beteiligten bleibt indes ganz auf die Kinder und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gerichtet. Es gilt, sich darauf vorzubereiten Retraumatisierungen aufzufangen, emotionale Belastungen auszugleichen – einfühlsam, verlässlich und stabil für die Kinder da zu sein.
Text: Christine Allgeyer, KJF (to)
Bild: Kinder- und Jugendhilfezentrum St. Josef