Kinder, Krippen, Klöster, Kater - Bischof Voderholzer schließt große Visitation im Dekanat Roding ab.
Frühmorgens am ebenso unsinnigen wie frösteligem Donnerstag im Dekanat Roding: Bischof Rudolf bereitet sich auf einen ereignisreichen Tag vor. Im Zuge der großen Visitation wird er zahlreichen Menschen aller Generationen in verschiedenen Orten und Einrichtungen begegnen. Die Tour geht vom Kloster Reichenbach über Stamsried, Michelsneukirchen, Roding und Hofstetten bis nach Zell. Die winterliche Frühmorgensonne kann die Kälte noch nicht vertreiben, aber taucht Land und Leute in strahlendes Licht.
Vor der frisch renovierten Klosterkirche Reichenbach wird Bischof Rudolf herzlich empfangen. Mit dabei sind Regionaldekan Holger Kruschina und Prodekan Alois Hammerer. Die Reichenbacher Klosterspatzen singen zu Ehren des Regensburger Oberhirten. Der Männerchor feiert heuer sein 50-jähriges Bestehen.
Wie kann ein Tag besser beginnen als mit einem gesungenen Gebet? Bischof Rudolf dankte den Klosterspatzen herzlich. Auch das Dichten gehört zu den Stärken der Reichenbacher, wie ein Chormitglied der ersten Stunde eindrücklich bewies. In schönstem Salzburger Dialekt trug er dem Bischof ein Gedicht vor. Kein Problem für den gebürtigen Oberbayern Voderholzer.
Kundig führte Prodekan Alois Hammerer Bischof Rudolf anschließend durch die Kirche, die erst seit dem vergangenen Jahr wieder ganz ohne Gerüste auskommt. Noch ein letzter Blick auf die ausdrucksstarke Innenausstattung, bevor der Bischof weiterreisen muss.
In der Druckerei Vögel in Stamsried wartete ein weiteres „Geburtstagskind“ auf den Bischof. Ernst Vögel, Inhaber des Familienunternehmens, wurde just an diesem Donnerstag 70 Jahre. Spontan stimmten Bischof und alle Begleiter „Viel Glück und viel Segen“ an – im Kanon gesungen.
Barbara Bucher, Tochter des Hauses und mittlerweile Geschäftsführerin, nahm die Besucher mit auf einen Rundgang durch das Familienunternehmen. Seit 1971 hat die Druckerei ihren Sitz in Stamsried. Und ein jeder der rund 50 Arbeitsplätze sei ein Segen für die umliegenden Ortschaften, betonte der Bischof.
Nächste Station: Kindergarten Sankt Michael in Michelsneukirchen mit seinem neuen Krippenanbau. Schon auf dem Weg warteten Eltern mit ihren Kindern. Selbstverständlich hatte der Bischof ein offenes Auge, Ohr und eine Segen spendende Hand für einen jeden von ihnen.
Die Krippen- und Kindergartenkinder wollten den Bischof sehen und warteten schon geduldig auf ihn. Als er dann die proppenvollen Räumlichkeiten betrat und sich das mit großer Freude und auswendig vorgetragene Begrüßungsständchen der Kinder angehört hatte, wollte er gleich wissen, woher denn das Wort Krippe überhaupt komme. Fast auf Anhieb hatten die Allerkleinsten die richtige Antwort parat: „Von dem Jesus in der Futterkrippe“.
Groß war das Gedränge beim Kindersegen, jeder noch so kleine Christ wollte sich den Segen und das „Autogramm“ vom Bischof abholen. Bischof Voderholzer: „Eigentlich ist es ein Gebetsbildchen. Legt es in Euer Gebetsbuch oder in die Bibel. Und wenn Ihr beim Blättern mal wieder auf das Bild stoßt, dann betet bitte für mich.“
Während der Bischof die Kinder segnete, griff Regionaldekan Holger Kruschina spontan in die Saiten. Genau im richtigen Moment. So fiel bei der ganzen Aufregung auch den Kleinsten das Stillsitzen leichter.
Auf die neuen, lichtdurchfluteten und mit viel Holz und anderen natürlichen Materialien gestalteten Räume der Kinderkrippe sind alle mit Recht stolz, natürlich auch Bürgermeister Gerhard Blab und Pfarrer Martin Schöpf. Die Erzieherinnen um die Leiterin Kathrin Zipperer sorgen für eine heitere und geborgene Atmosphäre. Wie immer segnete Bischof Rudolf die Gebäude mit einer gehörigen Portion Weihwasser und Weihrauch.
Unmittelbar nach den Jüngsten freuten sich die Senioren im Caritas Altenheim in Roding über den Bischofsbesuch. Nach einer gemeinsamen Andacht in der Hauskapelle segnete der Bischof die Heimbewohner. Auch einige Schwestern aus Strahlfeld verbringen ihren Lebensabend hier.
Heimleiter Anton Müller führte den Bischof durch das Haus, berichtete vom Alltag im Pflegeheim und dem Engagement seiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Für alle, die wissen wollen, was es zum „Kann-man-nur-empfehlen-Mittagessen“ gab: Salat, Entenbrust mit Klößen und Blaukraut, Obstsalat.
Am späten Nachmittag trafen sich Diakone, Priester, Gemeindereferenten und Religionslehrer des gesamten Dekanats Roding zu einer Konferenz im Missionshaus Hofstetten zusammen. Der Dekanatskater war weniger am Gruppenfoto als am Bischof interessiert.
Die Themen der Konferenz ergaben sich aus dem Visitationsbericht, dessen Zusammenfassung Regionaldekan Holger Kruschina vortrug. Die Dekanatskonferenz ist der Ort für die offene und vertrauliche Aussprache der Seelsorgerinnen und Seelsorger mit dem Bischof. Wir haben natürlich auch die Konferenz und das anschließende Abendessen fotografiert, aber die Bild-Redaktion wählte für diesen Text ohne Gegenstimme den aufregenden Sonnenuntergang über dem Pallotinerkloster aus.
Die feierliche Pontifikalmesse in der Pfarrkirche Maria Himmelfahrt in Zell war vielleicht der Höhepunkt der Visitationsreise. Die Chronistin und der Chronist bedauern sehr, die mitreißende Musik des Dekanatschores mit den hier zur Verfügung stehenden Mitteln nicht angemessen wiedergeben zu können. Man muss bei nächster Gelegenheit dabei sein, wenn der Chor wieder singt.
Bischof Rudolf predigte über das Evangelium, in dem Christus die Sendung der Christen mit einem Doppelbildwort beschreibt: „Ihr seid das Salz der Erde“ und „Ihr seid das Licht der Welt“ (Matth. 5,13 u.14). Was Licht und Salz gemeinsam haben? Beide entfalten ihren Wert dienend. Wenn Farben leuchten oder die Suppe schmeckt, dann wirken Licht beziehungsweise Salz. Kein Mensch starrt in die Sonne oder futtert Salz mal eben so.
Licht und Salz lassen sich ebenso wenig ersetzen wie die Christen. Sie sind es, die der Welt den Himmel offenhalten, die den Weg zu Christus für alle Menschen bezeugen und die die ewige Identität des Menschen bekennen.
„Danke für alles, was Sie zum Salzigbleiben des Salzes und Leuchten des Lichtes beitragen!“ Bischof Rudolf bestärkte die Christen aus den Pfarreien des Dekanats Roding. Das Strahlen im Gesicht der jüngsten Ministrantin spiegelt vielleicht besonders treffend, dass ihm das durchaus gelang.
Zahlreiche Ehrenamtliche nutzten nach dem Gottesdienst die Gelegenheit, mit dem Bischof ins Gespräch zu kommen und ihm von ihrer Arbeit für die Pfarrei zu erzählen.
Der Bischof dankte natürlich auch Dekan Ralph Heidenreich für seinen priesterlichen Dienst.
Herzliches Danke, Zuhören und Anliegen aufnehmen, Aufzeigen von Perspektiven oder einfach nur ein gemeinsames Lachen – eigentlich müsste man noch viel mehr Zeit haben für das gemeinsame Gespräch.
Last but not Least: Für eine Krippe hat Bischof Rudolf auch nach 22:00 Uhr noch Zeit. Nachdem er sich von allen verabschiedet hatte, besuchte Bischof Rudolf noch die Jahreskrippe in der Laurentiuskirche in Wald. Der hl. Josef arbeitet mit Jesus in der Zimmermannswerkstatt. Birgit Kainz und Veronika Artmann sind die Gestalterinnen.