Johannes von Nepomuk: Tod für das Beichtgeheimnis?
Johannes stammte aus der Stadt „Pomuk“, die ihm seinen Beinamen „Nepomuk“ verlieh. Er wurde 1345 in der Nähe von Pilsen geboren. Nach einem erfolgreichen Jurastudium in Prag machte Johannes Karriere: Er wurde Notar des Erzbischofs von Prag und ließ sich später auch zum Priester weihen. In Prag lebten zu dieser Zeit sehr viele deutschstämmige Bewohner, um die sich Johannes Nepomuk ganz besonders kümmerte. Der begabte Priester wurde schließlich Generalvikar des Erzbischofs.
Kirche und Staat
Dabei machte er sich nicht nur Freunde. In seinen Predigten kritisierte er den König scharf. Wie so oft im Verlauf der Kirchengeschichte ging es dabei um die Freiheiten der Kirche gegenüber dem Staat. Dieses Verhältnis war nie frei von Spannungen. Einerseits ging es dabei um Mitspracherechte der Kirche gegenüber den staatlichen Machthabern, aber auch um staatliche Einflussnahme auf kirchliche Entscheidungen wie etwa die Besetzung von Bischofssitzen. Selbst die Papstwahl konnte nicht immer frei von staatlichen Machtdemonstrationen ablaufen.
Für seine starke Haltung in dieser Frage musste der heilige Johannes Nepomuk sterben: Der König wollte ein neues Bistum im Westen von Böhmen errichten. Der Bischof sollte dazu das Vermögen eines Klosters nutzen, wehrte sich aber zusammen mit seinem Generalvikar Johannes gegen dieses Vorgehen. Während der Erzbischof vor dem König fliehen konnte, fiel Johannes Nepomuk in seine Hände. Nach langer Folter wurde er von einer Brücke gestürzt und ertrank in der Moldau.
Johannes, der Beichtvater der Königin
Daneben gibt es eine Legende, die historisch zwar nicht ganz gesichert werden kann, durchaus aber möglich wäre: Johannes Nepomuk soll der Beichtvater der Ehefrau des Königs gewesen sein. Der König Wenzel interessierte sich nun sehr genau für die von seiner Frau gebeichteten Sünden – die Johannes als Priester aber natürlich nicht preisgeben konnte und wollte: Er war an das Beichtgeheimnis gebunden. Seine Weigerung, dieses Geheimnis zu brechen, habe dann zur Folter und zum Tod in der Moldau geführt.
Streitfall Beichtgeheimnis
Daher ist es kein Wunder, dass Johannes heute der Patron der Priester und vor allem der Beichtväter ist. Das Beichtgeheimnis war dabei immer eine besonders umstrittene Frage: Darf der Priester Wissen verwenden, dass er aus der Beichte erfahren hat? Nein, die Antwort der Kirche fällt hier mehr als deutlich aus – zu Recht: In der Beichte kehrt der Christ sein Innerstes nach außen. Verfehlungen kommen zur Sprache, von denen vielleicht nur der reuige Sünder weiß. Dabei handelt der Priester in der Beichte ja nicht aus eigenem Interesse, sondern wie immer beim Spenden von Sakramenten, an Christi statt. Jesus ist es, der die Vergebung der Sünden durch den Priester zuspricht.
Ausnahmen erlaubt?
Aber darf es nicht Ausnahmen geben? Etwa, wenn ein flüchtiger Schwerverbrecher im Beichtstuhl gesteht? Aber auch hier ist die Kirche in ihrer Position klar. So wurde etwa 1593 vom Papst festgesetzt, dass selbst ein Ordensoberer kein Wissen für die Leitung seiner Gemeinschaft nutzen darf, das er aus der Beichte erfahren hat. Selbst ohne Nachteil für den Beichtenden darf nichts aus dem Beichtstuhl nach Außen dringen. An dieses Gebot hielt sich auch der heilige Johannes Nepomuk. In der Kunst wird er daher oft mit dem Finger auf dem Mund dargestellt.
Die Kirche feiert den heiligen Johannes Nepomuk am 16. Mai.