Regensburg, 4. Juli 2025
Wir haben zum Interview Tobias Maierhofer getroffen. Seit einem Jahr arbeitet er als Bildungsreferent an der Fachstelle für Theologische Bildung und Neuevangelisierung der Katholischen Erwachsenenbildung im Bistum.
Was hat Sie zur KEB als Bildungsreferent geführt?
Das waren tatsächlich Umwege: Ich habe hier in Regensburg Theologie studiert und habe hier auch meine Familie. Doch zunächst war ich beruflich tätig beim Katholischen Bibelwerk e.V. in Stuttgart. Irgendwann haben wir uns aber die Frage gestellt, wo wir als Familie unseren Lebensmittelpunkt haben wollen. Da fiel die Entscheidung ganz klar auf Regensburg. Ich hatte tatsächlich das Glück, dass hier diese Stelle ausgeschrieben war, zu meinen Wunschbedingungen und mit meinen Schwerpunktthemen Spiritualität und Bibel!
Welche Tätigkeiten übernehmen Sie?
Im weitesten Sinne geht es um Bildungsplanung. Das heißt zunächst, wir machen Themen aus, von denen wir glauben, dass relevante Zielgruppen Interesse daran haben. Das ist fast der schwierigste Teil der Arbeit, gerade für religiöse Inhalte. Dann geht es im nächsten Schritt darum, konkrete Bildungsformate zu diesen Themen und für bestimmte Zielgruppen zu konzipieren. Und wenn das Konzept steht und für eine konkrete Veranstaltung Termin und Ort festgelegt sind, dann geht es an die Organisation: Haus- und Raumbuchung, Abklärung der Parksituation vor Ort, Catering etc. Wenn wir externe Referenten haben, sind wir selbstverständlich als Kursleitung vor Ort und stellen einen reibungslosen Ablauf sicher.
Am 19. Juli findet der Workshoptag “Gott Raum geben. Siebenmal mehr Spiritualität” statt. Was erwartet die Teilnehmer?
Das ist ein Workshoptag, der sich erst einmal an alle Menschen richtet, die an Spiritualitätsthemen interessiert sind, insbesondere aber an Menschen, die über dieses grundsätzliche Interesse hinaus den Impuls verspüren, in dem einen oder anderen Bereich zu wirken: Die entweder schon tätig sind als Bibelkreisleiter, in einer Lobpreisgruppe etc. oder sich zumindest vorstellen können, in ihrem Umfeld neue geistliche Initiativen loszutreten. In insgesamt sieben Workshops stellen wir verschiedene Formen christlicher Spiritualität vor und vermitteln grundlegendes Handwerkszeug, um etwa christliche Meditation anzuleiten, einen Hauskreis zu gründen oder eine eucharistische Anbetungsstunde zu gestalten. Die Veranstaltung will also eine Mischung aus Inspiration und Praxiswissen bieten, was zugegebenermaßen nicht immer leicht ist, weil manche Formen doch sehr voraussetzungsreich sind. Ich denke hier besonders an den Bereich christliche Meditation: Da sind tiefere, spirituelle und auch psychische, Prozesse im Spiel, wo es viel Selbsterfahrung und eine gute Ausbildung braucht, um selbst gut und verantwortlich anleiten zu können. Doch können wir Interessenten, die hier einen weiteren Schritt gehen wollen, auf andere, tiefergehende Angebote verweisen.
Sie selbst werden auch einen Workshop leiten: “Lectio Divina, eine uralte Form des Bibellesens neu entdecken”. Können Sie dazu auch schon etwas verraten?
Die Lectio Divina ist ein Thema, das ich aus meiner früheren Berufstätigkeit beim Bibelwerk mitgebracht habe. Ursprünglich war die Lectio Divina, eine Form der geistlichen Schriftlesung, die im Prinzip schon bis zu den antiken Kirchenvätern zurückreicht, vor allem in den Klöstern der Mönche und Nonnen beheimatet. Sie ist dadurch eine Art der Schriftlesung, die sehr ruhig und sehr meditativ ist und die die persönliche Begegnung mit dem Bibeltext sucht. Aus diesem Geist und nach diesem Vorbild hat man dann vor einigen Jahren beim Bibelwerk eine Methode entwickelt, die auch außerhalb der klösterlichen Lebenswirklichkeit funktioniert und die als Methode für Bibelkreise eingesetzt werden kann. Es ist aber noch immer der ursprüngliche klösterliche Geist, der diese Form der Lectio Divina auszeichnet: Sich mit einer neugierigen und offenen Grundhaltung und ohne konkrete Zielsetzung einem Bibeltext zuzuwenden und sich von ihm überraschen zu lassen. Oft geht man ja sehr verzwickt an die Bibel heran und sucht nur eine Bestätigung für Überzeugungen, die man sowieso schon hat, die man vielleicht noch mit einem Bibelzitat garnieren will. Dies versucht man bei der Lectio Divina zu vermeiden und stattdessen den Bibeltext selbst zum Sprechen zu bringen, ihn auf sich wirken zu lassen und aus dieser Begegnung heraus wieder in den Alltag zurückzugehen. Und das, ohne dass man aus dem Text eine bestimmte Agenda ableitet, die man dann im Anschluss abzuarbeiten hat. Es darf sich verändern, was sich verändern will, und die Veränderung geschieht meist leise und unmerklich im Verborgenen.
Wie kommen Sie auf die Themen?
Im Fall des Workshoptags war es mit dem Konzil von Nicäa und dessen 1700-jährigem Jubiläum ein ganz konkretes, kirchliches Ereignis, das den Anlass gab. Das hat eine solche kirchengeschichtliche und theologische Relevanz, da kann man nicht einfach nichts machen. Die Frage war viel eher: Wie kann ich bei so einem Thema Formate entwickeln, die den Menschen in der heutigen Zeit die Relevanz dieses Themas auch für ihr Leben aufzeigen. Das war die große Challenge. Wir haben uns dann entschieden, Nicäa nicht aus einer kirchengeschichtlichen oder dogmengeschichtlichen Perspektive zu beleuchten, sondern damit auf die praktisch-spirituelle Ebene zu gehen.
Vor welchen Herausforderungen stehen Sie bei Ihrer Arbeit hier?
Wir stehen, wie bereits angedeutet, vor allem vor der großen Herausforderung, mit welchen Themen wir überhaupt noch anschlussfähig sind und relevante Zielgruppen erreichen können. Da wird unser Ansatz künftig vermehrt sein: Anstatt von rein binnenkirchlichen Anlässen auszugehen, vermehrt gesellschaftliche oder auch lebensweltliche Themen aufzugreifen und zu überlegen, wie wir als Theologen, wie wir als Kirche, hier einen Diskussionsbeitrag leisten können. Wir können nicht mehr einfach die theologische Schiene fahren, sondern müssen interdisziplinärer und vernetzter denken, wo dann die theologische oder kirchliche Stimme zwar vielleicht nur noch eine Stimme unter vielen ist – aber eine, die durchaus davon überzeugt ist, dass sie bei bestimmten Themen, Problemen und Nöten einen Beitrag leisten kann, einen Beitrag, der einen Unterschied macht und der – vor allem – den Menschen hilft. Nicht mehr zu überlegen, wie wir die Menschen davon überzeugen können, dass unsere Inhalte Relevanz für sie haben, ist also der Ansatz, sondern sie bei ihren eigenen Fragen und Nöten abzuholen und ihnen dafür christliche Perspektiven anzubieten.
Worüber freuen Sie sich am meisten auf Ihrer Arbeit?
Am meisten ist es tatsächlich die Vielfalt. Zum einen die Vielfalt der Themen, die ich abdecken darf, von Themen, die ganz stark im binnenkirchlichen Raum stattfinden – Bibelmethodenkurse, Kirchenführerinnen- und Kirchenführerausbildung z.B. – bis hin zu den je aktuellen Themen, die wir, wir hatten es ja gerade, für eine breitere Öffentlichkeit aufbereiten. Doch auch ganz praktisch ist meine Arbeit sehr vielfältig. Die konkrete Tätigkeit reicht von den konzeptionellen Grundsatzfragen bis hin zu den organisatorischen Details in der praktischen Durchführung. Ich verbringe Tage, da sitze ich drei Stunden am Schreibtisch über einem Konzept oder lese mich ein. Dann mache ich Instagrambeiträge, um für Veranstaltungen zu werben. Viel Verwaltung auch, klar. Und drei Tage später stehe ich irgendwo in Niederbayern vor Ort und kümmere mich darum, dass unsere Teilnehmerinnen und Teilnehmer ihr Mittagessen bekommen. Ja, am meisten Spaß macht mir wirklich diese unglaubliche Vielfalt!
Interview und Foto: Lea Grosser
(lg)