München, 16.05.2023
Der Comboni-Missionar Pater Gregor Schmidt sieht den Einsatz der Internationalen Gemeinschaft im Südsudan zwiespältig. Die UN-Präsenz zwinge die verschiedenen Parteien zwar, über Friedensgespräche nachzudenken, sagt Pater Gregor im Gespräch mit dem missio magazin. Allerdings könnten die UN-Soldaten nicht eingreifen, sondern nur beobachten. „Und auch das nur, wenn es die Regierung genehmigt.“
Gelder tun Gutes – und unterstützen Vetternwirtschaft der Elite
Auch die internationalen Gelder hätten eine Kehrseite. „Damit wird viel Gutes getan, sehr viel Geld fließt aber auch in die Taschen der politischen Elite“, sagt Pater Gregor. „Das ist ein Geschäftsmodell.“ Für die Eliten sei dieser Zwischenzustand – kein richtiger Krieg und kein richtiger Frieden – das Beste, denn bei Frieden würden die Geldquellen größtenteils versiegen. „Die internationale Gemeinschaft lässt sich an der Nase herumführen.“
Zentrale Bereiche wie Bildung und Gesundheitswesen habe die Regierung durch „Outsourcing“ an die internationale Gemeinschaft abgegeben, führt der aus Deutschland stammende Missionar der Kongregation der Comboni Missionare vom Herzen Jesu aus. „Die Regierung lernt nicht, für das eigene Land einzustehen und etwas aufzubauen.“ Dennoch sieht Pater Gregor keine Lösung darin, Hilfen komplett einzustellen und sich zurückzuziehen. Das brächte das Land noch weniger voran. „Es entstünde die Gefahr eines Völkermordes“, befürchtet er.
Warum die Hilfe der Kirche mehr bringt
Die kirchliche Hilfe bewertet der Comboni-Missionar unter dem Strich positiver als die durch die Staatengemeinschaft. „Weil wir die Kontrolle darüber haben, was mit dem Geld geschieht.“ Es fange bereits beim Umtauschkurs an: Ihm zufolge erhalten internationale Organisationen bei der Zentralbank einen extrem schlechten Umrechnungskurs. Die Ordensgemeinschaften tauschten den Dollar dagegen zum Vollwert um und könnten mit der Lokalwährung wesentlich mehr machen. „Des Weiteren sind wir Idealisten, bekommen kein Gehalt und wohnen günstig, anders als es bei Organisationen der Fall ist.“
Pater Gregor hat 14 Jahre lang mit Hirtenvölkern gelebt, zuletzt auf Einladung des Hirtenvolks Nuer in Fangak County, einem zu weiten Teilen überfluteten Verwaltungsbezirk im Nordosten des Südsudan. Dort betreute er – in der Regel zu Fuß – die Katholiken auf einem Gebiet, das etwa achtmal so groß wie Berlin ist. Seit Jahresbeginn arbeitet Pater Gregor als Provinzial seines Ordens in der Hauptstadt Juba.
Das vollständige Interview lesen Sie unter https://www.missio.com/aktuelles/nachrichten/suedsudan-interview
Text: missio München
Foto: Combonis/Ellwangen
(SSC)