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Zur Neuigkeit
Innenminister Joachim Herrmann: Es ist gut, dass Bayern sich offen zu seinen christlichen Wurzeln bekennt
Demokratie braucht Religion
Regensburg, 18. Juli 2025
Joachim Herrmann (CSU) sprach auf der Veranstaltung „Recht und Religion“ ein Grußwort, das zugleich ein Bekenntnis seines christlichen Glaubens war. Wie der Politiker betonte, brauche die Demokratie die Religion. Und darum ist es gut, dass sich Deutschland und Bayern zu seinen christlichen Wurzeln bekennt. Wir dokumentieren hier seine Rede im Wortlaut.
Ich bin der Einladung gerne gefolgt, weil das Thema dieser Tagung von großer politischer Bedeutung ist – für mich persönlich als Innenminister, aber auch aus meiner christlichen Überzeugung heraus. Ich bin so aufgewachsen: Mein Vater war Professor für Zivilrecht und antike Rechtsgeschichte mit einem klaren katholisch-christlichen Kompass. In den 1970er Jahren war er auch Generalsekretär der Görres-Gesellschaft. Diese Gedankenwelt hat mich geprägt.
Demokratie braucht Religion
Gerade in einer Zeit, in der viele Menschen aus den Kirchen austreten und glauben, Religion sei überflüssig, halte ich es für dringend nötig, dass wir uns wieder mit religiösen Fragen befassen. Ich bin überzeugt: Demokratie braucht Religion. Wer meint, man könne Konflikte reduzieren, indem man Religion einfach ausklammert, irrt sich. Deshalb bin ich dankbar, dass diese Tagung stattfindet – was heute keine Selbstverständlichkeit mehr ist.
Zwei meiner Kinder haben zeitweise in Regensburg studiert. Ich weiß diese Stadt daher sehr zu schätzen. Sie hat eine wunderbare Tradition. Nicht weit von hier steht am Hauptplatz der Justitia-Brunnen – einer von fünf historischen Brunnen, errichtet von den Bürgern der ehemaligen freien Reichsstadt. Dieser Brunnen ist ein Symbol: Trotz religiöser und politischer Spannungen – etwa zwischen Katholiken und Protestanten – galt hier: Recht herrscht, nicht Willkür. Das ist aus Sicht eines Innenministers natürlich erfreulich.
Frieden durch Rechtssicherheit schaffen
Die Idee, Frieden durch Rechtssicherheit zu schaffen, hat tiefe Wurzeln – auch in unserer Geschichte. Religion hat in Europa oft zu Spaltung und Krieg geführt. Der Augsburger Religionsfrieden zementierte 1555 den Grundsatz: „Cuius regio, eius religio“ – der Herrscher bestimmt den Glauben seiner Untertanen. Das widerspricht unserem heutigen Verständnis von Freiheit. Und trotzdem endete es in weiteren Konflikten, etwa im Dreißigjährigen Krieg.
Auch heute sehen wir weltweit, wie Religion für politische Zwecke instrumentalisiert wird. Wer Macht will, bedient sich oft religiöser Symbole, um Emotionen zu schüren. Spätestens seit dem 18. Jahrhundert versucht man daher, Politik und Religion zu trennen – besonders radikal in der Französischen Revolution. Frankreich hat sich seither einem strikten Laizismus verschrieben. Doch diese Trennung hat religiöse Konflikte, etwa mit radikalem Islamismus, nicht gelöst – im Gegenteil: Sie wurden verschärft.
Der Staat braucht ethische Fundamente
Auch die deutsche Geschichte mahnt uns. Die Gräueltaten des Nationalsozialismus, die Missachtung von Recht und Menschenwürde, die Perversion von Justiz – das alles zeigt, wie ein Staat ohne moralische Fundamente entarten kann. Roland Freisler, Präsident des Volksgerichtshofs, steht sinnbildlich für diese pervertierte Rechtsprechung. Und die Todesurteile gegen Mitglieder der Weißen Rose oder Dietrich Bonhoeffer belegen, wie Christen wegen ihres Glaubens verfolgt wurden.
Nach 1945 fragten sich die Menschen: Wie verhindern wir, dass der Staat wieder zu einer „Räuberbande“ wird – wie es Papst Benedikt XVI. später formulierte. Die Antwort war klar: Der Staat braucht ethische Fundamente. In der Präambel der Bayerischen Verfassung von 1946 heißt es daher: „Angesichts des Trümmerfeldes, zu dem eine Staats- und Gesellschaftsordnung ohne Gott, ohne Gewissen und ohne Achtung vor der Würde des Menschen geführt hat...“
Auch das Grundgesetz beginnt mit den Worten: „Im Bewusstsein seiner Verantwortung vor Gott und den Menschen...“ Das ist keine rein laizistische Philosophie wie in Frankreich. Es ist ein anderer Weg, den wir bewusst gegangen sind. Der Staatsrechtler Ernst-Wolfgang Böckenförde hat es präzise beschrieben: Der freiheitliche Staat lebt von Voraussetzungen, die er selbst nicht garantieren kann. Dazu zählen Werte und moralische Überzeugungen, die oft aus der Religion kommen. Diese Einsicht gewann Böckenförde übrigens bei einer Tagung im fränkischen Ebrach.
Bayern bekennt sich zu christlichen Wurzeln
Es ist gut, dass Bayern sich offen zu seinen christlichen Wurzeln bekennt. Niemand wird gezwungen, aber die Orientierung ist klar. Auch die Anordnung, Kreuze in staatlichen Behörden aufzuhängen, ist ein Zeichen – kein Zwang. Das jüngste Urteil zur Kreuzfrage an einer Schule betrifft einen Einzelfall mit spezieller Rechtslage. Es ändert nichts an der grundsätzlichen Regelung. In der Praxis hat sich gezeigt: Es gab keinen einzigen Fall von Beschwerden. Weder von Besuchern noch von Beschäftigten.
Der Artikel 131 der Bayerischen Verfassung formuliert klar: „Ehrfurcht vor Gott und Achtung vor religiöser Überzeugung“ sind oberste Bildungsziele. Religionsfreiheit bedeutet nicht nur, die eigene Religion leben zu dürfen, sondern auch: Respekt vor dem Glauben anderer. Nur durch gegenseitige Achtung kann Zusammenleben gelingen.
Ich sehe es kritisch, wenn an internationalen Schulen Religion vollständig tabuisiert wird, um Konflikte zu vermeiden. Das führt nicht zu Frieden, sondern zu Unkenntnis – ein Nährboden für Vorurteile. Integration gelingt nur durch Dialog. Menschen müssen wissen, was andere glauben. Gerade in Zeiten wachsender religiöser Unkenntnis ist Aufklärung wichtiger denn je.
Es ist gut, wenn Menschen ihren Glauben leben und sich aus dieser Überzeugung in unsere Demokratie einbringen. Und das gilt nicht nur für Christen. Auch Muslime oder Hindus sollen das können – unter der Voraussetzung, dass sie unsere demokratischen Grundwerte anerkennen. Diese Erwartung ist berechtigt. Ich wünsche mir, dass sich die Kirchen weiterhin in gesellschaftliche Debatten einbringen. Kritik gehört dazu – aber Schweigen ist keine Lösung. Unterschiedliche Meinungen müssen erlaubt sein. Unsere Demokratie lebt vom Streit in Freiheit.
Viel erreicht durch die freiheitliche Demokratie
Abschließend: Trotz aller Herausforderungen – es ist bemerkenswert, wie sich unser Land in den 80 Jahren seit dem Zweiten Weltkrieg entwickelt hat. Wir leben in einer freien, demokratischen Gesellschaft mit einem Lebensstandard, von dem viele auf der Welt nur träumen können. Das haben wir nicht einem autoritären System zu verdanken, sondern unserer freiheitlichen Demokratie.
Diese Demokratie ist nicht perfekt, sie ist anstrengend. Aber sie erlaubt es, dass jeder hier seine Meinung sagen darf – auch heute in diesem Saal. Und genau das ist es, was unser Land ausmacht. Ich hoffe, dass wir diese Einsicht vielen Menschen vermitteln können – unabhängig davon, wie sie im Einzelnen denken.
Dieser Text ist redaktionell leicht gekürzt. Die gesamte Rede kann hier angesehen werden. Es gilt das gesprochene Wort.
Bearbeitet durch Stefan Groß
(sig)




