Herzliche Segenswünsche zum Namenstag. Thomas Morus: Der Mann der für die Unauflöslichkeit der Ehe starb.
Märtyrer wollen nicht sterben. (Nicht nur) das unterscheidet sie von Djihadisten oder Sprengstoff-Attentätern. Echte Märtyrer lieben das Leben. Ihr Tod ist der letzte Ausweg, nachdem sie in den Grenzen ihres Gewissens alles versucht hatten, ihm zu entgehen. Für Christen heißt diese Grenze Christus. Er ist der Orientierungspunkt des Gewissens. Thomas Morus wollte für seine Kinder da sein. Er wollte sehen, wie seine Enkel aufwachsen. Er liebte die Philosophie. Er wurde zum Märtyrer, als man ihn zwingen wollte, Christus und die Kirche zu verraten. Hier ist seine Geschichte.
Gute Gründe für die Scheidung
Thomas Morus (1478 -1535) war Lordkanzler Heinrichs VIII.. Sein Amt entspricht in etwa dem des heutigen Premierministers. Der englische König war verheiratet mit Katharina von Aragon, jüngste Tochter der katholischen Könige von Spanien. Er wollte diese Frau loswerden und dafür hatte er sehr gute Gründe. Sie gebar ihm keinen lebenden Sohn und das war eine Katastrophe. Heinrich VIII. war der zweite König aus dem Hause Tudor, der auf dem englischen Thron saß. Wackelig war die Legitimation seiner Familie. Hinterließ er keinen tatkräftigen Erben, würde das für England Bürgerkrieg und Jahre des Unfriedens bedeuten. Außerdem hatte er sich verliebt in Anne Boleyn, die längst sein Kind erwartete.
Natürlich wollte Heinrich Katharina ganz legal und mit dem Segen der Kirche in die Wüste schicken. Der Papst sollte die Ehe annullieren, theologische Fakultäten schrieben leidenschaftliche Gutachten und leiteten das Trennungsrecht direkt aus der Bibel ab. Die englischen Bischöfe wollten sowieso mehr "Dezentralität" und einen Glauben bekennen, der sich an der Lebenswirklichkeit der Insel orientierte.
Meine eigene Kirche
Der Papst, Clemens VII., aber blieb stur bei der Unauflöslichkeit der Ehe. Die Engländer eröffneten deshalb ihre eigene Nationalkirche mit Heinrich als Chef. Wer der universalen Kirche Christi mit dem Bischof von Rom als Oberhaupt treu blieb, der bezahlte dafür mit seinem Leben. Unter den englischen Märtyrern war der Bischof von Rochester, der Heilige John Kardinal Fisher (1469 - 1535), ein Weggefährte des Heiligen Thomas, dessen Gedenktag auch heute gefeiert wird.
Ein gewaltiges und blutiges Geschacher begann. Viele Adelige witterten das große Geschäft. Kirchen, Klöster, Landgüter suchten neue Besitzer, sobald die Mönche oder Ordensfrauen ihre Treue zur Kirche bekannten. Im Gegenzug betrieb man willfährig die Gesetzgebung, die Heinrich VIII. brauchte. Die einschneidendsten Verfassungsgesetze waren die Sukzessionsakte und die Suprematsakte von 1534.
Die Sukzessionsakte erklärte die Tochter Heinrichs und Katharinas zum Bastard, weil sie unehelich geboren sei und legte die Thronfolge der Kinder Anne Boleyns fest. Die Suprematsakte bestimmte, dass der König von England uneingeschränktes geistliches Oberhaupt einer englischen Nationalkirche sei.
Thomas' Weg zum Schaffott
Thomas Morus trat 1532 als Kanzler zurück. Er tritt nicht öffentlich auf, um Heinrichs Ehe- und Treuebruch zu verurteilen. Aber er unterlässt alles, was man als Zustimmung deuten könnte. Zur Krönung Annes erscheint er nicht. Er zieht sich zurück und schweigt.
Das unterscheidet ihn von Bischof Fisher. Thomas sieht das so: Der Bischof muss qua Amt Christus, die Kirche und ihre Lehre verteidigen: gelegen oder ungelegen, der Staatsgewalt ins Gesicht. Weltchristen dürfen so lange schweigen, als dieses Schweigen nicht verstanden werden kann als Mitwirkung am Unrecht.
Thomas schweigt also und schweigt und besteht auf seinem Recht zu schweigen. Heinrich aber wollte die Zustimmung des Heiligen zu seinen Rechtsbrüchen gegen seine Frau, sein Kind, gegen Gott und gegen die Kirche. Thomas sollte den öffentlichen Eid schwören auf die beiden Akte von 1534 und damit zum Komplizen werden.
Wie ein Gewissen entscheidet
Heinrich will Thomas zwingen. 445 Tage sitzt der ehemalige Kanzler im Londoner Tower. Seine Gewissensentscheidung durchdenkt er von allen Seiten. Mit seiner geliebten Tochter Margaret bespricht er sie. Er sieht die Versuchungen, er sieht den Spott der Zeitgenossen, er durchlebt die Angst vor der grausamen Hinrichtung, die andere vor ihm erlitten.
Im Tower bleibt Thomas die Zeit, seine Gedanken aufzuschreiben. Sein "Dialoque of Comfort against Tribulation" bleibt bis heute ein weithin unbekanntes Buch. Völlig unverdient wie ich meine. Es ist ein modernes Buch, oder besser noch, ein zeitloses. Man kann es lesen wie ein Handbuch des Gewissens, des reinen und des vernunftbegabten Gewissens, des gebildeten Gewissens dessen Magnetpol Jesus Christus ist. Kein Ratgeber, keine Weisheitsliteratur. Der Leser muss hartes Denken und Ringen eines Menschen im Angesicht eines grauenvollen Todes mittragen. Eine Zyrene-Rolle.
Der Tod
Am 6. Juli 1535 stirbt Thomas Morus unter dem Beil seines Henkers. Es ist ein gnädiger Tod ohne die durchaus üblichen öffentlichen Verstümmelungen und tagelangen Folterungen. Heinrich VIII. war überzeugt, sich einen so gewichtigen Zeugen seiner Unrechttaten nicht länger leisten zu können. Ihm war aber wohl ebenso bewusst, dass er seinen vielleicht treuesten und loyalsten Diener in den Tod schickte. Das bewog wohl seine Milde.
Augenzeugin seiner Hinrichtung ist Thomas Morus' Tochter Magaret. Von ihr wissen wir, dass er mühsam das Blutgerüst heraufstieg. Dass er die Anwesenden bat, in dieser Welt für ihn zu beten, wie er es auch in der anderen für sie tun wolle, und zu bezeugen, dass er im Glauben an die heilige katholische Kirche und für diesen Glauben sterbe. "Ich sterbe als des Königs treuer Diener", so schloss er, "Gottes Diener aber zuerst."[1]
Sein Kopf ersetzte auf der London-Bridge den Kardinal Fishers.
Und?
Die Kirche sprach John Kardinal Fisher und Thomas Morus 1935 heilig. Zu dieser Zeit bedrängten in der Sowjetunion, in Deutschland und in Italien totalitäre Machthaber die Kirche, deren Ideologien die letzte Gewalt über Leben und Tod beanspruchten. Im Raume stand die Frage, ob es ein Recht gibt, das zeitlos und überall gilt und über das Menschen nicht verfügen dürfen. John Kardinal Fisher und Thomas Morus gaben auf diese Frage eine klare Antwort, die sie bereit waren, mit ihrem Leben zu belegen.
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