blumenwiese

Gemeinsame Erklärung der Bayerischen Staatsregierung und der Freisinger Bischofskonferenz

Blühpakt-Allianz zum Artenschutz


Regensburg/München, 31. Oktober 2025

Die sieben bayerischen (Erz-)Bistümer, zusammengeschlossen in der Freisinger Bischofskonferenz, und das Bayerische Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz haben im Rahmen der Blühpakt-Allianz eine künftig enge Zusammenarbeit zur Förderung der Artenvielfalt, insbesondere der Insekten, vereinbart. Dies beinhaltet Anstrengungen, das Verständnis für die Lebenszyklen und Bedürfnisse von Insekten zu erhöhen, Anregungen für eine naturnahe Gestaltung und Pflege von Flächen zu geben und dies auf so vielen Flächen wie möglich zu realisieren.

Verantwortung für Gottes Schöpfung

Aus christlicher Perspektive, geformt vom biblischen Blick auf Mensch und Welt, ist die gesamte natürliche Um- und Mitwelt Gottes Schöpfung; Pflanzen und Tiere sind damit Mitgeschöpfe des Menschen mit je eigenem Wert. Dem Menschen ist dabei aufgetragen, diese Schöpfung Gottes „zu bebauen und zu hüten“ (Gen 2,15). In den Worten Papst Franziskus‘: „Jedes Jahr verschwinden Tausende Pflanzen- und Tierarten, die wir nicht mehr kennen können, die unsere Kinder nicht mehr sehen können, verloren für immer. Die weitaus größte Mehrheit stirbt aus Gründen aus, die mit irgendeinem menschlichen Tun zusammenhängen. Unseretwegen können bereits Tausende Arten nicht mehr mit ihrer Existenz Gott verherrlichen, noch uns ihre Botschaft vermitteln. Dazu haben wir kein Recht.“ (Enzyklika Laudato si‘, Nr. 33)


Biodiversität - Artenschutzmaßnahmen auf kirchlichen Flächen im Bistum Regensburg

Nicht erst seit dem erfolgreichen Volksbegehren „Rettet die Bienen“ ist die Förderung der Artenvielfalt ein Kernanliegen christlich motivierter Schöpfungsverantwortung. Viele Pfarrgärten bilden Biotope, aber auch kirchliche Offenlandflächen werden – z.B. in Kooperation mit den Landschaftspflege- oder Naturschutzverbänden ökologisch sensibel genutzt und gepflegt. Ein langjähriges Erfolgsprojekt in der Diözese Regensburg sind die sog. „Eh-da“-Flächen: Mehr Artenvielfalt auf kirchlichen Flächen im Landkreis Kelheim

Mit einem Biodiversitätszuschuss bis zu € 2000,- jährlich pro Kirchenstiftung werden die Pfarreien motiviert für Maßnahmen zur naturnahen Gestaltung von kirchlichen Flächen, z.B. für Baumpflanzaktion, Anlegen von Blühwiesen, Hecken etc. So fühlen sich mehrere Bienenvölker auf den Blühweiden direkt an der Kirchenmauer von Weiden, St. Josef heimisch. Auch Hecken spielen mittlerweile eine wichtige Rolle beim Schutz der Artenvielfalt, da viele Arten aus unserer ausgeräumten Kulturlandschaft mit ihrer intensiven Nutzung verschwunden sind, jedoch in Hecken Lebensraum finden. Neuanpflanzungen wie im Pfarrgarten Hohenfels oder am Friedhof in Mengkofen stehen exemplarisch für solche Biodiversitätsförderungen im Bistum Regensburg. 
Weitere Informationen: https://www.oekosoziales-bistum-regensburg.de/artenschutz/

Der Blühpakt zwischen der Katholischen Kirche in Bayern und der Bayerischen Staatsregierung bestätigt derartige Maßnahmen und will weitere Pfarreien und kirchliche Einrichtungen dazu motivieren, ihre Flächen ebenfalls schöpfungsfreundlich zu gestalten.

 

Allianz zwischen der Katholischen Kirche in Bayern und dem Blühpakt Bayern

Das bayerische Volksbegehren „Rettet die Bienen“ 2019 hat auch innerkirchlich den Blick geschärft für den dramatischen Verlust an Artenvielfalt, der täglich still und leise vor sich geht. Etliche der Empfehlungen des damaligen sog. Runden Tisches unter Leitung von Landtagspräsident a. D. Alois Glück richteten sich auch an kirchliche Grundeigentümer. Die Deutsche Bischofskonferenz hat – u. a. angeregt durch diese Debatten – 2021 ein viel beachtetes Grundsatzdokument „Vom Wert der Vielfalt – Biodiversität als Bewährungsprobe für Schöpfungsverantwortung“ veröffentlicht.

Dessen theoretische Grundlagenarbeit aufgreifend und die vielfältigen praktischen Initiativen vor Ort bündelnd beschloss die Freisinger Bischofskonferenz im Grundsatz 2023, der Einladung des bayerischen Staatsministers für Umwelt und Verbraucherschutz zu folgen, und dem Blühpakt Bayern beizutreten. Dieser Beschluss wurde 2025 aktualisiert.

Der Blühpakt Bayern wurde vom Bayerischen Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz ins Leben gerufen, um auf den dramatischen Rückgang der Insekten in Bayern zu reagieren. Er leistet einen Beitrag, um die Vorgaben der Bayerischen Biodiversitätsstrategie 2030 umzusetzen. Ziel des Blühpakts Bayern ist es, Insekten ihre Lebensräume zurückzugeben, Wissen über die Lebensweisen dieser Tiere und ihre Funktionen in den Ökosystemen zu vermitteln und Verständnis für deren ökologische Bedeutung zu wecken.

Um dieses Ziel zu erreichen, sind die bayerischen (Erz-)Diözesen in doppelter Hinsicht wertvolle Partner. Zum einen sind sie im Besitz zahlreicher Flächen, die naturnah und insektenfreundlich neu- oder umgestaltet werden können: Gärten und Umgriffsflächen von Kirchengebäuden, Pfarrheimen und Kindergärten, von Bildungs- und Tagungshäusern, Friedhöfe, sowie land- und forstwirtschaftliche Flächen. In der Kirche selbst wird der Ruf nach schöpfungsgerechtem Umgang, Pflege und Bewirtschaftung dieser Flächen lauter. Zum anderen liegt es im Selbstverständnis von Christinnen und Christen, sich aktiv für den Erhalt der natürlichen Lebensgrundlagen, religiös: Gottes Schöpfung, und damit auch für eine vielfältige Insektenfauna einzusetzen.

In Zusammenarbeit mit dem Blühpakt Bayern können deshalb gemeinsam wichtige Impulse zum Schutz der heimischen Insektenwelt gesetzt werden. Die nun verfasste gemeinsame Erklärung nimmt insbesondere in den Blick: Insektenfreundliche Flächen, Verwendung heimischer Pflanzen, Belassen von Überwinterungsstrukturen, eine biodiversitätsfreundliche Mahd, Schaffung von Strukturvielfalt, Verzicht auf chemische Pflanzenschutzmittel sowie den Verzicht auf torfhaltige Erde.

 Lesen Sie hier die gemeinsame Erklärung der Bayerischen Staatsregierung und der Freisinger Bischofskonferenz im Wortlaut.

Die Katholische Kirche in Bayern

Knapp sechs Millionen Katholikinnen und Katholiken leben in Bayern. Sie praktizieren landesweit in knapp 4.000 Pfarreien vor Ort ihren religiösen Glauben, und sie gestalten in einer großen Vielzahl von kirchlichen Einrichtungen, Vereinen und Verbänden Bayerns gesellschaftliches, politisches und kulturelles Leben prägend mit. Die Katholische Kirche in Bayern ist in sieben (Erz-)Diözesen gegliedert: Augsburg, Bamberg, Eichstätt, München und Freising, Passau, Regensburg und Würzburg. Zur Kirchenprovinz des Erzbistums Bamberg gehören die Diözesen Würzburg, Eichstätt und (aus historischen Gründen) Speyer, zur Kirchenprovinz des Erzbistums München und Freising gehören die Diözesen Augsburg, Regensburg und Passau. Landesweit zusammengeschlossen sind die bayerischen (Erz-)Diözesen in der Freisinger Bischofskonferenz, deren Geschäftsführung das Katholische Büro Bayern verantwortet.

(jas)



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