Bischof Voderholzer mit Ministranten

Festliches Jubiläum und Pontifikalamt mit Bischof Dr. Rudolf Voderholzer

90 Jahre Marianische Männerkongregation Oberviechtach


Oberviechtach  / Regensburg, den 8. September 2025

Die Pfarreiengemeinschaft Oberviechtach, Pullenried und Wildeppenried feierte am Samstagabend das 90-jährige Bestehen der Marianischen Männerkongregation (MMC) Oberviechtach auf sehr würdige Weise. Zahlreiche Gäste aus der Region, Vertreter kirchlicher und kommunaler Institutionen sowie viele MMC-Mitglieder nahmen an den Feierlichkeiten teil. Höhepunkt war das Pontifikalamt mit Diözesanbischof Dr. Rudolf Voderholzer in der Stadtpfarrkirche St. Johannes der Täufer.

Die Feierlichkeiten begannen an der Mehrzweckhalle der Dr.-Eisenbarth-Schule. Dort empfing die Stadtkapelle Oberviechtach unter Leitung von Robert Kraus den Regensburger Bischof mit einem musikalischen Ständchen. Im Anschluss formierte sich der Festzug zur Pfarrkirche, an dem unter anderem Landrat Thomas Ebeling und Bürgermeister Rudolf Teplitzky teilnahmen. Stadtpfarrer Alfons Kaufmann begrüßte den Bischof herzlich im Gotteshaus. Mit ihm feierten der Ruhestandsgeistliche Erwin Bauer, der aus der Pfarrei stammt, sowie Kaplan Chinna Chennaiah Dola die Heilige Messe. 

Kaufmann dankte Bischof Rudolf ausdrücklich für seine spontane Zusage, die MMC-Jubiläumsfeier persönlich mitzuerleben. Für den musikalischen Auftakt sorgte der MMC-Chor unter Leitung von Jürgen Lößl. Das Ensemble, das vor 15 Jahren gegründet wurde, stimmte mit „Sei gegrüßt Maria“ auf den Festgottesdienst ein. Viele MMC-Gruppen aus der Umgebung sowie Vereine der Pfarrei waren mit Fahnenabordnungen vertreten. Diakon Hans Winter trug das Evangelium nach Lukas (Lk 14,25–33) vor, während Hans Ferschl und Michael Ruhland als Lektoren am Gottesdienst mitwirkten.

 

Mutige Gründung in der Zeit des Nationalsozialismus

In seiner Predigt zeigte sich Bischof Dr. Voderholzer tief beeindruckt, dass die MMC Oberviechtach am 25. August 1935 gegründet wurde – also zweieinhalb Jahre nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten. Er erinnerte an die schwierigen Bedingungen dieser Zeit: katholische Verbände – wie besonders das Kolpingwerk – wurden unterdrückt, Rechte aus dem Reichskonkordat von 1933 missachtet, Jugendliche massiv in die Hitlerjugend oder den Bund Deutscher Mädchen gedrängt. Geistliche, die nicht regimekonform waren, wurden verfolgt. „Genau in dieser Zeit wird hier in Oberviechtach eine Ortsgruppe der Marianischen Männerkongregation gegründet“, betonte Bischof Rudolf. 

Das Ziel der Gründung sei es gewesen, Männer im Glauben zu bestärken, sie im Beruf, in Familie, Politik und Gesellschaft zu festigen – und gleichzeitig den Versuchungen des Nationalsozialismus standzuhalten. Die Initiative ging vom damaligen Pfarrer Joseph Franz aus. Doch – so hob der Bischof hervor: „Ein Pfarrer kann viel initiieren, aber wenn keiner mitmacht, steht er auf verlorenem Posten.“ In Oberviechtach waren es 99 Männer, die 1935 den Grundstein legten. Schon wenige Monate später nahmen 35 von ihnen am Hauptfest in Cham teil – eine bemerkenswerte Leistung angesichts der damaligen Verkehrsbedingungen.

 

Oberpfalz als Bollwerk des Glaubens

Bischof Rudolf stellte sodann die Haltung der Oberpfälzer Katholiken ins Zentrum seiner Predigt. Hätten alle Deutschen bei den Reichstagswahlen 1932 und 1933 so abgestimmt wie in der katholischen Oberpfalz, wäre Hitler nicht auf legalem Wege an die Macht gekommen. „Darauf bin ich als Bischof von Regensburg schon ein wenig stolz – und sie dürfen als MMC Oberviechtach es erst recht sein“, sagte er. Er verwies in diesem Zusammenhang auch auf die Konnersreuther Resl, Therese Neumann, die mit klarer Haltung gegen Hitler vielen Menschen im Widerstand Mut machte. 

Ebenso erinnerte er an Pfarrer Joseph Losch, der 1933–1938 in Etzgersrieth und Miesbrunn wirkte und aufgrund seiner kritischen Haltung gegen Ende des Zweiten Weltkriegs von den Nazis verhaftet und am 29. Januar 1945 in Berlin hingerichtet wurde. „Da kann ich nur voller Dankbarkeit auf diese Geschichte blicken, auf den Mut und die Weitsicht derer, die damals gehandelt haben. Wären alle in Deutschland so bekenntnisfroh und tapfer gewesen, möglicherweise wäre uns viel Unheil erspart geblieben“, so Bischof Rudolf. „Ich fürchte, dass unter den 99, die damals am 25. August 1935 angefangen haben, nicht alle den Krieg überlebten.“

 

Gesellschaftliches Engagement gefordert

Bischof Rudolf stellte die MMC in den größeren historischen Kontext: Sie sei eine Frucht des Konzils von Trient (1563) und gehe auf die Jesuiten zurück, die damals in Rom die erste Marianische Kongregation gründeten. Ziel sei bis heute, Glauben und Leben zu verbinden und Männer im Alltag zu stärken. Oft liege die religiöse Erziehung in Familien bei den Müttern. „Aber wo Vater und Mutter gemeinsam Glauben vorleben, da springt der Funke auch leichter auf die Kinder über.“ Der Regensburger Oberhirte betonte, dass auch Männer Maria als Vorbild verehren können: „Ihre Haltung des Glaubens und Vertrauens ist für Frauen wie Männer vorbildhaft.“ Besonders würdigte er den MMC-Chor, der die Gottesmutter musikalisch ehrte.

Bischof Rudolf hob die Bedeutung der MMC-Arbeit für Kirche und Gesellschaft hervor. Er ermutigte die Mitglieder, die katholische Soziallehre stärker in die Bildungsarbeit einzubeziehen: „Das ist die beste Grundlage für eine gute Politik auf allen Ebenen.“ Mit Blick auf das Sonntagsevangelium betonte er, dass nicht jeder Christ zur radikalen Nachfolge wie die Apostel berufen sei. Vielmehr brauche die Kirche auch Frauen und Männer, die in Familie, Beruf und Politik Verantwortung übernehmen und dabei das Gemeinwohl im Blick behalten. Er nahm auch aktuelle Herausforderungen in den Blick: So verwies er auf die Soldaten des Panzergrenadierbataillons 122, die mit ihren Familien in den Norden Deutschlands verlegt werden. Er hofft, dass „ihr Einsatz in Litauen dem Frieden wirklich dient und Russland davor zurückschrecken lässt, auch den Westen anzugreifen.“ Europa darf nicht wieder ein Ort einer solchen Tragödie werden, wie es die ersten Mitglieder der Marianischen Männerkongregation vor 90 Jahren erlebt haben.

 

Feierlicher Abschluss des Jubiläums

Nach der Segnung der Fahnenbänder, die von zwei Ministrantinnen zum Altar gebracht wurden, erteilte der Bischof den Segen. Musikalisch gestaltet wurde das Pontifikalamt von Laurenz Rahm an der Orgel und der Stadtkapelle Oberviechtach. Pfarrgemeinderatssprecherin Renate Troppmann überreichte Bischof Rudolf das weit über die Region hinaus bekannte Eisenbarth-Elixier als Geschenk. Im Anschluss wurde die Jubiläumsfeier in der Mehrzweckhalle fortgesetzt, wo sich die Teilnehmer in geselliger Runde mit dem Bischof austauschen konnten. Zum Abschluss sprach Bischof Rudolf den Mitgliedern der Marianischen Männerkongregation Mut zu: „Bleiben Sie Ihrem Auftrag treu, setzen Sie Ihr Engagement in Kirche und Gesellschaft fort – und feiern Sie in zehn Jahren mit noch größerer Freude das 100-jährige Bestehen.“ Das Jubiläum der MMC Oberviechtach zeigte eindrucksvoll: Das gläubige Leben ihrer Mitglieder wirkt weit über die Pfarrei hinaus – hinein in Kirche, Gesellschaft und Politik.

Text und Fotos: Elisabeth Dobmayer

(SG)

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