News Bild E.T.A. Hoffmann vor 200 Jahren geboren
E.T.A. Hoffmann vor 200 Jahren geboren

Tönendes Symbol unendlicher Sehnsucht

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Regensburg, 15. Juli. „Wir wollen mit dieser Tagung die Romantiker ehren, E. T. A. Hoffmann an erster Stelle, der heute vor genau 200 Jahren und fünf Tagen verstorben ist.“ Mit diesen Worten hat Prof. Dr. Sigmund Bonk, Direktor des Akademischen Forums Albertus Magnus, die zahlreich erschienenen Gäste der Tagung „Gute Nacht aller Erdensorg und Pracht“ in Regensburg begrüßt. Prof. Bonk sprach die Grüße auch im Namen des Kulturamts der Stadt, das diese Tagung mit ihrem sich anschließenden Konzert gefördert hatte. Insbesondere ein Aspekt des reichen und vielfältigen Werks E. T. A. Hoffmanns (1776-1822) war für die Bearbeitung des Themas herausgegriffen worden, Hoffmanns Einstellung und Schriften zur Musik. Dieses Thema ließ sich im Laufe der Stunden bei zwei Geistesverwandten, Wilhelm Heinrich Wackenroder und Thomas Mann, verfolgen. Hoffmann war einer der Autoren, die am Anfang der modernen Musikwissenschaft und Musikgeschichte standen. Er ist so etwas wie ein Mitbegründer und Vorklassiker dieses Fachs gewesen.

Liebste Tageszeit des Romantikers

Der Tagungstitel „Gute Nacht aller Erdensorg und Pracht“ ist der letzten Arie der Oper „Undine“ E. T. A. Hoffmanns entlehnt. Er war sprechend für die Romantik und die romantische Musikästhetik, denn die liebste Tageszeit des Romantikers, die Nacht (der Novalis berühmte Hymnen widmete), kommt hier bereits zum Tragen; zum Tragen aber auch das, wovon der Romantiker sich gerne distanziert: die „Erdensorg und Pracht“ dieser Welt mit ihrer gefühlten Oberflächlichkeit und ihrem blendenden, aber falschen Schein. Nicht zuletzt klingt ebenfalls der Abschied an, ein Grundmotiv nicht nur der Eichendorffschen Lyrik. Im Nachmittagsprogramm sprach Prof. Rainer Kleinertz über Hoffmann und seine Bedeutung für die Beethoven-Rezeption. Prof. Kleinertz ist seit 2006 Ordinarius für Musikwissenschaft an der Universität des Saarlandes in Saarbrücken und ebenfalls Institutsleiter. Die Habilitation war 1998 in Regenburg erfolgt.

Romantischster aller Komponisten

Dr. Rainer Kleinertz sprach hauptsächlich über E. T. A. Hoffmanns, musikgeschichtlich besehen, höchst einflussreiche Kritik von Beethovens C-Moll-Symphonie (der 5.). Er habe als Napoleon-Hasser allerdings alles weggelassen, was als Hymnus auf die Große Armee aufgefasst werden könne. Insbesondere der „C-Dur-Taumel“ am Schluss der Symphonie sei von ihm erstaunlich stiefmütterlich behandelt worden. Für den tief ergriffenen Hoffmann ist diese Sinfonie der Inbegriff reiner Instrumentalmusik. Diese sei, sagte Kleinertz weiter, vor der Epoche der Romantik als defizitär eingeschätzt worden. Dann aber beginne ihr Siegeszug als „absolute Musik“. Beethoven ist Hoffmann zufolge der romantischste aller Komponisten, er stelle einen Gipfelpunkt dar nach den großen Wegbereitern reiner Instrumentalmusik Haydn und Mozart. Beethovens Musik sei, so Hoffmann weiter, durch und durch romantisch; sie öffne die Tore zu einem Geisterreich, schließe die „Tore des Orkus“ auf. Sie sei Ahnung des Absoluten, tönendes Symbol „unendlicher Sehnsucht“.

Thomas Mann kein Romantiker

Prof. Sigmund Bonk hielt einen Vortrag über die dunkle Seite des Hoffmannschen und romantischen Musikverständnisses. Den Abschluss bildete ein Vortrag von Prof. Dr. Veit Neumann über das Thema „Thomas Mann und dessen von der Romantik geprägtes Musikverständnis“, wie es insbesondere in seinem Roman „Doktor Faustus“ zur Darstellung gelangte. Thomas Mann sei definitiv kein Romantiker. Aber die Romantik gelte ihm als Lieblingsepoche.

Schumanns „Kreisleriana“

Am Abend erfolgte dann in der Hochschule für Katholische Kirchenmusik und Musikpädagogik ein Konzert mit drei Werken aus der Epoche der Romantik. Zu Beginn war eine Auswahl aus Robert Schumanns „Kreisleriana“ (Phantasien für piano forte) geboten, interpretiert von Frau Christine Lindermeier. Es folgte die Sonate für Cello und Klavier in D-Dur von Felix Mendelssohn-Bartholdy. Den Abschluss bildete Carl Maria von Webers Trio-Sonate „Schäfer's Klage“ (für Flöte, Cello und Klavier).

Ins Warschauer Rundfunkorchester

Die Ausübenden waren Christine Lindermeier, die im In- wie Ausland auf eine reiche Konzerterfahrung zurückblicken kann und Dozentin an der Hochschule für Katholische Kirchenmusik Regensburg ist, Wolfgang Nüßlein, der unter anderem zwölf Jahre Solocellist des Bayerischen Kammerorchesters gewesen ist und wie Frau Lindermeier Dozent an der Hochschule für Katholische Kirchenmusik ist, sowie Izabela Brown, deren Weg zunächst ins Warschauer Rundfunkorchester führte, wo sie bei vielen Aufnahmen des Polnischen Rundfunks mitgewirkt hat, die seit 2020 einem Lehrauftrag an der Universität Regensburg nachgeht und die als Gast- und Soloflötistin bereits in vielen Ensembles in Deutschland, Österreich, Polen, China, Holland und Norwegen konzertierte.



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