„Es ist die Liebe, die stärker ist als der Tod, die Liebe Gottes, die uns in eine neue Welt führt“
Am Pfingstsonntag feierte Bischof Gerhard Ludwig Müller im vollbesetzten Dom St. Peter in Regensburg eine Pontifikalmesse. Der Bayerische Rundfunk übertrug die Gottesdienstfeier zeitgleich im Bayerischen Fernsehen.
In seiner Predigt ging der Regensburger Oberhirte auf eine Begegnung während seiner Pastoralreise nach Südafrika in der Osterwoche ein. Dort war er in einem durch die Mallersdorfer Schwestern geführtes Krankenhaus auf ein junges Mädchen getroffen, das nach einer Misshandlung durch die eigenen Eltern vom Hals ab gelähmt ist.
„Diese Begegnung hat mich zutiefst berührt. Ich finde mich im Glauben an den Gott der Liebe und der Hoffnung bestärkt. Bei solch innerster Erschütterung des Vertrauens in die Mitmenschen und der Aussichtslosigkeit auf ein normales Leben wäre ein Hadern mit Gott und eine Wut auf die Mitmenschen mehr als verständlich. Aber dieses Mädchen strahlt die Erfahrung der Geborgenheit in Gott aus, von dem sie auch die Erlösung in ihrem geschundenen Leib erhofft. Wie war solches möglich?“, fragte Bischof Gerhard Ludwig Müller.
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Das Mädchen sei von den Schwestern aufgenommen und angenommen worden und habe so die Erfahrung gemacht, geliebt zu werden. Ein tiefes Bewusstsein von der eigenen Würde, trotz allen Leidens, sei ihr durch die selbstlose und aufopferungsvolle Sorge der Ordensschwestern vermittelt worden, hob der Bischof hervor und erzählte, dass in demselben Krankenhaus gerade erst vor einem Jahr während eines verheerenden Brandes eine 35-jährige Ordensschwester bei dem Versuch einen Kranken aus den tödlichen Flammen zu befreien, ihr Leben ließ. Diese Schwester werde seitdem fortan geehrt und verehrt als Vorbild christlicher Liebe in der Nachfolge Jesu Christi, der sein Leben für uns am Kreuz hingegeben habe, damit die Liebe unter uns offenbar werde, erklärte der Regensburger Bischof.
„Für ein rein innerweltliches Denken ist ein solches Wagnis vielleicht unverständlich und findet entschiedene Ablehnung. Wer im Sinne evolutionärer Ethik meint, der Mensch tue alles nur um seines Überlebensvorteils willen, muss sich fragen lassen: Weist die Lebenshingabe um der Liebe zum Nächsten willen nicht auf Gott als Ursprung und Ziel einer jeden menschlichen Person? Für die Beteiligten jedoch - und ich habe auch mit den Eltern dieser Ordensfrau gesprochen - hat ein Mitchrist ein Beispiel der Selbstlosigkeit gegeben. Es ist die Liebe, die stärker ist als der Tod. Die Liebe Gottes führt uns in eine neue Welt. Darum geht es beim christlichen Pfingstfest. Gottes Geist der Liebe und Wahrheit kommt machtvoll wie ein Sturm in das Haus unserer Welt. Er verbreitet den Glanz der Wahrheit über den Menschen wie am Anfang der Schöpfung“, so Bischof Gerhard Ludwig Müller.
Die Regensburger Domspatzen gestalten unter der Leitung von Domkapellmeister Roland Büchner die Feier musikalisch, unter anderem mit der achtstimmigen Missa "Ego flos campi" von Juan Gutiérrez de Padilla.(jas)
Hier lesen Sie die Predigt von Bischof Gerhard Ludwig Müller im Wortlaut.