Erster Regensburger Kreuzweg auf den Dreifaltigkeitsberg – Bischof: Öffentlich zeigen, dass im Kreuz Leben, Hoffung und Heil der Menschen liegen
(pdr) Zusammen mit etwa 800 Gläubigen hat am Karfreitagabend Bischof Dr. Gerhard Ludwig Müller erstmals den Kreuzweg auf den Dreifaltigkeitsberg gebetet. „Können wir heute den Kreuzweg Jesu öffentlich gehen? Ist unsere Umgebung dazu nicht zu säkularisiert, zu verständnislos gegenüber dem, was in der Mitte des christlichen Glaubens sich ereignet?“, fragte der Bischof bei der kurzen Besinnung vor dem Schlusssegen. „Sollten wir uns nicht einfach dorthin zurückziehen, wo uns niemand sieht und unseren Glauben und unsere Liturgie pflegen, ohne dass wir dies auch in der Öffentlichkeit bekennen?“
Jesus Christus selbst habe den Weg in die Öffentlichkeit nicht gescheut, deshalb seien die Christen aufgerufen, es ihrem Herrn nachzutun, lautete die Antwort des Bischofs. Die Christen könnten und müssten öffentlich zeigen, dass sie Christen sind, denn „wir sind die Hoffnung für die Welt, wir sind das Salz der Erde, weil in Christi Kreuz Leben, Hoffnung und Heil für jeden einzelnen Menschen erschienen sind. Wir geben niemanden auf, weil Christus auch niemanden verloren gibt, sondern sich für alle dahingegeben hat, auch für die, die ihn jetzt noch nicht kennen, die von ihm noch nichts wissen wollen, die ihn zurückstoßen.“
Manchmal scheine es allerdings so, dass nicht dieses Heil, sondern vor allem äußerliche menschliche Feierlichkeiten das Interesse finden, spielte der Bischof auf ein Fest auf einem benachbarten Berg an. „Wenn dagegen in den Tagen um den Palmsonntag sich beim Diözesanen Welt-Jugendtag, am Palmsonntag und bei der Chrisammesse mehrere Tausend Menschen im Dom zum Gebet, zur Anbetung, zur Meditation versammelt haben, findet das nicht so viel öffentliches Interesse.“ Entscheiden sei aber, was zukunftsweisend ist, so der Bischof. Die Alternative sei ein äußerliches Überdecken des Lebens durch Betriebsamkeit oder die Feier der Freude über das Erlöstsein durch Christus. „Dieses Erlöstsein ist das Entscheidende, worauf es ankommt. Wenn viele Menschen sich im Sinn des christlichen Glaubens für die anderen einsetzen, dann führt das auch die Menschheit insgesamt in die Zukunft“, hob der Bischof die Bedeutung dieser Erlösung durch Christus nicht nur für den Einzelnen hervor.
Kreuzweg: Eins werden mit Christus, der all unsere Leiden kennt
„Wenn wir den Weg Jesu auf dem Kreuzweg mitgegangen sind, dann wollten wir unser eigenes Leben und Leiden, unsere Enttäuschungen mit Jesus Christus verbinden“, beschrieb der Bischof das Gehen des Kreuzweges. Auf der Besinnung während des Kreuzwegs könnten die Menschen erfahren: „Nichts was uns in unserem Leben bewegt, selbst die schlimmsten Schmerzen, das Verkannt- und Verlachtwerden, die größten Demütigungen sind Christus nicht fremd gewesen.“ Die Christen wüssten aber auch, dass ihnen all dies letztlich nichts anhaben kann: „Christus hat unser Menschsein angenommen und unsere Schmerzen, Leiden und Krankheiten, unsere Enttäuschungen schon an sich erlitten und ihnen darum die zersetzende, die zerstörende Kraft genommen.“ So deutete Bischof Gerhard Ludwig das Mitgehen des Kreuzwegen als einen Weg der Erfahrung von tiefstem Leid, aber auch von unüberbietbarer Erlösung. Mit dieser Erfahrung könnten die Christen mit Blick auf den Vater und im Vertrauen auf die Kraft des Heiligen Geistes mit Jesus Christus ihren Lebensweg gehen und bestehen. „Wir gehen in unserem Leben zu auf den Dreifaltigen Gott, den Vater, den Sohn und den Heiligen Geist erinnerte der Bischof an das Patrozinium der Kirche auf dem Dreifaltigkeitsberg, an der der Kreuzweg endete.
Stimmungsvoller abendlicher Gottesdienst
Zu Beginn der Prozession am Pfarrheim Steinweg trug Bischof Gerhard Ludwig das Kreuz mit einsetzende Dämmerung bis zur ersten Station. Begleitet wurde er vom Domkapitel und Geistlichen aus der Stadt. Den Weg auf den Dreifaltigkeitsberg säumten Fackelträger, die das Kreuz und den Bischof den Weg hinauf begleiteten. Sie kamen von der Jugend 2000, den Domspatzen und aus der Pfarrei Mater Dolorosa. An der Zweiten Station übernahmen Gläubige aus Regensburger Familien das Kreuz. Sie übergaben es dem Bischof dann wieder für die letzten Stationen. Diözesanmusikdirektor Dr. Christian Dostal wirkte als Kantor mit. Zusammen mit dem Bischof beteten Gläubige aus der Pfarrei Steinweg den Kreuzweg vor, der auf den Platz vor der Dreifaltigkeitskirche übertragen wurde. Dort sorgten Pfadfinder mit ihren Lautsprechern dafür, dass alle mitbeten konnten. Ein feierlicher Schlusssegen des Bischofs für die Gläubigen und für die Stadt von den Stufen der Dreifaltigkeitskirche aus beendete den Kreuzweg.