In der Synodenaula versammelten sich sich die 2000 Mitglieder der Synodenteams

Einmal Rom und anders zurück: Als Begeisterte für den Synodalen Weg der Weltkirche

Ein Erfahrungsbericht von Noah Walczuch und Holger Kruschina


Rom, 25. Oktober 2025

Nicht nur im Heiligen Jahr 2025 eine Pilgerstätte des Christentums, das war auch am letzten Oktoberwochenende für uns sicht- und erfahrbar. Rom hat nicht nur Fischer zu Päpsten, Könige zu Kaisern und Mönche zu Reformatoren gemacht. Eine Wallfahrt war früher für jeden eine wirklich große Sache. Man machte sein Testament und wenn man lebend zurückkam, dann als ein Anderer. Zauber und Last sind durch Flugzeug und Co. sicher blasser bzw. leichter geworden. Aber es gibt sie noch die Sternstunden, die verwandeln.

Vom Impuls zur Bewegung – die Weltsynode

Im Jahr 2021 gab Papst Franziskus den Anstoß für eine Weltsynode, die sich mit der Synodalität der Kirche selbst auseinandersetzen sollte. Was zunächst wie Nabelschau klingt, erwies und erweist sich als fundamentales Werkzeug für einen Neuaufbruch innerhalb der weltweiten katholischen Kirche. Zunächst wurden die Ortskirchen um Eingaben gebeten, die die Vorlage für die erste Synodenversammlung 2023 bildeten. Hier zeigte sich nicht nur durch die Zusammensetzung schon eine ganz neue Form – Bischöfe und Weltchristen, Männer und Frauen – sondern auch in der Art, wie es zu Gespräch und Austausch kam. „Gespräch im Heiligen Geist“ ist das – im wahrsten Sinne des Wortes – Zauberwort, das auch bei der aktuellen Versammlung der Synodenteams seine Wirkung nicht verfehlte.

Als die Ergebnisse der ersten Synodensitzung in die Ortskirchen zurückgespielt und um Stellungnahme gebeten wurde, war das schon ein weiterer, wichtiger Schritt in Richtung Synodalität. Die zweite Sitzung 2024 griff die Rückmeldungen auf und formulierte ein Abschlussdokument, das der sich Heilige Vater zur Überraschung aller sofort und ohne Änderung zu eigen machte: Seid in diesem Sinne gemeinsam auf dem Weg. Die Frucht ist nun der klare Auftrag, diese Synodalität auf allen Ebenen der Kirche zu pflegen und bis 2028 Erfahrungen zu sammeln.

Während viele Ortskirchen weltweit schon die ersten Impulse aufnahmen und teils seit zwei oder drei Jahren neue Wege der Synodalität gehen, sind andere erst am Anfang. Um diese Impulse überall hinein zu übersetzen, sollen sogenannte Synodenteams in jeder Diözese gebildet werden. Und diese Teams nun waren zu einem Austausch nach Rom eingeladen worden.

Ein Treffen der Weltkirche und Begegnung mit Papst Leo XIV.

In Deutschland sind in den letzten Jahren viele Kräfte in den eigenen Synodalen Weg gesteckt worden. Auch darum ist der weltweite Impuls in vielen Teilen der Deutschen Kirche noch nicht aufgegriffen worden. Von den 27 deutschen Diözesen waren nur acht vertreten, darunter aber Regensburg, das gerade dabei ist, das Synodenteam zu bilden. Vom Priesterrat und dem Diözesankomitee bereits in dieses Team entsandt (und rechtzeitig in Rom angemeldet), machten wir zwei, Pfarrer Holger Kruschina und Noah Walczuch, uns auf in die Heilige Stadt. Und was sollen wir sagen? Die Tage haben uns bereichert und verändert.

Gut 2000 Frauen und Männer, vom Kardinal bis zum Pfarrgemeindemitglied aus wirklich aller Welt waren zusammengekommen. Nach der Registrierung am Freitagvormittag und einer ersten gemeinsamen Andacht mit der Bitte um den Heiligen Geist folgten am Nachmittag drei Grundsatzimpulse zum Thema Synodalität aus unterschiedlichen theologischen Sichtweisen. Gegen Abend kam Papst Leo XIV. in die Mitte der Versammlung, lauschte gemeinsam mit ihr den Erfahrungen aus sieben unterschiedlichen Weltgegenden, die allesamt je eine Frage an ihn richteten. Den Apell aus seinen Antrittsworten nach der Wahl am 8. Mai nimmt der Heilige Vater offenbar sehr ernst und reiht sich so in die Synodale Kirche ein. Mit seinen herzlichen, profunden und in drei Sprachen auf die Menschen eingehenden Antworten, beeindruckte das Kirchenoberhaupt uns alle. Der Abend bot dann Möglichkeit, diesen ersten Tag auf sich wirken zu lassen oder erste, neue Kontakte zu vertiefen.

Pilger der Hoffnung

2025 feiert die Kirche ein Heiliges Jahr: Wir sind alle Pilger der Hoffnung. Und so begann der zweite Tag mit einem Gebet und dem gemeinsamen Durchschreiten der Heiligen Pforte. Die Versammlung zog in der Frühe von der Aula Pauls VI. hinüber nach St. Peter und verweilte dort betend, um im Anschluss in kleinen Gesprächsgruppen „im Heiligen Geist“ zusammenzukommen. Fünf Sprachgruppen standen zur Auswahl und wir zwei mussten unser bestes Englisch herauskramen, um uns einreihen zu können. So fanden wir uns für 90 Minuten im Kreis von zehn Menschen aus der ganzen Welt wieder, die das „Gespräch im Heiligen Geist“ ganz handfest pflegten: 

Wir beten miteinander. Wir lassen dem Schweigen Raum. Jeder darf reihum sprechen, alle anderen üben sich im Hören. Nach einem weiteren Schweigen darf jeder noch einmal sagen, wo „das Herz zu brennen“ begonnen hat. So geschieht Unterscheidung ohne Kontroverse. Das Wahre im Anderen zu erkennen, ja die Gegenwart des Heiligen Geistes, der allen durch Taufe und Firmung geschenkt ist, anzuerkennen. Wo im Anschluss dann auch noch Austausch gepflegt wird, geschieht er unter dem Eindruck dessen, was bisher geschehen und gesagt worden ist. Dieses „Gespräch im Heiligen Geist“ selbst zu pflegen und zu erfahren, gehört wohl mit zu den beeindruckendsten Erlebnissen dieser Tage.

Eine zweite Runde galt dann dem Erfahrungsaustausch. So waren wir zwei zunächst in einem internationalen Seminar, das zwei Kardinäle aus den Philippinen und Luxemburg bestritten, und anschließend noch in getrennten Workshops, z.B. zum Thema „christliche Basisgemeinschaften“. Eine Philippina berichtete etwa, wie Großpfarreien von 100.000 Katholiken nur durch solche Basisgemeinschaften funktionieren und getragen werden. Zum Abschluss des Tages folgte eine fröhliche Bühnenshow, die vor allem „best practice“-Beispiele aus der ganzen Katholischen Welt zeigte. Ganz ehrlich: Da konnten wir Deutsche Bauklötze staunen!

Aufbruch und Auftrag

Am Sonntag waren alle zur Eucharistie nach St. Peter eingeladen. Die Mitglieder des Treffens, erkennbar an ihren gelben Bändern, durften weiter vorne Platz nehmen, während sich die Basilika auch mit anderen Pilgerinnen und Pilgern füllte – von den Tausenden nicht zu reden, die wir dann sahen, als wir hinterher auf den Petersplatz traten. Papst Leo richtete seine Sonntagspredigt sehr gezielt an uns „Team-Synodale“ und sprach in ermutigenden Worten davon, wie wir uns vom Geist des geschwisterlichen Miteinanders und der dienenden Liebe nicht nur in der Kirche, sondern in der Welt stärken lassen sollen.

Das Flugzeug brachte uns am Nachmittag schneller als im Mittelalter zurück nach Deutschland. Zeit, das Erlebte in Ruhe zu bedenken, hat man auf diese Weise nicht. Aber wenn wir es richtig verstanden haben, dann geht es ja nicht um eine ausgefeilte Methode, sondern um ein „Wesen der Kirche“, das mit Synodalität gemeint ist – und dazu braucht es keine Reflexionen oder Lehrgänge, sondern einfach den guten Willen und den nächsten Schritt.

Text: Noah Walczuch und Holger Kruschina, Fotos: Noah Walczuch
(jas)



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