Mann steht auf Berg

Eine Kathedrale für Dublin

Einblick in die Weltkirche


Regensburg, 28. November 2025 

Man mag es kaum glauben, aber ausgerechnet Dublin, die Hauptstadt des katholischen Landes Irland hatte bis dato keine Kathedrale. Mit einem Dekret von Papst Leo XIV. wird eine 200 Jahre alte Kirche nun zur Kathedrale.

Eine große Freude bereitete den Katholiken in Dublin die Entscheidung des Papstes, die St. Mary's Pro Cathedral offiziell zur Kathedrale der Erzdiözese Dublin zu ernennen. Mit dem Dekret endet eine 200 Jahre währende Phase des "temporären" Status dieser Kirche. Die irische Hauptstadt erhält somit ihre erste offizielle katholische Kathedrale seit der Reformation. Irland ist eines der europäischen Länder mit der größten katholischen Bevölkerung. Dennoch hatte Dublin für rund fünf Jahrhunderte keine katholische Kathedrale. Die alten katholischen Kirchen, wie die berühmte St. Patrick's Cathedral, waren in der Reformation an die Protestanten gefallen.

Nachdem nun der Erzbischof von Dublin, Dom Dermot Pius Farrell, den Heiligen Vater darum gebeten hatte, erließ Papst Leo XIV. ein Dekret, mit dem die Kirche St. Mary‘s zur Kathedrale erhoben wurde. Mit diesem Akt wird der bewegten Geschichte dieser Kirche ein weiteres Kapitel hinzugefügt. Ende des siebzehnten Jahrhunderts gründete der Staat die protestantische Pfarrei St. Mary's. Der damalige Erzbischof Edmund Byrne wandelte sie 1707 heimlich in die katholische Pfarrei St. Mary's um. Allen Versuchen der englischen Besatzer zum Trotz blieb Irland weitestgehend katholisch. 

Als die Strafgesetze gegen Katholiken im späten 18. Jahrhundert gelockert wurden, wurde 1803 das Gelände der Pro-Kathedrale gekauft. Im Jahr 1814 begann der Bau des heutigen Gebäudes im neoklassizistischen Stil. Die Arbeiten wurden 1825 abgeschlossen. Das fertiggestellte Gebäude wurde vor 200 Jahren, am 14. November 1825, dem Festtag des heiligen Laurentius O'Toole, eingeweiht. Dieser war vor 800 Jahren heiliggesprochen worden und ist der Patron der Erzdiözese Dublin. Es war der vierzigste Nachfolger des Heiligen, Dr. Daniel Murray, der die Eröffnungsmesse der neuen Kirche gefeiert hat. Diese ist der 'Empfängnis der Jungfrau Maria' geweiht.Seit der Weihe wurde die Kirche als Pro-Kathedrale von Dublin betrachtet. Die Vorsilbe Pro bezieht sich die lateinische Formulierung „pro tempore“ und bedeutet „auf Zeit“. Dies ist ein Hinweis darauf, dass diese Kirche zunächst nur als provisorische Kathedrale vorgesehen war.

In etwa zu dieser Zeit und nach der katholischen Emanzipation in Irland erlebte die irische Kirche eine Phase starken Wachstums. Viele der Kirchen, Pfarrhäuser und Gemeindezentren in Irland wurden in der Mitte des 19. Jahrhunderts erbaut. Sie symbolisieren die starke Präsenz der katholischen Kirche in der irischen Gesellschaft. Diese Entwicklung setzte sich etwa 150 Jahre fort. Dann sah man auch in Irland die Anfänge eines Wandels, einer Säkularisierung, die in den letzten zwei bis drei Jahrzehnten zugenommen hat. Weihbischof Paul Dempsey aus Dublin warnte im Zuge des Jubiläums davor, die Vergangenheit allzu sehr zu verklären. Wenn er über das Leben Jesu in den Evangelien nachdenke, sehe er jemanden, der immer nach vorne geschaut habe, betonte der Weihbischof und weiter: „Als seine Schüler müssen wir dasselbe tun und dabei immer aus der Vergangenheit lernen."

Die Kirche als lebendiger Ort 

Im Rahmen der Feierlichkeiten zum 200-jährigen Weihejubiläum von St. Mary’s am Fest des heiligen Laurentius O'Toole, Schutzpatron der Erzdiözese Dublin, konnte der Erzbischof den Gläubigen die freudige Nachricht der Erhebung der Pro-Kathedrale zur offiziellen Kathedrale des Erzbistums Dublin verkünden. Obwohl die Kirche St. Mary's als katholische Kirche für den Glauben der Mehrheit in der irischen Hauptstadt steht, befindet sich das Gebäude an einem unscheinbaren Standort in der Marlborough Street im nördlichen Innenstadtbereich. Dieser Ort wurde seinerzeit im frühen neunzehnten Jahrhundert bewusst gewählt, die Katholiken noch unter dem Eindruck der Strafgesetze gegen Katholiken standen. Pater Kieran McDermott, der Verwalter der Kathedrale, berichtet im Zuge des Jubiläums, dass es früher einen Plan gab, auf dem Gelände zu bauen, an dem sich heute das General Post Office in der O'Connell Street befindet. Der Ort wäre sehr viel zentraler in Dublin. Das war um die Zeit der sogenannten Irischen Rebellion von 1798. Einige der früheren Strafgesetze gegen Katholiken waren noch in Kraft. So entschied sich die katholische Gemeinde, die Regierung nicht weiter herauszufordern. So fiel damals die Entscheidung für den weitaus ruhigeren Standort in der nahegelegenen Marlborough Street.

Ein Ort der Begegnung mit Gott

In Erinnerung an die Gläubigen, die seit Jahrhunderten in der Kathedrale St. Mary‘s gebetet und ihren Glauben gezeigt haben, sagte der Erzbischof beim Jubiläum: "Den Herrn an diesem Ort, mitten in unserer Stadt und unserem Leben, zu sehen, bedeutet, uns Gottes Ruf zu öffnen, seine Gegenwart unter uns zu erkennen, in der komplexen Mischung aus Gnade und Sünde, die unsere Welt ist." Er wies ferner darauf hin, dass eine Kirche nicht einfach ein Backsteingebäude sei, das uns vor Regen und Wind schütze, es sei ein Wohnort. Der Erzbischof von Dublin äußerte seinen Wunsch, dass diese Kathedrale weiterhin ein Ort sein solle, an dem "die Begegnung Gottes mit all seinen Kindern" gefeiert werden könne. Er zog am Ende ein Fazit mit der Bemerkung: "Europa ist voller prächtiger Kathedralen und prächtiger Kirchen, aber ohne die Gegenwart Christi bedeuten sie alle nichts."

Text: Peter Winnemöller
Foto: AdobeStock_The Cheroke



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