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Ein Tag des interreligiösen Austauschs

Ministranten besuchen jüdische Gemeinde

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Regensburg, 15. November 2023

Am Montag machten sich in Begleitung von Pfarrvikar Martin Seiberl Ministranten der Pfarrei St. Wolfgang in Regensburg auf, um die jüdische Gemeinde in der Altstadt zu besuchen. Anlass war das Anliegen, die kulturelle und religiöse Vielfalt in der unmittelbaren Nachbarschaft sichtbar zu machen und den Blick für andere Glaubensgemeinschaften zu öffnen.

Rabbiner Benjamin Kochan empfing die 20-Köpfige Gruppe vor dem Hauptportal des Gemeindehauses am Brixener Hof. Nach einer kurzen Begrüßung führte er die Ministranten in den beeindruckenden Synagogenraum. Dieser bot sich wunderbar an, Grundzüge jüdischer Glaubenspraxis vorzustellen, da gerade Gebetsräume und Sakralbauten immer auch die religiösen Überzeugungen derer widerspiegeln, die sich dort versammeln. Auch das Wort Synagoge (altgriechisch Versammlung) lässt sich in diesem Kontext herleiten. Rabbiner Benjamin Kochan stellte den interessierten Ministranten das räumliche Konzept des Synagogenraumes vor und erläuterte die Funktion verschiedener Kultgegenstände. Schnell zeigte sich die besondere Bedeutung der heiligen Schrift des Judentums, der Tora, die der jüdischen Gemeinde im Gottesdienst in Abschnitten vorgetragen wird. Deren Wertschätzung unterstrichen der hervorgehobene Lesetisch (Bima) und der vergoldete Toraschrein, dem Aufbewahrungsort der Torarollen.
 

Das Verbindende beider Religionen

Deutlich wurde auch, dass es in Bezug auf die Heilige Schrift des Judentums und des Christentums große Überschneidungen gibt. So enthält die zweigeteilte christliche Bibel mit dem quantitativ überwiegenden Alten Testament Texte, welche gleichzeitig die Grundlage des jüdischen Glaubens bilden. Dabei schöpfen Juden und Christen gemeinsam aus einem Schatz religiöser Zeugnisse, die von einem Gott sprechen, auf den die Welt als Schöpfung zurückgeht und der sich im Leben der Menschen offenbart. Das Verbindende beider Religionen konnten die Ministranten auch in verschiedenen Gegenständen entdecken, die, wie zum Beispiel das ewige Licht, in einer Synagoge, als auch in einer katholischen Kirche zu finden sind.

Rabbiner Benjamin Kochan vermittelte den Ministranten einen Eindruck jüdischen Gottesdienstes, indem er den hebräischen Text aus einer Torarolle singend rezitierte. Die fremd anmutenden hebräischen Schriftzeichen, die sich vom vertrauten lateinischen Schriftsystem sehr unterscheiden, faszinierten die Kinder, Jugendlichen und jungen Erwachsenen.

Neben dem Synagogenraum konnten danach weitere Teile des belebten und freundlichen Gemeindehauses erkundet werden. Unter anderem gab es einen mit Spielsachen ausgestatten Raum zu sehen, in dem Kinder während der zwei bis drei Stunden dauernden Gottesdienste betreut werden.

Die kurzweilige Führung endete im Gemeindesaal des Gebäudes. Als Ausdruck des Dankes, verbunden mit dem Wunsch nach Frieden im Heiligen Land, wurde Rabbiner Benjamin Kochan ein weißer Blumenstrauß überreicht. Mit vielen neuen Erfahrungen und Eindrücken verabschiedeten sich die Ministranten der Pfarrei St. Wolfgang.

 

Text und Bilder: Pfarrvikar Martin Seiberl
(mk)

Ministranten aus St. Wolfgang besuchen Synagoge


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