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Durch das Kirchenjahr: Die enge Tür

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… mit Benedikt:

 

21. Sonntag im Jahreskreis – Lukas 13,22-30

Jesus ist mit seinen Jüngern auf dem Weg nach Jerusalem. Und da, plötzlich, stellt ein namentlich nicht Genannter eine Frage: „Herr, sind es wenige, die gerettet werden?“ (Lukas 13,23). Warum er das fragt, erfahren wir nicht. Sind die Menschen in den vielen Dörfern, in denen Jesus predigt, so schlecht, dass sich die Frage geradezu aufdrängt? Oder hat der anonyme Jünger gar selbst Angst davor, den Anforderungen für das Himmelreich nicht genügen zu können?

Wir wissen es nicht. Nur: Er hat gefragt und Jesus gibt ihm auch eine Antwort. „Bemüht euch mit allen Kräften, durch die enge Tür zu gelangen; denn viele, sage ich euch, werden versuchen, hineinzukommen, aber es wird ihnen nicht gelingen“ (Lk 13,24). Der Weg in das Himmelreich, in die Rettung hinein, ist also nicht einfach zu meistern. Eine enge Türe, durch die es nur wenige hineinschaffen. Das ist erstaunlich. Direkt vor diesem Abschnitt hat Jesus über das Reich Gottes gesprochen und dabei zwei Gleichnisse gewählt: Das Gottesreich sei wie ein Senfkorn und wie ein Sauerteig.

Sauerteig vermag viel Teig zu durchsäuern und aus dem kleinen Senfkorn können riesige Bäume wachsen. Das sind ja eigentlich Bilder, die uns Größe und Weite vermitteln – und dagegen steht nun diese Tür: eng und klein und irgendwie auch sehr beängstigend. Gleichzeitig weitet Jesus den Kreis derer, die zumindest potenziell durch die Türe gehen können. Von Osten und Westen werden die Menschen am Ende der Zeiten kommen, von Norden und Süden. Adressaten der Botschaft Jesu sind damit Menschen von überall und das heißt: Menschen aller Nationen, Juden und Heiden.

Die frohe Botschaft, die Jesus verkündet, ist also an alle Menschen adressiert. Zunächst einmal ist niemand ausgenommen. Und dennoch: Der Weg ist nicht leicht. Die Reden, die Jesus vor seinen Jüngern hält, beweisen das auch eindrucksvoll. Von Besitzverzicht ist da die Rede, von freiwilligem Dienen, von bedingungsloser Liebe und Selbstaufopferung. Wie anders denkt da doch unsere Welt, die rafft und giert und auf sich selbst bedacht ist. Jesus setzt daher nochmal nach: Wer an die Tür klopft, läuft Gefahr, vom Herrn nicht erkannt zu werden. „Weg von mir, ihr habt alle Unrecht getan“ (Lk 13, 27).

Und wieder einmal begegnet uns ein Satz Jesu, den wir sehr oft zu hören bekommen: „Und siehe, da sind Letzte, die werden Erste sein, und da sind Erste, die werden Letzte sein.“ (LK 13,29) Wieder: Jesus kehrt alles um, was wir gewohnt sind. Was in unserer Welt ein guter Platz ganz vorne gewesen sein mag, ist im Himmelreich wohl eher von Nachteil. Und was hier nachteilig war, ein schlechter Platz, der letzte in der Reihe, wird dort zuerst gesehen.

Die Türe ist eng, der Weg ist schmal. Diese Warnung Jesu sollte nicht überhört werden. Aber sie sollte auch nicht isoliert werden. Diese Warnung steht in einer Spannung zwischen den weiten, offenen, einladenden Gleichnissen vom Senfkorn und dem Sauerteig, und der Weitung des Heils Gottes auf alle Menschen hin. In Panik sollten wir also nicht verfallen – ins Nachdenken aber durchaus.



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