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Zur Neuigkeit
Durch das Kirchenjahr: der Blog zum Sonntagsevangelium
Kein Zwang
23. Sonntag im Jahreskreis C – Philemonbrief 9b – 10 und 12 – 17
„Lieber Bruder! 9bIch, Paulus, ein alter Mann, jetzt auch Gefangener Christi Jesu, 10ich bitte dich für mein Kind Onesimus, dem ich im Gefängnis zum Vater geworden bin. 12Ich schicke ihn zu dir zurück, ihn, das bedeutet mein Innerstes. 13Ich wollte ihn bei mir behalten, damit er mir an deiner Stelle dient in den Fesseln des Evangeliums. 14Aber ohne deine Zustimmung wollte ich nichts tun. Deine gute Tat soll nicht erzwungen, sondern freiwillig sein. 15Denn vielleicht wurde er deshalb eine Weile von dir getrennt, damit du ihn für ewig zurückerhältst, 16nicht mehr als Sklaven, sondern als weit mehr: als geliebten Bruder. Das ist er jedenfalls für mich, um wie viel mehr dann für dich, als Mensch und auch vor dem Herrn. 17Wenn du also mit mir Gemeinschaft hast, nimm ihn auf wie mich!“
Der Philemonbrief gehört zu den bemerkenswertesten Abschnitten der Heiligen Schrift. Dieser Brief des Apostel Paulus ist so kurz, dass er nicht einmal in mehrere Kapitel unterteilt werden musste. Folgendes ist passiert: Der Christ Philemon hatte einen Sklaven namens Onesimus. Dieser Sklave ist seinem Herrn Philemon entlaufen. Er scheint seinen Herrn „geschädigt“ zu haben oder jedenfalls etwas zu „schulden“ (vgl. Phlm 18); vielleicht hat er etwas gestohlen. Onesimus rettet sich jedenfalls zum Apostel Paulus, der gerade im Gefängnis sitzt. Paulus schreibt, er sei Onesimus „im Gefängnis zum Vater geworden“ (Phlm 10). Das könnte darauf hinweisen, dass Onesimus von Paulus getauft wurde. Der Apostel bittet nun den Herrn Philemon, seinen entlaufenen Sklaven wieder aufzunehmen.
Erstaunlich ist bereits, dass Philemon als Christ offenbar wie selbstverständlich noch Sklaven halten kann. Paulus selbst schreibt: „Es gibt nicht mehr Juden und Griechen, nicht Sklaven und Freie, nicht männlich und weiblich; denn ihr alle seid einer in Christus Jesus.“ (Gal 3,28). Diese Argumentation zielt zwar auf die Einheit in Jesus Christus und ist damit nicht unmittelbar anwendbar, sollte zwar Philemon bereits Christ gewesen sein, Onesimus aber jedenfalls zunächst nicht. Und doch: Wie kann ein Mensch im Glauben an die Botschaft Jesu Christi andere Menschen wie Sklaven behandeln? Wie kann ein Christ daran glauben, in seinem Nächsten das Ebenbild Gottes zu erkennen (vgl. Gen 1, 27), und ihn doch zugleich versklaven?
Erstaunlicher noch erscheint die Reaktion des Paulus. Er geißelt weder die Sklavenhaltung insgesamt noch jedenfalls unter Christen. Das wurde häufig kritisiert: Wer weiß, wie sich die Weltgeschichte entwickelt hätte, wenn in der Bibel selbst ein ganz eindeutiges Nein zur Sklaverei enthalten wäre? Paulus dagegen zielt in seiner Argumentation ganz auf eine freie Entscheidung ab: „Obwohl ich durch Christus volle Freiheit habe, dir zu befehlen, was du tun sollst, ziehe ich es um der Liebe willen vor, dich zu bitten.“ (Phlm 8 – 9).
Darin scheint der Schlüssel zum Verständnis dieses Textes zu liegen: Paulus geht es nicht um die Akzeptanz der Sklaverei. Ihm geht es nicht darum, das Verhalten des Philemon zu rechtfertigen oder gar zu loben. Aber Philemon soll selbst erkennen, welches Leben der Nachfolge Christi entspricht. „Deine gute Tat soll nicht erzwungen, sondern freiwillig sein“, schreibt Paulus. Das kann auch für uns zur Richtschnur werden. Der Erste Johannesbrief sagt: „Daran erkennen wir, dass wir die Kinder Gottes lieben: wenn wir Gott lieben und seine Gebote erfüllen. Denn darin besteht die Liebe zu Gott, dass wir seine Gebote halten“ (1 Joh 5, 2 – 3). In dieser Liebe wollen wir immer vollkommener werden und die Gebote Gottes nicht nur halten – sondern sie gerne halten; nicht aus Zwang, sondern als freiwillige gute Tat.
Text: Benedikt Bögle
(sig)



