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Durch das Kirchenjahr: Der Blog zum Sonntagsevangelium

Die Gnade Gottes

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Regensburg, 24. Dezember 2024.

Der Predigttext für die Heilige Nacht ist zu finden im Titusbrief. Er steht dort im zweiten Kapitel, es sind die Verse 11 bis 15. Wir hören dort von der Gnade der Heiligen Nacht, vom Erscheinen des Höchsten in einem kleinen Kind. Doch dieser Text nimmt zugleich das ganze, unermessliche Erlösungswerk in den Blick. Doppelt ist seine Hingebung an uns Menschen. Zuerst in dem kleinen, schutzlosen Kind, das in die ärmsten und unsichersten Verhältnisse, die sich denken lassen, mitten hineingeboren wird. Untrennbar damit verbunden ist die zweite Hingebung, das Karfreitagsgeschen. Auch dieses ist bereits angelegt in der Weihnacht, die heute gefeiert wird.

Weihnachten (In der Heiligen Nacht) C – Titusbrief 2, 11 – 14

„Schwestern und Brüder! 11Die Gnade Gottes ist erschienen, um alle Menschen zu retten. 12Sie erzieht uns dazu, uns von der Gottlosigkeit und den irdischen Begierden loszusagen und besonnen, gerecht und fromm in dieser Welt zu leben, 13während wir auf die selige Erfüllung unserer Hoffnung warten: auf das Erscheinen der Herrlichkeit unseres großen Gottes und Retters Christus Jesus. 14Er hat sich für uns hingegeben, damit er uns von aller Ungerechtigkeit erlöse und für sich ein auserlesenes Volk schaffe, das voll Eifer danach strebt, das Gute zu tun.“

„Die Gnade Gottes ist erschienen, um alle Menschen zu retten“: Dieser Satz fasst die weihnachtliche Botschaft auf engstem Raum zusammen. In der Geburt Christi ist uns die Gnade Gottes erschienen. In diesem unscheinbaren Neugeborenen in einer unscheinbaren Krippe ist die Gnade Gottes offenbart worden.

Zwei Aspekte dieses Satzes führen uns in die Botschaft von Weihnachten: Zunächst betont der Titusbrief, dass uns die Gnade Gottes „erschienen“ ist. Im Hebräerbrief heißt es: „Vielfältig und auf vielerlei Weise hat Gott einst zu den Vätern gesprochen durch die Propheten; am Ende dieser Tage hat er zu uns gesprochen durch den Sohn“ (Hebr 1,1-2). Gott hat ja nach dem Zeugnis der Bibel nicht einfach geschwiegen. Er hat zu Abraham gesprochen und sich so ein Volk erwählt. Er hat zu Mose gesprochen und durch ihn sein Volk aus der Knechtschaft in Ägypten befreit. Immer wieder hat Gott Propheten erwählt, durch die er zu seinem Volk gesprochen hat. Doch in Christus erscheint uns Gott, wie er ist.

„Wer mich gesehen hat, hat den Vater gesehen“, sagt Christus (Joh 14,9). Jesus spricht nicht einfach nur vom Vater oder gibt Worte des Vaters wieder. Wer Christus sieht, sieht auch, wie der Vater ist: „Ich und der Vater sind eins.“ (Joh 10,30). In Jesus hat sich Gott in unüberbietbarer Weise offenbart. Wir sehen den Sohn und im Sohn den Vater. Daher ist uns in der Geburt Jesu wirklich der Vater erscheinen – Gott hat sich für uns erfahrbar gemacht.

Der Titusbrief stellt aber weiter klar, was uns in der Geburt Christi erschienen ist: „Die Gnade Gottes.“ Christus ist nicht gekommen, damit wir in erster Linie das Gericht Gottes erfahren würden oder seinen Zorn. Nicht das Verderben wird uns in dem kleinen Kind in Bethlehem erfahrbar, sondern Gottes Gnade. Diese Gnade ist erschienen, „um alle Menschen zu retten.“ Größeres kann für den Menschen nicht mehr geschehen, als dass Gott selbst Mensch werden will, um diesen Menschen zu retten. Christus teilt unser Leben und unser Schicksal, um uns dadurch zum Vater zu führen.

Gott wird hilflos und klein. Ein neugeborenes Kind liegt in der Krippe, völlig auf Hilfe angewiesen. Es kommt in einem Stall zur Welt, unter womöglich gar lebensbedrohlichen Umständen – nicht in einem warmen Krankenhauszimmer, sondern zwischen Stroh und Tieren. So weit geht die Gnade Gottes, so tief ist seine Liebe. Die Weihnachtspräfation singt über Christus: „In ihm ist alles neu geschaffen. Er heilt die Wunden der ganzen Schöpfung, richtet auf, was darniederliegt, und ruft den verlorenen Menschen ins Reich deines Friedens.“ Wenn wir auf das Kind in der Krippe blicken, dürfen wir begreifen, dass wir nicht verloren gehen können: Denn die Gnade Gottes ist erschienen, damit wir gerettet werden.

Text: Benedikt Bögle

(sig)



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