Regensburg, 14. Dezember 2024
Der Text für den kommenden Sonntag, den dritten im Advent, steht im Brief des Apostels Paulus an die Gemeinde in Philippi. Entnommen ist er dem vierten Kapitel, es sind die Verse 4 bis 7. Dort geht es um die Freude, die auch diesen Sonntag thematisch prägt, weil das nahende Kommen des Heilands in den Blick genommen wird. Paulus erklärt in unserem Text der gemeinde den zusammenhang zwischen der Verkündigung des nahenden Heils und der Freude, die dadurch in den Herzen der Gläubigen zurückstrahlt wird.
Dritter Adventssonntag C – Philipperbrief 4, 4 – 7
„Schwestern und Brüder! 4Freut euch im Herrn zu jeder Zeit! Noch einmal sage ich: Freut euch! 5Eure Güte werde allen Menschen bekannt. Der Herr ist nahe. 6Sorgt euch um nichts, sondern bringt in jeder Lage betend und flehend eure Bitten mit Dank vor Gott! 7Und der Friede Gottes, der alles Verstehen übersteigt, wird eure Herzen und eure Gedanken in Christus Jesus bewahren.“
„Gaudete“ heißt der Dritte Adventssonntag – „Freut euch“. Benannt ist er nach den ersten Worten des Eröffnungsverses der Messfeier, die uns auch in der Lesung wieder begegnen: „Freut euch im Herrn zu jeder Zeit! Noch einmal sage ich: Freut euch!“ Der Advent hat für die Kirche den Charakter einer Fastenzeit. An diesem Sonntag lichtet sich diese Fastenzeit bereits leicht und die kommende Freude scheint durch. Ebenso ist es in der Fastenzeit vor Ostern, am Sonntag „Laetare“, ebenfalls auf deutsch: „Freut euch!“
Der Apostel Paulus ruft seine Gemeinde in Philippi zur Freude auf. Zu jeder Zeit sollen sich die Christen im Herrn freuen. Die Botschaft ist so wichtig, dass Paulus sie gleich noch wiederholt: „Noch einmal sage ich: Freut euch!“ Diese Worte sind auch an uns adressiert. Die Freude dürfen wir als eine der Grundhaltungen des christlichen Lebens verstehen. Wenn Gott die Welt erschaffen hat und sein Sohn für uns und zu unserem Heil Mensch geworden ist, gelitten hat und gestorben ist, am Ende den Tod überwunden und besiegt hat – wie sollten wir uns da nicht freuen?
Diese Freude soll über unser Leben und über unsere Gemeinden hinausgehen: „Eure Güte werde allen Menschen bekannt“, schreibt Paulus. Wir sollen diese Freude, die von der Begegnung mit dem auferstandenen Herrn ausgeht, hinaustragen und teilen. Papst Franziskus hat diesen Aspekt in seiner Enzyklika „Evangelii Gaudium“ (EG) aufgegriffen. Er schreibt: „Es gibt Christen, deren Lebensart wie eine Fastenzeit ohne Ostern erscheint. Doch ich gebe zu, dass man die Freude nicht in allen Lebensabschnitten und -umständen, die manchmal sehr hart sind, in gleicher Weise erlebt.“ (EG 6). Die Freude soll in uns Christen bleiben „wie ein Lichtstrahl, der aus der persönlichen Gewissheit hervorgeht, jenseits von allem grenzenlos geliebt zu sein.“ (EG 6). Diese Freude ist keine oberflächliche Fröhlichkeit auch in schwierigen Lebensphasen, sondern ein tiefes Verständnis dafür, von Gott geliebt zu sein. Daher kann es für uns keine „Fastenzeit ohne Ostern“ mehr geben.
Der Apostel Paulus bringt diese Freude in Verbindung mit einer weiteren Feststellung: „Der Herr ist nahe.“ Wir dürfen dabei vielleicht zunächst daran denken, dass Christus uns in unserem Leben nahe ist. Er hat seinen Beistand, den Heiligen Geist, gesandt. Er hat zu seinen Jüngern gesagt: „Ich bin mit euch alle Tage bis zum Ende der Welt.“ (Mt 28,20). Paulus dürfte aber nochmals unmittelbarer an die nahende Ankunft des Herrn am Ende der Welten gedacht haben: Der Herr ist nahe, er wird bald kommen. Das aber ist nicht Grund für Schrecken und Verzweiflung – sondern für die Freude.
Die Kirche erwartet den wiederkommenden Christus, ganz besonders im Advent. Dieser Glaube gibt uns Hoffnung. Wir wissen, dass diese Welt bei all den schrecklichen Ereignissen, bei allem Krieg und Streit, bei aller Sünde und Schuld, bei Hunger und Katastrophen, am Ende von Gott aufgefangen und heimgeholt werden wird. Wir dürfen uns freuen auf diese neue Ankunft Christi, dürfen sie freudig erwarten und mit der Offenbarung des Johannes rufen: „Amen. Komm, Herr Jesus!“ (Offb 22,20).
Text: Benedikt Bögle
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