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Zur Neuigkeit
Dreitägige Ferdinand-Ulrich-Tagung startet mit Auftaktvortrag von Bischof Stefan Oster
Geschenktes Dasein
Passau, 12. September 2025
Wie groß die Resonanz auf die erste Ferdinand-Ulrich-Tagung in Passau ist, hat sich beim Auftakt am 12. September gezeigt. Zahlreiche Priester und Theologen, Wissenschaftler und Fachleute aus Theologie, Philosophie, Dogmatik, Anthropologie, Metaphysik usw. waren von teils weit her angereist, um sich über den 2020 verstorbenen, großen Regensburger Philosophen Ferdinand Ulrich auszutauschen, in den Fachvorträgen mehr über ihn zu erfahren und sich miteinander zu vernetzen.
Aber nicht nur Experten zeigen großes Interesse an dieser Tagung, auch zahlreiche weitere Ulrich-Interessierte sind zu Spectrum Kirche Passau gekommen. So herrschte bereits bei der Anreise am Nachmittag reger Betrieb mit herzlichen Begegnungen bzw. Wiedersehen und Kennenlernen. Als internationale Gäste konnten Dr. habil. Martin Bieler aus der Schweiz, Dr. Marine de la Tour aus Frankreich und Prof. Dr. David C. Schindler aus den USA begrüßt werden, die bei der Tagung referieren werden. Aus dem Nachbarbistum Regensburg, wo Ulrich lehrte und lebte, war Bischof Rudolf Voderholzer gekommen. „Ich freue mich sehr, dass von weit her viele Menschen gekommen sind, um sich mit dem Denken und Leben von Ferdinand Ulrich auseinanderzusetzen. Es ist für mich selbst überraschend, dass das Interesse so groß ist“, freute sich Bischof Stefan Oster.
Mit dem Titel „Geschenktes Dasein“ greift die Tagung die Philosophie der Gabe auf, über die Ferdinand Ulrich Zeit seines Lebens tief und immer wieder neu nachgedacht hat: die Frage nach dem Sein, das uns als Gabe geschenkt ist. Bereits in seinem frühen Hauptwerk „Homo abyssus“ (1961) entfaltete er eine Metaphysik des Seins als Gabe, die er in seinen darauffolgenden Texten weiter vertiefte. All diese Texte dienen der Tagung nun als Grundlage, um diesen großen Denker und Lehrer, der als einer der bedeutendsten Religionsphilosophen des 20. Jahrhunderts gilt, zugänglicher zu machen und gleichzeitig die existenzielle Relevanz seines Denkens aufzuzeigen. Das ist ein großes Anliegen von Bischof Stefan Oster und Prof. Dr. Manuel Schlögl, die gemeinsam mit dem Ferdinand-Ulrich-Archiv die Tagung organisieren. Schlögl erklärt zum Ziel der Tagung: „Wir wollen zum einen den Austausch über den Denker und Philosophen Ferdinand Ulrich fördern. Deswegen haben wir auch ein paar junge Forscher eingeladen, die über Ulrich arbeiten, um sich miteinander zu vernetzen. Und zum anderen wollen wir Menschen, die Ulrich gekannt haben, zusammenführen. Hier wäre der Gedanke, eine Gemeinschaft zu gründen, die auch Projekte initiiert.“ Der Bischof zeigt sich zuversichtlich: „Ich habe den Eindruck, dass die Leute sich sehr freuen und sehr dankbar sind, dass wir ihn thematisieren und sein Denken herausstellen. Vielen ist bewusst, wie bedeutend das sein kann, was er uns geschenkt hat.“
Als Schüler, langjähriger Freund und großer Verehrer Ulrichs hielt Bischof Stefan Oster dann auch den ersten Vortrag am Freitagabend, der als öffentliche Veranstaltung mit vielen Interessierten gut besucht war.
Freiheit und Freigabe
Unter dem Titel „Freiheit und Freigabe – Ferdinand Ulrich als Lehrer er Gabe und als Lehrer, der lebt, was er lehrt“ führte der Bischof in die Thematik ein. Nach einem kurzen Exkurs, wie er damals als junger Erwachsener Ulrich kennengelernt hatte, ging er auf Fragestellungen ein, mit denen sich Ulrich zeitlebens beschäftigt hatte. Ganz zentral, so führte der Bischof aus, ist für Ulrich immer wieder die Seinsfrage, die Frage nach der Existenz des Menschen, der er in seinem Hauptwerk „Homo abyssus. Das Wagnis der Seinsfrage“ auf den Grund geht. Ulrich sei es immer um das Allerkonkreteste gegangen, so Bischof Oster. So habe der Mensch das Sein, seine Existenz, empfangen, und zwar mit dem Auftrag: „Sei und werde immer mehr du selbst. Das geschaffene Sein, sagt Ulrich, ist reine Liebe, reine Gabe, die nichts an sich und für sich zurückhält.“
Das menschliche Sein sei stets als Gabe mit diversen Facetten zu verstehen, wie beispielsweise das Hören und Sehen. Hier betonte er eine Grunderkenntnis Ulrichs: die Einheit von Fülle und Nichts. Der Mensch habe sein Sein geschenkt bekommen, aus Liebe, so der Bischof. „Und diese von der Liebe geleitete Erkenntnishaltung beschreibt Ulrich in der Analogie zum geschaffenen Sein immer neu als Einheit von Fülle und Nichts, von Reichtum und Armut, weil sie letztlich absichtslose Liebe ist. Damit sind wir im Zentrum des Seinsdenkens aber auch der Seinserfahrung von Ulrich.“ Im Folgenden nannte der Bischof sechs Kerneinsichten Ulrichs, die für das Leben wesentlich sind, u.a.: geschaffenes Sein ist verschenkte Liebe, im Geben einer Gabe gibt sich der Geber in der Gabe mit, wahres Geben ist „umsonst“. Er habe Ulrich als einen Lehrer erlebt, „der sein Denken so mitgeteilt hat und darin auch so gelebt hat, dass immer wieder zu erfahren war: Er lebt, was er empfangen hat.“ Sein Lieblingswort habe „umsonst“ gelautet, so der Bischof. „Wer nie in eine Erkenntnishaltung der absichtslosen Liebe findet, nie in die Öffnung zum Herz der Wirklichkeit und des Anderen, der verliert im biblischen Sinn sein Leben. Wer nicht liebt, sagt der Johannesbrief, der bleibt im Tod.“
Ulrichs philosophischer Zugang sei sehr wertvoll für das Verstehen des eigenen christlichen Glaubens, führte der Bischof in seinem letzten Punkt schließlich aus. So sei Gott die Wirklichkeit aller Wirklichkeiten. „Wenn er das geschaffene Sein schenkt, schenkt er sich darin mit. Und zwar als Geber. Er ist als Geber im Sein gegenwärtig.“ Bestes Beispiel sei der Kreuzestod Jesu Christi, der im Sterben schlichtweg nichts gesagt hat und damit zugleich alles, was er zu sagen hatte. „In ihm leuchten in der tiefst möglichen Weise die Einheit von Reichtum und Armut der göttlichen Liebe auf. Sie gibt in Jesus alles, alles ist Gabe, alles ist vergebende Liebe – und der Mensch wird eingeladen, diesem göttlichen Zeugen zu glauben, dass Gott wirklich ein guter Geber ist.“ Ulrich sei, so betonte er schließlich, auch ein Lehrer des Gebets gewesen inmitten des Herzens der Kirche. „Er hat sie als die heile Schöpfung erfahren und verehrt, als den Sitz der Weisheit, wie die große Tradition sagt. Bei ihr können wir Gott begegnen und mit ihr lernen, welche Antwort wir mit unserem ganzen Leben dem Herrn geben können.“
Im Anschluss an den Vortrag bestand noch die Möglichkeit, miteinander zu diskutieren. Diese haben die Zuhörerinnen und Zuhörer auch gerne genutzt und ihre Fragen gestellt oder auch Anmerkungen geäußert. So endete dieser erste Tag der Ulrichtagung ebenso wie er begonnen hatte: äußerst lebendig und aufschlussreich für alle.
Text + Fotos: Stefanie Hintermayr / pbp
(jas)






