aebtissin laetita fech spricht am ambo

Dreifach-Jubiläum im Kloster Waldsassen

Die auf den Herrn vertrauen, schöpfen neue Kraft


Waldsassen, 5. Oktober 2025

Im Kloster Waldsassen wurde am vergangenen Sonntag ein großes Fest gefeiert. Denn die Zisterzienserinnen begingen gleich drei Jubiläen auf einmal: Vor 160 Jahren wurde das Frauenkloster gegründet und die schulische Erziehung von Mädchen gestartet. Vor 100 Jahren wurde das Priorat des Frauenklosters zur Abtei erhoben. Und M. Laetitia Fech OCist ist seit 30 Jahren Äbtissin in Waldsassen.

„Wo ist sie hin, die Zeit?“ fragte Abtpräses Vinzenz in seiner Begrüßung und nahm Bezug auf das Eingangslied „Meine Zeit steht in deinen Händen“. 160 Jahre Bildung von Mädchen, die zu Frauen reifen. „Wo ist sie hin, die Zeit? Gott ist der Gott der Zeit, Gott ist der Gott der Versöhnung und des Lebens. Gott ist der Gott des Gelingens und der Helfer im Scheitern. Bitten wir, dass das Früchte bei den Mädchen trägt, was wir an Samen, was wir an Gutem ausstreuen.“

Im Tagesevangelium nach Lk 17,5-10 bitten die Jünger Jesus, dass er ihren Glauben stärke. Der Herr erwidert ihnen: „Wenn ihr Glauben hättet wie ein Senfkorn, würdet ihr zu diesem Maulbeerbaum sagen: Entwurzle dich und verpflanz dich ins Meer! und er würde euch gehorchen.“ Jesus appelliert damit an seine Jünger, dass sie ihren Glauben nicht unterschätzen sollen, er könne Großes bewirken. „Jesus gibt seinen Jüngern keinen Glauben, er gibt ihnen keine Frucht“, wird der Prediger später sagen. „Er gibt ihnen den Samen dazu: Glaubet und wachset!“ Hauptzelebrant und Festprediger im Festgottesdienst war Vinzenz Wohlwend OCist, Abt der Territorialabtei Wettingen-Mehrerau, Vorarlberg, und Abtpräses der Zisterzienserkongregation von Mehrerau, zu der das Waldsassener Kloster gehört. 

„Lobe den Herrn, meine Seele, und seinen heiligen Namen. Was er Dir Gutes getan hat, Seele, vergiss es nicht, Amen.“ Diesen Lobpreis, der auf den Psalm 103 von David zurückgeht, sang Abtpräses Vinzenz mit seiner sonoren Stimme zu Beginn seiner Predigt. Denn: „Denn bei einem dreifachen Jubiläum kann man nichts anderes als ein Loblied anstimmen. Man kann Gott loben und danken, dass wir immer wieder Spuren seiner Liebe in unserem Leben entdecken dürfen.“

„Kloster, Schule und Persönlichkeit werden heute gefeiert. Ich denke, diese drei stehen in einer Wechselwirkung. Es drängt sich auf, dass es im Eigentlichen nur um eines geht: Junge Menschen im Geist Christi zu befähigen, ihren Weg im Leben zu finden. Junge Menschen nicht nur an der Schule, sondern auch Junggebliebene im Geist“, so der Festprediger.

Das Sprichwort „Memento mori“ (lateinisch, „Sei dir der Sterblichkeit bewusst“) sei ein Sinnbild für den Wandel, führte der Abtpräses aus: „Jüngere und Ältere bringen Frucht, auch die Generationen vor uns. Wir sind berufen, einander zu stärken. Grundlage dafür ist in unserem zisterziensischen Leben die Regel des Heiligen Benedikt, die landläufig mit „Ora et labora et lege“ zusammengefasst wird, „Bete und arbeite und lies“. Diese Grundlage werde in den Klöstern gelebt, schaffe eine Balance im Leben und sorge dafür, „dass wir Frucht bringen können. Damit haben wir Wurzeln auf unserem Weg, auf denen wir wachsen können, aber auch Flügel, die uns durchs Leben tragen.“

Vor 100 Jahren wurde die Abtei deshalb errichtet, sagte der Prediger, dass sie unter starker Führung in die Zukunft gehen kann, dass junge Menschen Quelle und Auftrag aus Christus entdecken und in ihrem Leben umsetzen können. Eine Abtei habe hohe Verantwortung, aber auch den Auftrag, immer wieder neu sich selbst daran zu orientieren, was unser Leben ausmacht. 

Zum dritten Jubiläum wandte sich Abtpräses Vinzenz direkt an die Jubilarin: „Laetitia, vor 30 Jahren wurdest Du von der Gemeinschaft zur Äbtissin gewählt und hast Dein Amt unter das Motto gestellt „Die auf den Herrn vertrauen, schöpfen neue Kraft (Jesaja 40,31).“ Immer wieder neu auf dieses Vertrauen hin, zu wachsen. Als Hirtin mit Stab durch das Leben zu gehen und selbst Stütze zu haben auf dem Wort Gottes. Aber auch den Stab zu tragen, mit Verantwortung die Gemeinschaft zu führen und zu leiten.“ 30 Jahre Dienst von Äbtissin Laetitia, das heiße auch 30 Jahre Verantwortung und Leitung in einer Abtei, die ihresgleichen suche.

Mit der Aussage „Jubiläen sind ein Zeugnis für Kontinuität, ein Zeugnis für das, was unser Leben fruchtbar macht, für Jesus“ kam Abtpräses Vinzenz zum Ende seiner Ansprache. Dann lud er die Schwestern aus Waldsassen, Seligenthal und Thyrnau zum Abschluss ein, mit ihm gemeinsam nochmal den Lobpreis vom Beginn zu singen: „Lobe den Herrn, meine Seele.“

Die Fürbitten trugen Frauen und Mädchen aus dem Umfeld der Abtei vor. Sie hatten zu jeder ihrer Bitten passende Symbole dabei. Für Äbtissin Laetitia erbaten sie von Gott: „Erfülle sie mit Kraft und Freude im Leben und schenke ihr Kraft und Zuversicht für alles Kommende.“ Die Jubilarin selbst sagte: „Guter Gott, wir bringen Dir dieses kleine, junge Pflänzchen als Zeichen unserer Hoffnung und unseres Vertrauens auf Zukunft. Wir bitten Dich um Erhalt und stetige Erneuerung unseres Klosters und des wahren Ordensgeistes.“

Als Konzelebranten wirkten Dekan Simon Mayer aus Karlstadt, Prodekan Sven Grillmeier aus Kirchenlaibach, Pater Benedikt Leitmayr osfs aus Konnersreuth sowie Pfarrer Alfons Forster aus Michldorf mit. Zu Gast war auch Äbtissin M. Gertrud Pesch OCist aus der Abtei Oberschönenfeld, der Mutterabtei von Waldsassen. Auch die politische Seite war mit zahlreichen Ehrengästen vertreten. Unter anderem waren Emilia Müller, Staatsministerin a.D., Franz Löffler, Bezirkstagspräsident der Oberpfalz, Tobias Reiß, Vizepräsident des Bayerischen Landtags, die Landräte von Bamberg und Tirschenreuth, Johann Kalb und Roland Grillmeier, sowie der Waldsassener Bürgermeister Bernd Sommer anwesend.

Nach dem Pontifikalgottesdienst durften die Besucher verschiedene Blumenzwiebeln auf dem Klostergelände in vorbereitete Pflanzstellen einsetzen. Damit sollten sie neues Wachstum fördern. Das Schlusswort bleibt Äbtissin Laetitia vorbehalten: „Ich empfinde tiefe Dankbarkeit und große Freude nach dem Festgottesdienst, der für mich und meine Schwestern erhebend war. Nach wochenlanger Vorbereitung von so vielen Helfern klappt heute alles wunderbar!“

Text und Fotos: Peter Pirner
(jas)



Nachrichten