Domkapellmeister em. Georg Ratzinger feierte 80. Geburtstag
(pdr) Bischof Dr. Gerhard Ludwig Müller hat Apostolischen Protonotar Dr. h.c. Georg Ratzinger zum Honorarprofessor an der Hochschule für Katholische Kirchenmusik und Musikpädagogik ernannt. Am 15. Januar, seinem 80. Geburtstag, erhielt der langjährige Regensburger Domkapellmeister die Ernennungsurkunde im Rahmen eines Empfangs im Regensburger Herzogsaal aus den Händen des Regensburger Bischofs, der auch Großkanzler dieser Kirchlichen Hochschule ist.
„Die Würdigung ist ein Dank der Diözese für das Lebenswerk Georg Ratzingers, das untrennbar mit dem Domchor verbunden ist“, betonte Bischof Müller. Es ginge dabei nicht nur um die musikalischen Verdienste. „Die Arbeit mit den Domspatzen ist nicht nur eine musikalische Aufbauarbeit. Kinder und Jugendliche sind Menschen, sie wollen auch menschlich und christlich begleitet werden und als Menschen ernst genommen werden“.
Der weltweite Ruhm der Domspatzen sei zu einem beträchtlichen Teil Georg Ratzingers Verdienst. So sei der Domchor heute Botschafter von Kirche und der Stadt gerade auch im Hinblick auf die Bewerbung Regensburgs als europäische Kulturhauptstadt. „Unser Domchor ist eine Institution, auf die wir wirklich stolz sein können“, so der Bischof.
Wolfgang Brandl, Vorsitzender des Stiftungskuratoriums der Regensburger Domspatzen, gratulierte im Namen des Vereins der Freunde der Regensburger Domspatzen. „Wir bewundern ganz besonders seine Persönlichkeit, die väterliche Güte, humorvolle Gespräche und einen unerschöpflichen Anekdotenschatz genauso einschließt wie fordernde Disziplin, Perfektion und zielgerichtete Hartnäckigkeit. Sein bescheidenes, leises Auftreten verstärkt seine sympathische Ausstrahlung.“ An der mehr als tausendjährigen Geschichte der Regensburger Domspatzen habe Georg Ratzinger ein erfolgreiches Kapitel mitgeschrieben und mit seiner überzeugenden musikalischen und persönlichen Autorität geprägt.
Der Nachfolger von Georg Ratzinger als Domkapellmeister, Roland Büchner, fasste seinen Dank knapp und herzlich zusammen: “Lieber Herr Domkapellmeister, lieber Cheef, für uns Domspatzen sind Sie in geistlicher, in theologischer, in musikalischer und menschlicher Hinsicht Vorbild und werden es bleiben“.
Festlicher Gottesdienst mit Kardinal Ratzinger in der Dompfarrkirche Niedermünster
„Seid dankbar“- unter dieses Leitwort des Apostels Paulus stellte Joseph Kardinal Ratzinger die Predigt beim Dankgottesdienst in der Dompfarrkirche Niedermünster . Diese Dankbarkeit gelte im Rückblick auf die 80 Lebensjahre seines Bruders. Auch wenn es im Leben „Nebenstrecken“ gebe, auf denen man im Augenblick das Ziel und den Sinn nicht so klar erkennen könne und „Steilwände“, die unüberwindbar scheinen: Im Rückblick, vom „Hochplateau der 80 Jahre“, wenn man das Ganze sieht, gelte jedoch die dankbare Erfahrung. „Es war gut. Die Erfahrung, dass Führung da war, eine gute Hand, die geleitet hat, dass sie gut war auch gerade da, wo uns Schweres begegnet ist, dass auch darin Güte war, die uns half und uns den rechten Weg schenkte.“ Auch in den letzten Phasen des Lebens bleibe so die Gewissheit, dass die Güte Gottes waltet und den Menschen durch die Dunkelheit und die Helligkeit dieser Welt begleitet.
„Seid dankbar - dieses Wort könne auch als eine Aufforderung verstanden werden, ein eucharistischer Mensch zu sein. In der Stiftung der Eucharistie habe Jesus dem großen Dank- und Segensgebet seines Volkes beim Paschamahl mit dem Dank für die Führung Gottes eine neue Tiefe gegeben. In der Eucharistie würden nicht nur Brot und Wein gewandelt, sondern mit diesen Gaben auch die ganze Welt. Mit diesem Dankgebet habe Jesus sein Leiden und sein Kreuz in die Hände Gottes gelegt und so das Leid und Kreuz der Welt in Liebe umgewandelt. „Seid eucharistisch“, diese Aufforderung habe für seinen Bruder durch die Berufung zum Priester eine ganz besondere Bedeutung erhalten.
Priester und Musiker
“Dir, lieber Georg, ist mit der priesterlichen Berufung die Berufung zur Musik geschenkt worden, die Gnade, ein Meister der Musik zu sein. Und beides, eucharistisch zu sein und ein Mensch des Singens, widerspricht sich nicht. Es geht vielmehr ineinander, denn das Singen und die Musik für den Herrn steht in der Mitte der Eucharistie.“ Man könne sogar sagen, das Singen sei aus der Begegnung der Menschen mit Gott entsprungen, dort, wo unsere Worte zu wenig werden. Singen entspringe da, wo Liebe, wo Dankbarkeit ist. Daher gelte auch umgekehrt, dass die Kirchenmusik nicht nur am Rand der Musik angesiedelt ist, sondern in deren innerem Zentrum. Eine Musik, die gar nichts mehr mit dem Lob und Dank gegenüber Gott zu tun habe, werde letztlich äußerlicher Lärm, erinnerte Kardinal Ratzinger an ein Wort Bachs. „Das Singen gehörte von Anbeginn zur Eucharistie, zum christlichen Gottesdienst. Es ist nicht eine äußere Zutat, um die Liturgie etwas attraktiver zu gestalten.“
In der Verbindung von Musik und priesterlichem Dienst habe das Wirken seines Bruders eine besondere Ausprägung erfahren. Mit großer Leidenschaft, so Kardinal Ratzinger, habe sein Bruder diese Berufung zum Priester und Musiker auch in ihrer Spannung „in wachsenden Ringen“ gelebt und durch die Musik der Domspatzen auf alle Kontinente getragen.
Musikalisch gestalteten den Gottesdienst die Regensburger Domspatzen mit der von Georg Ratzinger anlässlich des Heiligen Jahres 2000 komponierten Messe „L’ anno santo“. Hauptzelebrant in der vollbesetzten Niedermünsterkirche waren der Bruder des Jubilars, Joseph Kardinal Ratzinger, Konzelebranten Georg Ratzinger und Weihbischof Vinzenz Guggenberger, der im Bistum als Dompropst für den Domchor zuständig ist. Den Gottesdienst feierten mit Bischof Dr. Gerhard Ludwig Müller, der langjährige Regensburger Weihbischof und Passauer Bischof Wilhelm Schraml, der Eichstätter Bischof Dr. Walter Mixa sowie Bischof em. Manfred Müller.
Papst Johannes Paul II. gratuliert
In einem Schreiben übermittelte Papst Johannes Paul II. dem Jubilar seine Glückwünsche. „An den verschiedenen Stationen Ihres hingebungsvollen Dienstes und insbesondere in den dreißig Jahren als Kapellmeister am Hohen Dom St. Peter zu Regensburg und Leiter der weltberühmten Regensburger Domspatzen ist Ihr Leben und Wirken in innerer Einheit von Priestertum und Musik gleichsam zu einer ‚Symphonie’ geworden, die Zeugnis davon ablegt, dass der feierliche Lobpreis Gottes und die Schönheit der Liturgie nicht am Rande, sondern im Zentrum christlicher und priesterlicher Existenz stehen“.
Auch der Sekretär der Glaubenskongregation, Bischof Amato, gratulierte Georg Ratzinger. Er schätze und bewundere das „beispielhafte priesterliche Leben“ und das „hohe musikalische Talent, das Sie als menschliche Gabe und als Geschenk der Gnade ein Leben lang in den Dienst der Kirche gestellt haben.“
Minister Goppel: Schönheit der Schöpfung ins Herz gebracht
Wissenschaftsminister Thomas Goppel verwies im Rahmen eines festlichen Abendessens auf das enorme Arbeitspensum, dass Georg Ratzinger als Domkapellmeister ableisten musste. „Neben den regelmäßigen liturgischen Aufgaben und der musikalischen Gestaltung von Gottesdiensten im Dom zu Regensburg hat er im Laufe seiner Amtszeit etwa 1.500 Konzerte mit dem Chor gegeben, dazu kam naturgemäß ein Mehrfaches an Proben- und Einstudierungstagen“, so Goppel. „Georg Ratzinger hat uns zugleich das Vertrauen und den Glauben in die Schönheit der Schöpfung ins Herz und in den Geist gebracht.“