„Dominikaner sollen Glaube und Wissenschaft miteinander versöhnen“: Bischof Rudolf feierte Pontifikalvesper in Dominikanerklosterkirche auf Adlersberg
Die Klosterkirche auf dem Adlersberg in Pettendorf nahe Regensburg war am Dienstagabend bis auf den letzten Platz gefüllt: Denn Bischof Rudolf Voderholzer feierte gemeinsam mit vielen Dominikanerinnen Dominikanern sowie den anwesenden Gläubigen eine feierliche Pontifikalvesper. Anlass war das Gedenken an die Translatio der Gebeine des hl. Dominikus am 24. Mai 1233.
Die Pontifikalvesper bildete den Abschluss eines ereignisreichen Tages: Denn vor der Pontifikalvesper war Bischof Rudolf zu Fuß auf dem wiedereröffneten, rund 8 Kilometer langen Albertus-Magnus-Weg unterwegs.
Dominikanerinnen und Dominikaner sollen Schöpfungsglauben neu verkünden
Der Ausspruch des hl. Paulus: „Ich danke meinem Gott, sooft ich an euch denke, allezeit, in all meinem Gebet für euch alle; und ich verrichte das Gebet mit Freude.“ (Phil 1,3-5) zog sich wie ein roter Faden durch die liturgische Feier. Bischof Rudolf betonte gegenüber den Teilnehmern an der Pontifikalvesper, dass es kein Zufall sei, wenn am Tag des Gedenkens der Translatio der Gebeine des hl. Dominikus diese Paulus-Worte – gerichtet an die Gemeinde in Philippi – verwendet werden, um sie gewissermaßen dem hl. Dominikus in den Mund zu legen, damit er den vielen Dominikanerinnen und Dominikanern für ihr Zeugnis in der Welt danken könne.
Er selber, so der Regensburger Oberhirte, schließe sich gerade im Jubiläumsjahr der Ordensgründung der Dominikaner vor 800 Jahren diesem Dank ausdrücklich an und betonte, dass die große Sendung der Dominikanerinnen und Dominikaner in der Gegenwart die Versöhnung von Schöpfungsglauben und Wissenschaftlichkeit sei. Denn die modernen Naturwissenschaften, so Bischof Rudolf, klammerten in ihrem Blick auf Natur und Umwelt die Schöpferrolle Gottes oftmals aus – hier biete sich aus seiner Sicht die große Gelegenheit, auf den Schöpfer hinter der Schöpfung neu zu verweisen.
Den Blick auf Albertus Magnus richten
Als Vorbild par Excellence für dieses Unterfangen in der Gegenwart könne hierbei einer der prominentesten Dominikaner überhaupt dienen: der deutsche Kirchenlehrer ("doctor universalis") und Universalgelehrte Albert der Große bzw. Albertus Magnus (1206-1280). Denn der Lehrer von Thomas von Aquin und zeitweilige Bischof von Regensburg – und somit einer der Amtsvorgänger Bischof Voderholzers – war nicht nur bekanntermaßen ein großer Lehrer des Glaubens, sondern auch ein Pionier der Naturwissenschaften. Albertus Magnus blickte voller Neugier auf Schöpfung und Geschöpfe und listete in seinem wissenschaftsgeschichtlich bedeutsamen, an Aristoteles anknüpfenden Sammelwerk „De animalibus“ insgesamt 477 durchnummerierte Arten von Tieren auf, darunter 113 Vierfüßler, 114 fliegende, 140 schwimmende und 61 kriechende Tiere sowie – wie Bischof Rudolf schmunzelnd anmerkte- 49 Würmer. Albertus Magnus tat dieses jedoch nicht um der reinen Wissenschaft willen, sondern, so der Bischof, um Gott zu loben. Denn für Albertus Magnus, so Bischof Rudolf, stand es vollkommen außer Zweifel, dass auch die niedersten Tiere zu erforschen seien, da auch in Ihnen sich der Schöpfergott offenbare. Diesen gegenüber Gott und der Schöpfung offenen Geist, wie er Albertus Magnus erfüllt habe, wünsche er den heutigen Dominikanerinnen und Dominikanern bei der Verkündigung des christlichen Schöpfungs- und Erlösergottes.
Im Anschluss an die Pontifikalvesper ließ sich Bischof Rudolf – sichtlich beeindruckt - durch die Klosterkirche führen. Sie gehört zu dem im 13. Jahrhundert errichteten Dominkanerinnen-Kloster auf dem Adlersberg und ist heute eine Filialkirche der Pfarrgemeinde Pettendorf. Die Kirche ist "Unserer Lieben Frau" geweiht und feiert ihr Patrozinium am 15. August.