News Bild „Die Verfolgungssituation ist subtiler geworden“ – Bischof Voderholzer begegnet den Gemeinschaften christlichen Lebens

„Die Verfolgungssituation ist subtiler geworden“ – Bischof Voderholzer begegnet den Gemeinschaften christlichen Lebens

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In der hölzernen Kapelle, die im Gebäude der Katholischen Hochschulgemeinde in Regensburg integriert ist, hat Bischof Rudolf Voderholzer am vergangenen Samstagabend, 16. November, ein Pontifikalamt zelebriert. Er war dafür der Einladung der GCL-Gruppe gefolgt. GCL – das sind die Gemeinschaften christlichen Lebens. Die dort verorteten Gruppen verbinden das weltliche Apostolat mit einer Spiritualität, die beim heiligen Ignatius von Loyola, dem Gründer des Jesuitenordens, grundgelegt ist.

Auf der einen Raumseite steht der Ambo mit der Heiligen Schrift, auf der anderen Seite findet der Prediger seinen Platz. Auf dem Altar stehen die Hostien. Zur Linken und zur Rechten reihen sich die Stühle mit den Anwesenden, im hinteren Raumteil stimmt sich das vierköpfige Ensemble bereits auf seine Lieder ein. „Wir sind eine weltweite katholische Gemeinschaft“, stellt die Leiterin der GCL, Judith Ossowicki, ihre Gruppe vor. „Wir wollten Bischof Voderholzer kennenlernen und haben ihn deshalb eingeladen“, erklärte Frau Ossowicki auf Anfrage. Nach der Heiligen Messe sitzen die Feiernden noch bei einem Buffet zusammen.

Ein Wandel in der Gesellschaft

Die Abkürzung GCL steht für die Gemeinschaften Christlichen Lebens. Wer dazugehört, bemühe sich darum, weltoffen, gleichzeitig aber auch in der Kirche verwurzelt zu sein, sowie sein Leben und seinen Glauben als eine Einheit zu betrachten. Und das sei, wie Bischof Dr. Voderholzer bei dieser Gelegenheit erklärt, heutzutage gar nicht so einfach.

Dr. Voderholzer weist darauf hin, dass es einen Wandel in der Gesellschaft gab. Wie der Bischof während der Heiligen Messe sagt, komme es heute oft vor, gerade bei Jugendlichen, dass man sich eher rechtfertigen müsse, wenn man zu seinem Glauben stehe. Früher dagegen war es der Fall, sich rechtfertigen zu müssen, wenn man einmal nicht am Sonntag in der Kirche zum Gottesdienst erschienen ist.

Verfolgungssituation ist heute subtiler

Wer wollte, der konnte von seinem Platz aus seine Fürbitte vortragen: Von den etwa 25 Anwesenden, die den kleinen Raum gut füllten, haben neun ihre Anliegen formu-liert. Manche baten um die Genesung eines erkrankten Menschen, doch vor allem baten die Leute um Gottes Schutz für die Opfer von Krieg und Verfolgung, die es auf der Welt gibt. Voderholzer betonte, dass die Verfolgungssituation subtiler geworden sei. Dennoch würde man sie in Ansätzen erleben. „Gott sei Dank können wir sagen, dass wir in einer Zeit leben, in der man sich nicht sorgen muss, dass man für seinen Glauben eingesperrt wird“, sagte der Bischof.

Man solle standhaft bleiben

Früher, zu Zeiten der Christenverfolgung, sah das allerdings anders aus: Für jedes falsche Wort konnte man eingesperrt werden. Der Bischof las aus dem Buch Maleachi vor, aus dem Buch des letzten Propheten, der im Kanon des Alten Testaments enthalten ist. Demnach sei alles Irdische vergänglich. Es werde eine Zeit kommen, in der die Menschen auch den Tempel, das Haus Gottes, zerstören würden. Die Menschen sollten aber nicht jetzt schon versuchen, sich für diesen Fall zu rüsten und zu verteidigen. Stattdessen sollten sie standhaft bleiben und auf Gott vertrauen.

Tatsächlich spreche Jesus, so Bischof Dr. Voderholzer, damit auch das Haus als geistiges Konzept an: Der Tempel Gottes werde nicht von Waffen bedroht, die einen Tempel zerstören können. Stattdessen bedrohe das Konzept der Verfolgung den Tempel, denn dadurch könne man ganze Familien zerstören und auseinanderreißen.

Sich bewusst auf den Glauben einlassen

Zum Mitnehmen lagen viele Flyer über die verschiedenen Aktivitäten der GCL-Gruppe aus, darunter auch Informationen zu einem Ausflug zur Nordsee, über Seminare oder gemeinsame Meditationsübungen. Die Mitglieder der GCL tauschen regelmäßig ihre Erfahrungen aus und unterstützen sich gegenseitig auf ihrem Weg. Sie versuchen, sich im Alltag bewusst auf den Glauben einzulassen und ihre Entscheidungen im Sinne Jesu zu treffen. „Es ist unser Ziel, engagierte Christen zu werden, die in Kirche und Gesellschaft für das Evangelium eintreten“, heißt es in den Allgemeinen Grundsätzen der GCL.

Die GCL gibt es schon seit Jahrhunderten: Vor über 450 Jahren haben die Gefährten des heiligen Ignatius von Loyola (1491-1556), dem Gründer des Jesuitenordens, die GCL als Laienorganisation gegründet, auch wenn sie damals noch anders hieß. Heute ist diese Gemeinschaft in mehr als 60 Ländern vertreten.



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