Die Mutter Anna als Vorbild für die Großeltern in der Glaubensweitergabe - Weihbischof Dr. Josef Graf feiert Schlussgottesdienst der Annaberg-Festwoche in Sulzbach-Rosenberg
Ein „großer Festtag des Sulzbacher Landes“ sei, so Dekan Walter Hellauer, der Abschlusstag des traditionellen Annabergfestes. Und dies heuer umso mehr, da den Festgottesdienst der neue Regensburger Weihbischof Dr. Josef Graf als Hauptzelebrant und Festprediger leitete. Und dieser ist in Sulzbach-Rosenberg vor allem aufgrund seiner über Jahrzehnte währenden Tätigkeit als Beichtvater im Kontext von Ostern und Weihnachten bestens bekannt.
Dass natürlich viele Sulzbach-Rosenberger den neuen Weihbischof sehen und erleben wollten, versteht sich von selbst. Und das schöne Wetter trug auch dazu bei, dass Leute aus vielen Teilen Bayerns (und zum Teil darüber hinaus) zu diesem Höhepunkt des Annabergfestes kamen. Strapazen nahmen zudem die Fuß- und Radwallfahrer aus Lauterhofen auf sich, die sich mit Muskelkraft auf den Weg machten und den Berg erklommen. In ökumenischer Verbundenheit wohnte auch der evangelische Dekan Karlhermann Schötz dem Gottesdienst bei.
Verehrung der Großmutter Jesu gehört zum christlichen Glauben dazu
„Für mich ist es eine große Ehre“, drückte der Weihbischof seine Freude darüber aus, hier den Festgottesdienst feiern zu dürfen. Bereits in seinen Begrüßungsworten sprach er von Jesus Christus als den „Enkel der Mutter Anna“, was er in seiner Predigt natürlich noch vertiefte.
Über die Heilige Anna und auch den Heiligen Joachim gebe es im Neuen Testament keine Hinweise, erläuterte der Weihbischof – nur in dem apogryphen Evangelium des Jakobus aus dem Jahr 200 n. Christus. Da aber die Gottesmutter Maria biblisch und historisch belegt ist, seien auch deren Eltern Anna und Joachim „keine unbiblischen bzw. unhistorischen Gestalten“, so Weihbischof Graf. Und er wurde konkreter: Wenn Gott in Jesus von Nazareth Mensch geworden ist und den Menschen gleich außer der Sünde, dann gibt es auch eine Mutter und eine Großmutter (und einen Großvater) mütterlicherseits. Daraus ergebe sich, so Weihbischof Graf, eine „Ehrfurcht vor der wahren Menschennatur und Menschwerdung Jesu' von Nazareth“. Somit gehöre es „zum Kern unseres christlichen Glaubens, wenn wir hier die Mutter Anna verehren“. Einen weiteren, gerade in heutiger Zeit viel diskutierten Aspekt brachte er als zweiten Gedanken ins Spiel: die Ehrung der Vorfahren und Achtung der alten Menschen. Anhand der Altersstruktur in Deutschland und der Tatsache, dass Senioren oftmals als Last empfunden werden, riet der Weihbischof zur „Ehrfurcht vor den alten Menschen“ - und damit auch zum Erkennen der eigenen Wurzeln und Herkunft.
Vorgelebter Glaube wirksamstes Mittel gegen Kirchenaustritte
Schließlich griff der Weihbischof das Leitwort des diesjährigen Annabergfestes „Damit auch morgen Dein Name gelobt werde!“ auf und ging auf die Situation des Glaubens und der religiösen Praxis ein. Er zitierte die Aussage von der „Verdunstung des Glaubens in unserem Land“, nannte die neueste Zahl von 17 Prozent Gottesdienstbesucher im Bistum Regensburg (zweithöchster Wert nach dem Bistum Görlitz) und verwies auf die „schmerzlich hohe Zahl an Kirchenaustritten“. Als Gründe sieht er auch die jüngsten Probleme und Skandale und eventuell das neue Einzugsverfahren der Kirchensteuer. Besonders aber hält er den Glaubensverlust für die Hauptursache. „Der christliche Glaube ist nur in der Gemeinschaft der Kirche lebbar. Der Glaube muss vorgelebt werden“, ergänzte der Weihbischof. Und in diesem Kontext wies er den Großeltern eine zentrale Rolle als Vermittler und Vorbild im Glauben zu und dankte ihnen für ihre oftmalige Tätigkeit als „Erstverkünder des Glaubens für die Enkelkinder“. All diese Anliegen können, so der Geistliche, der Heiligen Anna anvertraut werden im Blick auf eine positive Zukunft des christlichen Glaubens.
Mit dem Fürbitteruf an die Heilige Anna endete der festliche Gottesdienst. Als Dankeschön für die Leitung des Gottesdienstes bzw. die langjährige Mitarbeit in der Pfarrei überreichte Dekan Hellauer dem neuen Weihbischof eine Stola mit Abbildungen der zwölf Apostel - und verbunden mit der Bitte, die Tätigkeit als Beichtvater auch in Zukunft auszuüben.
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