Bischof Voderholzer besucht Josef-von-Fraunhofer-Gymnasium in Cham
Tag der Begegnung
Cham, 12. April 2024
„Mir liegt daran, mit so vielen jungen Leuten wie möglich persönlich ins Gespräch zu kommen”, bekräftigte Bischof Dr. Rudolf Voderholzer am Freitagvormittag beim „Tag der Begegnung” am Josef-von-Fraunhofer-Gymnasium in Cham, bei dem er Lehrerinnen und Lehrer aus der Fachschaft, aber auch die Schülerinnen und Schüler traf.
Eingeleitet wurde der Besuch von einem ökumenischen Gottesdienst, den der Bischof am Altar mit Pater Peter Renju und dem evangelischer Pfarrer Stefan Nagel zusammen mit den fünften bis siebten Klassen, mit dem für den Religions- und Ethikunterricht zuständigen Fachpersonal sowie mit der örtlichen Geistlichkeit in der Redemptoristen-Klosterkirche „Maria Hilf” feierte. „Das tut uns gut, das brauchen wir als Kirche von heute!“, freute sich Pater Renju, Bischof Rudolf zum ersten Mal in der Klosterkirche und vor allem zu einem Gottesdienst mit so vielen jungen Menschen willkommen heißen zu dürfen. Bischof Voderholzer seinerseits bekräftigte seine „riesige Freude“ darüber, dass dieser Tag der Begegnung, zu dem er namentlich auch noch Domkapitular Monsignore Martin Priller, als Leiter des Referats Schule und Hochschule, Dekan Ralf Heidenreich und Stadtpfarrer Jens Bartsch begrüßte, geklappt habe.
Schülerinnen und Schüler gestalteten die Feier mit. So stimmte der Schulchor gleich nach dem von Orgel und Piccolo-Trompete festlich begleiteten Einzug gekonnt den aus dem Film „Sister Act“ bekannten Choral „I will follow him“ an. Die darin enthaltene Botschaft „Ich werde ihm folgen, egal wohin er geht” rief der Religionspädagoge Stefan Schießl als Thema dieser Andacht aus. Dazu wolle man nun auf Menschen blicken, die Jesus gefolgt seien, weil er ihr Herz berührt habe, erklärte er. Jesus folgen, das könnten nämlich auch wir, weil der Tod Jesu eben nicht das Ende gewesen sei. In einem kurzen Anspiel stellten fünf Schülerinnen dar, wie Jesus in Kafarnaum am See Genezareth mit den Fischern Simon, Andreas, Jakobus und Johannes seine ersten Jünger berufen und sie zu Menschenfischern gemacht hatte. Pater Renju verlas anschließend das dazu gehörende Kapitel aus dem Matthäus-Evangelium (IV, 18-23).
Bischof Rudolf erklärte in seiner Predigt, dass dies eines seiner Lieblingsevangelien sei, weil es uns an den Ursprung der Kirche führe. Drei Botschaften seien ihm dabei ganz besonders wichtig: Wer glaubt, ist nie allen; unsere Kirche ist eine Kirche aus vielen Völkern, Sprachen und Nationen; und schließlich das Wort „Menschenfischer”, das Jesus damals geprägt habe.
Jesus, so der Bischof hatte damals als erstes, noch bevor er gepredigt habe, um Jünger geworben. Zwar wurden dadurch jene beiden Brüderpaare aus ihren alten Familien gerissen, jedoch gleichzeitig in eine neue Familie hineingeführt. Auch er selbst dürfe als Priester und Bischof immer wieder erleben, dass es eine ganz neue weltweite Familie gibt, für die er da sein dürfe, die aber auch ihn im Gegenzug immer wieder trage und stütze, bekannte der Diözesanbischof. Ferner komme im ersten Brüderpaar mit dem hebräischen Namen Simon und dem griechischen Namen Andreas bereits die Vielfalt der Kirche zum Ausdruck. Das Wort „Menschenfischer” besage, dass die Menschen, die Jesus ins „Freundschaftsnetz“ gehen und von den Jüngern aus dem Wasser der Taufe gezogen werden, in einer ganz neuen Dimension von Leben landen. Christ sein heiße, eine ganz neue Welt mit ganz neuen Fragen zu entdecken, weil einem die Welt und der Himmel ganz neu aufgehen und man in eine ganz neue Dimension der Freiheit hineingeführt werde, erklärte der Bischof den Schülern. Denn wer aus dem Wasser der Taufe gehoben werde, dem werde plötzlich die Wirklichkeit Gottes gewahr.
Mit dem evangelischen Pfarrer Nagel baten dann mehrere Schüler in den nachfolgenden Fürbitten insbesondere um ein starkes Netz der Gemeinschaft, um Begeisterung für den Glauben, und um Mut und Kraft für die Bewältigung des Alltags. Am Ende des Gottesdienstes wünschte Bischof Rudolf den Kindern und Jugendlichen für ihre weitere Schulzeit viel Freude und dass ihnen der große Horizont des Lebens aufgehe wie jemandem, der aus dem Dunkel von Wasser und Schlamm herausgezogen wird. Sein herzliches „Vergelt’s Gott” galt allen Mitwirkenden für das schöne Anspiel und für die flotte musikalische Gestaltung. Ein lautstarker Applaus aller Anwesenden bekräftigte seinen Dank.
Im nahegelegenen Gymnasium erwartete Bischof Rudolf zunächst eine Begegnung mit dem Fachschafts-Kollegium von katholischer und evangelischer Religionslehre und Ethik. „Quo vadis Religionsunterricht?“ fragen sich nämlich die hiesigen Lehrkräfte, die nach wie vor darum bemüht sind, die Schüler abzuholen und für den Glauben zu begeistern. Und ein Blick auf die Statistik ihrer Präsentation „Religiöses Leben und soziale Projekte am JvFG” untermauerte ihre Sorge. Während nämlich in der 5. Klasse noch 100 Prozent der katholischen Schüler den Religionsunterricht besuchen, schrumpft der Anteil in den 11. und 12. Klassen auf 51 Prozent und weniger. Einige von denen, die mittlerweile zum Ethikunterricht gewechselt sind, sind sogar Ministranten. Schulrektor und Ethiklehrer OstD Uwe Mißlinger mutmaßte daher, dass die jungen Menschen nicht weniger glauben, sondern eher ein aktuell im Trend liegendes Problem mit der Institution Kirche haben; und in 2 x 45 Minuten Unterricht könne man eben nicht die fehlende kirchliche Sozialisierung in den Familien auffangen und gegen ein Elternhaus, das gegen die Kirche ist, ankämpfen.
Bischof Voderholzer vermutet als Ursache für diese dramatische Entwicklung u. a. das medial geschaffene Bild von der Kirche, Folgen der Missbrauchsstudie, dem Trend zur Säkularisierung und zur Individualisierung, den man schwer aufhalten und nicht mit Gewalt umkehren könne. Deshalb verfolge er für sich die Strategie, mit so vielen Leuten wie möglich in persönlichen Begegnungen zusammen zu kommen und das Gespräch zu suchen.
Was der Religionsunterricht tatsächlich leisten könne, zeige sich an seinem eigenen Beispiel, erklärte der Bischof abschließend. Er säße nämlich wahrscheinlich nicht hier, wenn er in der Oberstufe nicht einen hervorragenden philosophischen Kapuzinerpater gehabt hätte, der es verstanden habe, die richtigen Fragen zu stellen und der ihm dadurch einen anderen Zugang zum Glauben geschenkt habe. Der christliche Glaube habe nämlich einen intellektuellen Anspruch, der gegenüber allen Fragestellungen standhalte, betonte Voderholzer. Im Anschluss traf Bischof Rudolf Schüler der 11. Jahrgangsstufe zum gegenseitigen Austausch und einer Fragerunde an den Bischof.
Text und Fotos: Marion Wittenzellner
(jas)