Bischof Rudolf spendete Vanessa Schiefeneder die Jungfrauenweihe

„Lebendige Predigt der Hoffnung"


Edenstetten, 19. Juli 2025

Die Pfarrkirche St. Nikolaus in Edenstetten war am Samstag Ort eines bewegenden Ereignisses: Diözesanbischof Dr. Rudolf Voderholzer spendete Vanessa Schiefeneder die Jungfrauenweihe. In einem festlichen Gottesdienst sprach die junge Frau ihr „Ja“ zu einem Leben in ungeteilter Hingabe an Christus. Die Kirche, geschmückt mit einem wunderschönen Blumenschmuck, geschaffen von den emsigen Händen des Bastelkreises, war bis auf den letzten Platz gefüllt – ein sichtbares Zeichen der Wertschätzung und Unterstützung für diesen besonderen Lebensweg. 

Der festliche Einzug des Bischofs begleitet von Ortspfarrer Godehardt Wallner, Diakon Jürgen Steinkirchner, Pfarrer Dr. Wolfgang Vogl, Pater Johannes Strahl (OSB) sowie zahlreichen Fahnenabordnungen der Ortsvereine und Ehrengästen aus Politik, Gesellschaft und kirchlichem Leben, eröffnete die Feierlichkeiten. Unter den Anwesenden waren unter anderem Landrat Bernd Sibler, der Bernrieder Bürgermeister Stefan Achatz und sein Niederwinklinger Amtskollege Ludwig Waas und Josef Freundorfer, PGR-Sprecher von Edenstetten. Pfarrer Wallner hieß die Anwesenden herzlich willkommen und betonte die besondere Freude über diesen Tag, der Vanessa Schiefeneders tief verwurzelte Beziehung zu Christus in ihrer Heimatpfarrei St. Nikolaus sichtbar machte. 

Tief verwurzelt in der Heimatgemeinde und getragen von der Gemeinschaft

Bischof Rudolf Voderholzer zeigte sich zu Beginn des Gottesdienstes sichtlich bewegt und hob die besondere Bedeutung des Ortes hervor: „Hier in dieser Kirche sind Sie getauft worden. Hier haben Sie Erstkommunion und auch das Sakrament der Firmung empfangen. Und hier soll Ihre Beziehung zu Christus eine neue und vertiefte Qualität bekommen.“ Er grüßte zudem Vanessas Eltern, alle anwesenden Geistlichen, ihre Wegbegleiterinnen, Ordinariatsrätin i. R., Maria Luisa Öfele, und Sr. M. Lucia Obieglo, Generaloberin des Klosters Azlburg. Besonders dankte er Pfarrer Dr. Wolfgang Vogl, der Vanessa Schiefeneder in der Vorbereitung begleitet hatte sowie den Vertretern des Kindergartens, in dem sie tätig ist. 

Der Weihegottesdienst begann mit dem feierlichen Empfang des Lichtes der Osterkerze durch Vanessa Schiefeneder, das Christus selbst symbolisiert. In seiner Predigt, die sich auf das Evangelium (Mt 5,13-16) „Ihr seid das Salz der Erde, ihr seid das Licht der Welt“ bezog, sprach Bischof Rudolf Voderholzer über die tiefgreifende Bedeutung dieser Bilder für die Berufung in der Kirche und im Besonderen für den Stand der geweihten Jungfrau. Er betonte, dass Licht sichtbar mache, aber im Hintergrund bleibe, während Salz Speisen würze und unverzichtbar sei. „Wenn Jesus sagt, ihr seid Licht, dann will er uns daran erinnern, dass es nicht um uns geht, dass wir auch in der Kirche nicht ständig um uns kreisen müssen, sondern dass wir im Dienst der Sichtbarkeit von anderen stehen, dass wir mithelfen dürfen, dass andere Menschen strahlen können.“ Das Salz stehe im Dienst des Geschmacks, der Freude. „Wir brauchen als Christen nicht überall unseren Senf dazugeben, aber wir dürfen Salz der Erde sein. Wir dürfen unsere Gesellschaft, unser gesellschaftliches Zusammenleben geschmackvoll machen – würzen!“

Der Bischof ging weiter auf ein Übersetzungsproblem in der Evangeliumsstelle ein, wonach das griechische Wort für „wieder salzig machen“ in der Einheitsübersetzung im gesamten Neuen Testament nur einmal vorkommt: „Ein Hapax legomenon“. Da sei es schwierig herauszufinden, was es genau heißen soll, betonte er, „weil man keinen Vergleich hat.“ Theologen und Übersetzer hätten sich darüber den Kopf zerbrochen. In der Einheitsübersetzung heißt es: „Wenn das Salz seinen Geschmack verliert, womit kann man es wieder salzig machen?“ Martin Luther habe übersetzt: „Wenn das Salz seinen Geschmack verliert – womit soll man salzen?“ Das hieße dann, dass Salz unersetzlich sei: „Wenn das Salz seinen Geschmack verliert, womit soll man salzen? Salz ist nicht ersetzbar.“ Dies bedeute für Christen, dass sie eine unvertretbare Aufgabe hätten – ebenso unersetzlich wie das Salz. Er betonte, dass christliche Präsenz dort unverzichtbar sei, wo es um das Zeugnis für die Wirkkraft des lebendigen Gottes gehe. 

Besonders hob Dr. Rudolf Voderholzer hervor, dass die Lebensform der Ehelosigkeit um des Himmelreiches willen eine „lebendige Predigt der Hoffnung“ sei und ein Zeichen der kommenden Welt. „Diese Lebensform ist ein Stachel im Fleisch einer Welt, die sich in der Innerweltlichkeit einzurichten geneigt ist, und ein Zeichen des Lebens der kommenden Welt, ein Zeichen, dass wir Großes erwarten dürfen, wofür der Herr uns geschaffen hat.“ Diese Berufung sei kein Rückzug, sondern ein Bekenntnis zur großen Zukunft, die der Herr bereite. Die Kirche selbst sei „Gemeinschaft der Freunde und Freundinnen Jesu Christi“, und der Dienst der geweihten Jungfrau stärke diesen „Glutkern“ der Kirche. Er dankte der gesamten Pfarrgemeinde St. Nikolaus Edenstetten für das geistliche Klima, in dem solche besonderen Berufungen erkannt und angenommen werden können. „Es ist schon ein Stachel im Fleisch, was da heute vor sich geht, was wir heute hier feiern. Das verstehen viele wahrscheinlich nicht.“ Vielleicht sei es notwendig, dass diese Berufung als „Salz in der Wunde“ wirke.

Weiheversprechen und Überreichung der Insignien

Im Rahmen der Weihe legte Vanessa Schiefeneder öffentlich ihre Versprechen ab, auf die Ehe zu verzichten und sich Christus ganz hinzugeben. Dies ist ein tiefgreifender Akt, mit dem sie verspricht, sich dem Sohn der jungfräulichen Mutter und dem Bräutigam der Kirche, Christus, ganz zu weihen. Bischof Rudolf sprach das Weihegebet, in dem er Gott bat, Vanessa in ihrem Dienst zu stärken und ihr Herz rein, weit und voller Freude zu halten. Ein besonders bewegender Höhepunkt war die Überreichung der Insignien: Schleier, Ring und Stundenbuch. Der Schleier symbolisiert, dass Vanessa von Christus und seiner Kirche in Dienst genommen ist. Der Ring ist ein Zeichen ihrer ewigen Bindung an Christus und des Bundes der Treue, der sie zur „Hochzeit des Lammes“ führen wird. Das Stundenbuch schließlich steht für das Lob Gottes und das Gebet für das Heil der Menschen, dem sie sich fortan ganz widmet. Bei der Überreichung des Ringes sang die Jungfrau eine berührende Antiphon: „Ich bin mit dem vermählt, dem die Engel dienen und dessen Schönheit Sonne und Mond bewundern.“

Dankbare Worte und ein unvergesslicher Festtag

Bürgermeister Stefan Achatz, Landrat Bernd Sibler und der PGR-Sprecher Josef Freundorfer gratulierten der frisch geweihten Jungfrau. Josef Freundorfer drückte seinen persönlichen Dank und die Freude der Pfarrgemeinde über Vanessas Entscheidung aus, die sich schon seit ihrer Erstkommunion aktiv in der Pfarrei einbringe – als Ministrantin, Lektorin und ehrenamtliche Mitarbeiterin. Besonders emotional waren die Dankesworte von Vanessa Schiefeneder selbst, die sich zutiefst dankbar zeigte. Sie bedankte sich bei Bischof Dr. Rudolf Voderholzer für die Weihe, bei Pfarrer Dr. Wolfgang Vogl für die Begleitung während der Kandidatur, bei Diakon Jürgen Steinkirchner, der ein wichtiger Ansprechpartner war, besonders aber bei Pfarrer Godehardt Wallner und P. Johannes Strahl und bei ihrer Familie und Freunden für die unermüdliche Unterstützung auf diesem Weg. „Ich habe das Glück gehabt, in so einer lebendigen Pfarrei aufwachsen zu dürfen, meine Beziehung zu Christus entwickeln und stärken zu können“, sagte Vanessa sichtlich gerührt. Sie dankte auch den Musikern, der Kirchenmusik-Gesamtleitung Lothar Spranger, Astrid und Malwin Gruber für die Instrumentalstücke sowie Martina Peter für die Begleitung bei den Antiphonen, den politischen Vertretern, den Organisatoren der Einladungskarten und des Gottesdienstes sowie dem Bastelkreis für den „wunderschönen Blumenschmuck“. Ein besonderer Dank galt der ganzen Pfarrgemeinde, die den anschließenden Empfang vorbereitet hatte, und besonders Ordinariatsrätin i. R., Maria Luisa Öfele, und Sr. M. Lucia Obieglo, die sie während der gesamten Kandidatur begleitet hatten. Beim feierlichen Auszug wartete eine weitere Überraschung auf Vanessa Schiefeneder: Kindergartenkinder standen mit Blumen Spalier, der Kinderchor, der sie schon in der Kirche mit einem Lied überrascht hatte, hielt bunte Luftballons in die Höhe. Im Anschluss fand ein großes Fest der Gemeinde am Pfarrhof statt, bei dem die Feierlichkeiten ausgiebig und in Gemeinschaft fortgesetzt wurden.


Text und Fotos: Sabrina Melissa Melis

(jas und SG)

 



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