Bischof Rudolf weiht Glockenspiel in Obertraubling
Wenn das Dorf in der Kirche bleiben soll
Obertraubling, 11. Juni 2023
Dem Ortsbild ein Klangbild schenken – mit diesem Satz kann das große Gemeinschaftswerk beschrieben werden. Ein Glockenspiel aus 25 Glocken erinnert ab sofort an die 1150-Jahr-Feier der Gemeinde Obertraubling. Am Sonntag segnete Bischof Rudolf Voderholzer im Rahmen eines Fest- und Dankgottesdienstes die Glocken. Im Ensemble werden sie erstmals am 22. Juni zu hören sein, beim Anläuten konnten sich die Besucher bereits vom Klang überzeugen.
Die Geschichte des Ortes wird erstmals fassbar in einer Urkunde, nach der es in der Mitte des neunten Jahrhunderts zu einem Landtausch zwischen Bischof Baturich und dem Edlen Maurentius in „Traubling“ gekommen war. Dies wird zum Ausgangspunkt für das Jubiläum genommen, auch wenn die Ursprünge des Ortes in die Frühzeit der bajuwarischen Besiedelung zurückreichen. Als bleibendes Zeichen der Erinnerung entstand 2020 die Idee zur Realisierung eines Jubiläumsglockenspiels, das im Kirchturm oberhalb der fünf Läuteglocken montiert wird, wo es vor Witterungseinflüssen und Vandalismus geschützt ist.
Besonderer Akzent der Jubiläumsfeier
Nach einem gereimten Willkommensgruß von Clara Mirwald und der Begrüßung durch Pfarrer Helmut Brunner bewegte sich der Festzug zusammen mit Bürgermeister Rudolf Graß, stellvertretendem Landrat Willi Hogger, den Vertretern des öffentlichen Lebens, der Vereine und der Geistlichkeit – neben Bischof Rudolf und Pfarrer Brunner Prof. Dr. Dr. Konrad Czech und BGR Jakob Wiesbeck sowie Diakon Elliott Robertson angeführt von der Musikkapelle Obertraubling/Wolfskofen zur Pfarrkirche St. Georg. Dort dankte Pfarrgemeinderatssprecher Dr. Daniel Moder Bischof Rudolf für sein Kommen. Der Besuch sei ein besonderer Akzent im Ablauf der Jubiläumsfeiern, Pfarrei und Gemeinde wollten mit dem Jubiläumsglockenspiel die Freude des Glaubens in die Welt tragen und so Vertrauen und Zuversicht schaffen.
Glockenklang zur Ehre Gottes
Bischof Rudolf begann seine Predigt mit einer historischen Betrachtung der Funktion von Glocken, die lange Zeit neben ihrer theologischen Bedeutung ein wichtiges Instrument der Kommunikation und Information gewesen seien. Das Jubiläum des Ortes habe man jedoch nicht an die sprichwörtliche große Glocke, sondern an 25 Glocken hängen wollen, die ein auf die Jahreszeiten und das Kirchenjahr abgestimmtes über zwei Oktaven reichendes Liedprogramm spielen könnten. Dieses vorbildliche und einzigartige Projekt münde nun in eine auch für ihn nicht alltägliche Weihehandlung eines Werkes zur Freude der Menschen und zur Ehre Gottes. Mit dem persönlichen Wort „Wenn die Kirche im Dorf bleiben soll, soll das Dorf in der Kirche bleiben!“, rief Bischof Rudolf alle Gläubigen dazu auf, sich stets der Gegenwart Gottes zu erinnern und den Glauben vertrauend zu leben. Die wunderbare Wirkung der Glocken, die seit Jahrhunderten die Seelen der Menschen ansprechen und ermutigen würden, seien Segen, Friede, Trost und Dank zugleich. Im Anschluss besprengte der Bischof jede der 25 Glocken mit Weihwasser, inzensierte sie mit Weihrauch, salbte sie mit Chrisam und schlug die jeweilige Glocke an. Professor Martin Kellhuber, Glockensachverständiger der Diözese, gab bei der Begleitung des Liedes „Lobe den Herren“ bereits einen Vorgeschmack auf den Zusammenklang des Ensembles.
Gelebter Bürgersinn
Zum Ende der Eucharistiefeier, die vom Kirchenchor und einem Orchester unter der Leitung von Marcus Weigl in beeindruckender Weise unter anderem mit der Missa brevis in C von Wolfgang Amadeus Mozart, der „Spatzenmesse“ gestaltet wurde, blickte Kirchenpfleger Edgar Rothammer auf die Entstehung des Jubiläumsglockenspiels zurück. Durch die sehr gute Zusammenarbeit von Kommune und Pfarrgemeinde sei es möglich gewesen, etwas Einzigartiges zu schaffen, das es im Umkreis bislang noch nicht gebe, ein Alleinstellungsmerkmal darstelle und ein Zeichen gelebten Bürgersinns sei. Bürgermeister Graß habe das Projekt sowohl persönlich als auch von Amts wegen sehr gefördert, ebenso Gemeinderat, Kirchenverwaltung und die Diözese als stiftungsaufsichtliches Gremium. 22 Einzelpersonen, Firmen und Vereine hätten eine ganze Glocke gespendet, weitere Personen und Institutionen trugen durch kleine und große Geldspenden zur Verwirklichung bei.
Edgar Rothammer überreichte Bischof Rudolf eine Miniaturglocke mit eingravierter Widmung.
Die Gesamtkosten in Höhe von 135.000 Euro zuzüglich Nebenkosten werden von Gemeinde und Pfarrei getragen, durch die Zuwendungen sei der Anteil der Pfarrei vollständig finanziert. Ein großer Dank gehe an Professor Martin Kellhuber, der die fachliche Begleitung und das Einspielen der Lieder übernommen hatte. Für den qualitativ hochwertigen Guss zeichnete die Firma Perner in Passau verantwortlich. Schillers Lied von der Glocke, so Rothammer, verweise darauf, dass alles menschliche Schaffen vergeblich sei ohne den Segen von oben. Seit dem neunten Jahrhundert werde in Obertraubling der Glaube gelebt, Bischof Rudolf als 73. Nachfolger von Bischof Baturich habe heute mit seiner Segnung das Werk vollendet. Als Geschenk der Pfarrei übergab Rothammer eine spezielle kleine Glocke mit Widmung an das Diözesanoberhaupt.
Text und Fotos: Martin Jäger/jas