Bischof Rudolf Voderholzer weiht in Burglengenfeld zwei Männer zu Diakonen
Warum jetzt Selbstevangelisierung so wichtig ist
Burglengenfeld, 3. Dezember 2022
„Nur was in uns selbst brennt, können wir in anderen entfachen!“ Diesen Rat gab Bischof Rudolf Voderholzer in seiner Predigt zur Diakonenweihe in der Pfarrkirche St. Josef in Burglengenfeld den zwei Weihekandidaten, aber auch den zu diesem Anlass versammelten Gläubigen mit auf den Weg. Chinna Chennaiah Dola aus der Pfarrei Heilige Familie in Rudrasamudran (Diözese Nellore/Indien) und Frater Vinzenz Schlosser CP aus Schwarzenfeld (Kongregation vom Leiden Jesu Christi / Passionisten) empfingen am Samstag von Bischof Rudolf die Weihe zum Diakon. Im Rahmen des Weiheaktes versprachen sie ihren Gehorsam und die Bereitschaft zum Dienst in der Kirche. Außerdem erhielten sie ihre Gewänder und das Evangeliar. In einem halben Jahr, Ende Juni 2023, werden die zwei Männer dann zu Priestern geweiht.
Regens Martin Priller stellt die Weihekandidaten vor
Gut gefüllt war die Pfarrkirche St. Josef, denn Chinna Chennaiah Dola leistet seit März in dieser Pfarrei sein Praktikum. Aber auch Familienangehörige, Freunde und Wegbegleiter sowie Repräsentanten der Kommunen bzw. Heimatpfarrei waren gekommen. Frater Vinzenz war zum Praktikum in der Pfarrei Dürnsricht-Wolfring eingesetzt. Nach der Begrüßung durch Stadtpfarrer BGR Helmut Brügel und den einleitenden Worten Bischof Voderholzers stellte Monsignore Martin Priller, Regens des Priesterseminars St. Wolfgang, die Weihekandidaten vor und rief sie mit ihrem Namen auf. Der Regens bezeugte deren Würdigkeit, und mit dem vom Bischof gesprochenen Satz „Mit dem Beistand unseres Herrn und Gottes Jesus Christus, des Erlösers, erwählen wir diese unsere Brüder zu Diakonen“, wurden die zwei Männer zur Weihe bestimmt.
Neuevangelisierung und Selbstevangelisierung
Wie Pfarrer Brügel in seiner Begrüßung bezog sich auch der Bischof in seiner Predigt auf den Tagesheiligen Franz Xaver, der zu den „großen Gestalten der Kirche“ (neben Paulus der zweite Patron der Völkermission) gehöre. Franz Xavers Wirken Mitte des 16. Jahrhunderts vor allem in Indien (aber auch in China und Japan) sah Bischof Rudolf im Licht der unzähligen heute in Deutschland tätigen Ordensleute aus Indien. Franz Xaver sei es 1542 bis 1552 dort um eine „tiefere Christianisierung – Katechese, Mission, Evangelisierung – und auch Krankenpflege sowie sozial-caritativen Einsatz“ gegangen, betonte der Diözesanbischof. „Was für ein Patron, Fürsprecher, Vorbild. Und was für ein schönes Zeichen weltkirchlicher Verbundenheit. Heute bekommen wir manches Geschenk aus den früheren Missionsgebieten zurück“, bezog sich der Bischof auf die in Deutschland wirkenden Priester aus Indien. Diesen und den Mitbrüdern aus anderen Teilen der Weltkirche dankte Bischof Voderholzer für die Arbeit in der Seelsorge der Pfarreien. Denn aktuell herrsche im alten Europa eine Missionssituation. Auch wenn in der Oberpfalz noch fast überall volkskirchliche Strukturen bestehen – „das Wissen um das Evangelium, um biblische Zusammenhänge und Aspekte des Glaubens ist im Schwinden, eine Neuevangelisierung im Bistum Regensburg, in der Oberpfalz und in Niederbayern nötig“, verdeutlichte der Bischof. Im Gegensatz zu Franz Xavers Zeit treffe man nun auf Menschen, „die sagen, dass ihnen nichts fehle, wenn sie keinen Glauben haben, Gott keine Bedeutung für sie hat und sie keine Religion haben“, beschrieb Bischof Rudolf. Diese Tendenzen müsse man ernst nehmen und als „eine ganz ernsthafte Frage an uns alle“ werten. Für den Bischof stehen Glaube und Religion auch für Sein oder Nichtsein, für die Frage nach dem Sinn des Lebens und die Gründe, die uns leben und gut sterben lassen. „Diese Dimensionen müssen wir wieder erschließen – durch das eigene Zeugnis.
Den Menschen die Sehnsucht ihres Herzens wieder bewusst machen, Gott als Urgrund und Ziel des Lebens vermitteln“, konkretisierte der Bischof. Voraussetzung dafür – nicht nur bei den Weihekandidaten, sondern bei allen Gläubigen – ist für den Oberhirten die Selbstevangelisierung und -missionierung. „Nur was in uns selbst brennt, können wir in anderen entfachen! Dieses Zeugnis mit Leib und Seele macht auch heute Menschen nachdenklich“, wandte er sich an die Kandidaten und verwies dabei besonders auf das Gebet und die Ehelosigkeit sowie auf die lebendige Beziehung zu Jesus Christus und zum dreifaltigen Gott. „Werden Sie keine Einzelkämpfer, sondern halten Sie in der Gesellschaft Jesu das freundschaftliche Band aufrecht und stärken Sie sich gegenseitig“, appellierte der Bischof abschließend an die zwei Männer.
Gebet und Handauflegung
Nach der Predigt folgte die Weihe. Bei der Befragung durch den Bischof gelobten die Kandidaten, sich in den Dienst der Kirche nehmen zu lassen, ihren Dienst zur Unterstützung des Bischofs und der Priester auszuüben, das Evangelium in Wort und Tat zu verkünden sowie den Armen und Notleidenden zu helfen. Und sie versprachen dem Bischof, ihr Amt in Ehrfurcht und Gehorsam auszuüben. Nach der Heiligen-Litanei, bei der die Kandidaten auf dem Boden lagen, sprach Bischof Voderholzer für sie das Weihegebet und legte ihnen danach die Hand auf. Dann wurden die neugeweihten Diakone mit ihren Gewändern bekleidet – mit der Stola und der Dalmatik. Letzter Teil der Zeremonie war die Überreichung des Evangeliars als Zeichen der Verkündigung des Evangeliums.
Nach dem Gottesdienst durften die Diakone viele Glückwünsche entgegennehmen. Die musikalische Gestaltung oblag dem Projektchor der Pfarrei St. Josef unter der Leitung von Hans-Josef und Angelika Doser und (bei der Litanei) Scholaren aus dem Alumnat des Priesterseminars.
Text und Fotos: Markus Bauer/jas