News Bild Bischof Rudolf Voderholzer segnet Heiliges Grab in Pullenreuth

Bischof Rudolf Voderholzer segnet Heiliges Grab in Pullenreuth

Heiliges Grab steht für Tod und Auferstehung

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Pullenreuth, 5. April 2023

So kurz hintereinander hat noch kein Bischof die kleine Gemeinde Pullenreuth im Dekanat Tirschenreuth-Wunsiedel am Rande des Steinwalds besucht. Vor vierzehn Tagen hat Bischof Rudolf das Heilige Grab noch im Weiß-Saal besichtigt, da war es nach jahrelanger Restaurierung erstmals wieder, wenn auch in zwei Teilen, zu sehen. Am Mittwoch der Karwoche erstrahlte es erstmals seit den 1960er Jahren wieder in der Pfarrkirche St. Martin. Bischof Rudolf segnete es im Rahmen einer Andacht.

Die Fenster der Kirche sind mit purpurfarbenen Tüchern verhängt, nur wenige Kerzen erhellen die Kirche. Doch sofort wird der Blick der Eintretenden nach vorne gelenkt: Der Chorraum sieht heute ganz anders aus. Wo sonst der imposante Hochaltar beeindruckt, nimmt jetzt das Heilige Grab den Chorraum in voller Höhe, Breite und Tiefe ein. Zunächst faszinieren die farbig erleuchteten Glaskugeln die Besucher. Dann erfasst das Auge die vertikale Zweiteilung und schließlich weitere Details der Szenerie.

Sein Grab wird glorreich sein!

Die untere Ebene des Heiligen Grabes zeigt mittig die Grablege Christi. Die Inschrift „SEIN GRAB WIRD GLORREICH SEIN“ leuchtet über der Felsenhöhle. Rechts und links sind römische Soldaten, die das noch leere Grab bewachen. Versetzt hintereinander stehen Abbildungen von Palmen, die an den historischen Ort in Jerusalem erinnern. Und außen umrahmen zwei Engel das Geschehen. Im oberen Teil richtet sich der Blick zunächst auf ein Podest, auf dem in der Osternacht der Auferstandene als Sieger dargestellt wird. Umrahmt von Putten und angestrahlt von hellem Licht steht Jesus dann vor der Himmelspforte. Auf beiden Seiten sind die Mauern und Gebäude von Jerusalem abgebildet.

Abendandacht mit Segnung

„Unglaublich, ich bin ganz überwältigt!“ - mit diesen Worten begann Bischof Rudolf die Andacht. Es war klar, zunächst galt dies dem wirklich beeindruckenden Heiligen Grab. Doch genauso freute er sich, dass er viele Gläubige in der Pfarrkirche begrüßen konnte. Pfarrer Julius Johnrose hieß ihn willkommen. Er freute sich, dass auch einige Senioren bei der Segnung anwesend waren, die dieses besondere Glaubenszeugnis noch aus ihrer Kindheit in Erinnerung haben. Alle Menschen lud er ein, das Heilige Grab in den kommenden Tagen zu besuchen, davor innezuhalten und zu meditieren: „Dann können diese Tage für uns gnadenreich sein.“

Robert Bauer begrüßte den Gast aus Regensburg mit einem Blumenstrauß, den Pfarrsekretärin Irene Ritter in den Farben des bischöflichen Wappens gebunden hatte. Der Sprecher des Pfarrgemeinderats erinnerte daran, dass die Kulissen seit dem Anfang des achtzehnten Jahrhunderts für die Gläubigen ein bildliches Erlebnis für die letzten Tage unseres Herrn und für seine Auferstehung waren. Er dankte dem Bischof, dass er Pfarrer Johnrose in die Gemeinde entsandt hatte. Unter anderem kümmere dieser sich sehr um den Zusammenhalt der noch jungen Pfarreiengemeinschaft Neusorg-Pullenreuth.

Heiliges Grab ist große und wahrscheinlich ältere Schwester der Weihnachtskrippe

Für Bischof Rudolf ist das Heilige Grab ein Medium der Vergegenwärtigung und der Verkündigung für die Menschen, um auf diese Weise hineingenommen zu werden in die Geheimnisse des Glaubens. Er schlug den Bogen zur Geburt Christi: „Das Heilige Grab ist die große und wahrscheinlich ältere Schwester der Weihnachtskrippe!“ Menschen bräuchten einen Ort, an dem Leid gezeigt wird und an dem sie selbst weinen und trauern dürften. „Kommen Sie daher zum Gebet und zur Betrachtung des Heiliges Grabes.“ Aber das sei nur der eine Aspekt, denn das Grab wird zum Ort der Auferstehung: „Wir sind nicht geschaffen für den Tod, wir sind geschaffen für das Leben!“

Vor der Segnung bedankte sich der Bischof bei allen, die sich um die Restaurierung gekümmert haben, namentlich bei Norbert Reger, dem Vorsitzenden der Gesellschaft Steinwaldia, und seinem Team. Sie haben rund 2.000 Stunden an ehrenamtlicher Arbeit geleistet. Ebenso bezog er alle Personen und Institutionen ein, die das Projekt finanziell unterstützt haben. Dann segnete er das Heilige Grab in einer feierlichen Zeremonie und bekräftigte den Segen mit Weihwasser und Weihrauch. Dazu sagte er: „Gott hat in seinem Sohn das Schicksal des Todes und des Grabes mit uns Menschen geteilt. Aber gleichzeitig hat er uns die Auferstehung zugesagt.“

Spontane Fürbitte des Bischofs

Am Schluss der Fürbitten fügte der Diözesanbischof spontan eine ganz aktuelle Bitte hinzu: „Ich bin noch ganz erschüttert von der Nachricht, die wir heute bekommen haben. Wir bitten für das zehnjährige Mädchen, das gestern in einer KJF-Einrichtung in Wunsiedel tot aufgefunden wurde. Wir bitten auch für alle, die sich so verantwortungsvoll um Kinder und Jugendliche kümmern.“ Der Tod des Mädchens wurde erst wenige Stunden vor der Andacht bekannt, es war noch unklar, wie es dazu kam. Träger der Einrichtung ist die Katholische Jugendfürsorge (KJF) der Diözese Regensburg. Später am Abend sagte Bischof Rudolf, dass er bereits mit der Leitung der Einrichtung telefoniert habe. Zunächst würden Polizei und Staatsanwaltschaft sorgfältig ermitteln.

Heiliges Grab ist Ort der Hoffnung und Zuversicht

Zum Abschluss der Andacht ging der Bischof auf Kritik ein, die allgemein, aber auch in Pullenreuth, an der Aufstellung eines Heiligen Grabes geübt wurde und wird. „Das Heilige Grab ist seit langem ein Ort der Trauer, aber auch der Hoffnung und Zuversicht. In den 1950er und 1960er Jahren hatten sich die Einstellung und das Erleben der Menschen gewandelt. Seit einigen Jahren wird wieder stärker erkannt, dass Glauben nicht nur vom Hören und Lesen, sondern auch vom Schauen lebt. Dieser Aspekt der Volksfrömmigkeit ist den Menschen ans Herz gewachsen. Wir müssen aber darauf achten, dass es ein geistliches Erlebnis bleibt und nicht zum weltlichen Spektakel wird.“

Norbert Reger übergibt ein Geschenk an den Bischof. Es ist das Buch „1933-1945 Unsere Region im Griff des Nationalsozialismus“ des Heimatkundlers und Steinwaldia-Mitglieds Harald Fähnrich.

Empfang der Gesellschaft Steinwaldia

Vorsitzender Norbert Reger begrüßte Bischof Rudolf und eine Reihe weiterer Ehrengäste beim anschließenden Empfang im Schützenhaus. Die Steinwaldia wollte damit den Fördergeldgebern danken und lud sie zu einem Grußwort ein. Tobias Reiß, MdL und Parlamentarischer Geschäftsführer der CSU-Landtagsfraktion, zitierte Mutter Teresa: „Wenn du die Menschen verurteilst, hast du keine Zeit, sie zu lieben.“ Bezogen auf Norbert Reger heiße das: „Du setzt mit der Steinwaldia ein Zeichen für unsere Heimat. Macht so segensreich weiter!“ Stellvertretender Landrat Günter Kopp bezeichnete die Revitalisierung des Heiligen Grabes als Meisterstück. Einen kulturellen Schatz, der auf Betreiben des Ehrenbürgers Norbert Reger in mühevoller Kleinarbeit wiederhergestellt wurde, nannte es Dritter Bürgermeister Alexander Hecht. Dr. Tobias Appl, der Bezirksheimatpfleger der Oberpfalz, führte aus, dass der Mensch heutzutage oft mit Reizen überflutet werde. Gleichzeitig hätte er oft Schwierigkeiten, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. „Daher möge das Heilige Grab mithelfen, dass wir als Gesellschaft wieder den Blick für das Wichtige gewinnen können.“

„Niat noagehm nöit alls“

Dieser Spruch der bayerischen Initiative HeimatUnternehmen lautet ins Hochdeutsche übertragen etwa „Wenn man nicht nachgibt, kann man alles erreichen“.  Die Vertreter des Amts für Ländliche Entwicklung Oberpfalz würdigten damit den 80jährigen Norbert Reger, den sie als Vorbild für einen Heimatunternehmer ansehen. Sie dankten ihm und allen, die dazu beitragen, die Heimat lebenswert zu machen.

Kooperation mit den Kunstsammlungen der Diözese angedacht

Das Heilige Grab wird in der Pfarrkirche jeweils nur in der Kar- und Osterwoche aufgebaut sein. Es wäre aber schade, es den Rest des Jahres einfach nur zu „verstecken“. Deshalb soll es in der übrigen Zeit im Weiß-Saal in Pullenreuth zur Besichtigung ausgestellt werden. Bischof Rudolf sieht es dort in guten Händen. Daher bot er Norbert Reger an, die Ausstellung um Weihnachtskrippen zu erweitern und das kleine Museum dann in Kooperation mit den Kunstsammlungen der Diözese Regensburg zu betreiben. Diese Unterstützung tat den Anwesenden sichtlich gut und wurde mit großem Beifall aufgenommen. Zum Abschluss trug sich Bischof Rudolf als Erster in das Gästebuch für Besucher des Heiligen Grabes in Pullenreuth ein.

Text und Fotos: Peter Pirner/jas



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