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Bischof Rudolf besucht Edenstetten, segnet Kinder und entsendet Nikoläuse

„Bin gegen eine Verzipfelmützung von Weihnachten“

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 Edenstetten/Bernried, 4. Dezember 2022

Die vier Nikoläuse, die Bischof Rudolf Voderholzer beim feierlichen Pontifikalgottesdienst in Edenstetten am zweiten Adventssonntag entsandte, damit sie am Abend zum Nikolaustag von Haus zu Haus gehen und die Kinder besuchen können, tragen allesamt einen weißen Rauschebart, ein feines Gewand und eine Mitra. Und nicht die Mütze eines Weihnachtsmannes. Gut so, befand das Oberhaupt der Diözese Regensburg bei seiner Predigt und sagte entschieden: „Ich bin gegen eine Verzipfelmützung von Weihnachten.“ Er war am vergangenen Wochenende in die Filialkirche Sankt Nikolaus in der Gemeinde Bernried gekommen, um den Patroziniumsgottesdienst zu feiern. Davor segnete er die Kinder.

Bischof Rudolf segnete die Kinder.

Der Nikolaus! 

Vor einiger Zeit ist es in der nördlichen Oberpfalz passiert: Es war an einem Sonntag. Vormittags feierte Bischof Rudolf die heilige Messe, nachmittags war ebenfalls Kindersegnung. Die Kirche war bis auf den letzten Platz gefüllt. Feierlich zog er mit den Ortsgeistlichen ein, das Lied war verklungen, der Bischof wollte gerade zum Kreuzzeichen ansetzen. Da hörte man von hinten eine laute Kinderstimme, die rief: „Der Nikolaus!“ Ein Raunen und Lachen ging durch die Gläubigen. Doch der Bischof rettete die Situation und sagte: „Ein größeres Kompliment, als mit dem Nikolaus verwechselt zu werden, kann man einem Bischof nicht machen. Denn der Heilige Nikolaus war einer der größten Bischöfe der Kirchengeschichte.“

Diese Anekdote erzählte Bischof Voderholzer der Kirchengemeinde Edenstetten bei seiner Predigt, um auf die Bedeutung des heiligen Nikolauses hinzuweisen. Und gerne durften die zahlreich gekommenen Kinder ihm zurufen, welche Dinge einen Bischof so besonders machen. Als Erstes wurde der Bischofsstab genannt. „Es ist ein Hirtenstab, denn ein guter Hirte soll die Gefahr abwenden“, erklärte der Prediger. Auch die Mitra wurde ihm zugerufen: „Sie macht den Bischof sichtbar, sie ist aber auch ein Pfeil nach oben, der die Menschen erinnert, dass sie nicht aufgeben sollen in ihren Sorgen und Nöten.“ Der Bischofsring dagegen sei ein Ring der Treue, der Christus als Bräutigam der Kirche repräsentiere. Ein wenig schwerer taten sich die Kinder mit dem vierten Gegenstand, der einen Bischof kennzeichnet, doch schließlich konnte die Lösung gefunden werden: Das Brustkreuz. „Es ist ein Reliquienkreuz, das den Bischof schützen soll“, erklärte ihnen der Bischof.

Mitra statt Zipfelmütze

Und er machte eines deutlich: „Bischof Nikolaus ist etwas ganz anderes als der Weihnachtsmann. Er trägt eine Mitra, keine Zipfelmütze. Ich stelle mich ganz entschieden gegen eine Verzipfelmützung von Weihnachten“, betonte er. Er sei der Kirchengemeinde Edenstetten und besonders dem engagierten Organisator der Nikolausaktion, Ludwig Hopf, sehr dankbar, dass sie die Nikolaustradition so hochhalten: „Und so schön gekleidete Nikoläuse sieht man selten.“ Ludwig Hopf verlas die Geschichte des Heiligen, und mit dem Schlusssegen sind nun auch die vier Nikoläuse ausgesandt, um die Kinder in der Gemeinde zu besuchen. „Der Nikolaus ist aber nicht dazu da, Erziehungsversäumnisse der letzten Jahre auszugleichen. Er soll etwas Erbauliches sagen“, wandte sich der Bischof an die Eltern und Großeltern.

Der Festgottesdienst wurde vom Kirchenchor Edenstetten unter der Leitung von Ludwig Mayer und Bläsern festlich gestaltet. Und Pfarrer Godehardt Wallner, dem Voderholzer für seine positive, fröhliche und originelle Art dankte, hatte extra das große Kripperl schon aufbauen lassen, um den großen Krippenfreund aus Regensburg zu erfreuen. Der befand besonders ansprechend, dass vor dem Stall, in dem natürlich noch das Jesuskindlein fehlt, auch der Pfarrer als Figur verewigt ist.

Auch Pfarrer Godehardt Wallner wurde in der Krippe verewigt.

Nicht verlernen, auf Größeres zu vertrauen

Der Kinderchor sang zur festlichen halben Stunde, der die Kinder schon entgegengefiebert hatten. Der Gast aus Regensburg bat sie vorher, ein paar Worte zu den Eltern und Großeltern sprechen zu dürfen. Jesus habe gesagt, wenn die Erwachsenen nicht wie Kinder werden, dann dürften sie nicht ins Himmelreich gelangen, führte er aus. Jesus sehe in den Kindern etwas, was Erwachsenen fehle. „Kinder lassen sich gerne tragen. Sie wissen, dass sie dabei nicht fallengelassen werden. Sie haben es nicht verlernt, auf etwas Größeres zu vertrauen.“ Zudem habe Jesus beobachtet, dass Kinder – anatomisch bedingt – so wunderbar große Augen haben: Zum Staunen. Und noch einen Punkt führte der Prediger an: Kinder können sich vorbehaltlos beschenken lassen. „Die Erwachsenen meinen immer, sie müssten sich für ein Geschenk revanchieren. Diese Haltung sollten wir auch Gott gegenüber einnehmen, denn bei ihm sind immer wir die Beschenkten.“

„Auf dem Weg nach Weihnachten bist du nicht allein“, sang der Kinderchor. Und allein musste auch nach den beiden Messfeiern in Edenstetten niemand sein. Denn die Ministranten buken noch „Sengzelten“ und luden zum gemütlichen Beisammensein am kalten Abend des zweiten Adventssonntags ein, und auch die zahlreich erschienenen Vereine, Trachtler und Vertreter der Politik waren gerne noch dabei. 

Text und Bilder: Melanie Bäumel-Schachtner/jas



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