Bischof Gerhard Ludwig Müller eröffnet die Jubiläumswochen „750 Jahre Albert der Große“ „Glaube, der sich durch die Offenbarung ausdrückt, und Vernunft, die sich an der Welterkenntnis orientiert, gehören zusammen“
In der Regensburger Dominikanerkirche St. Blasius feierte Bischof Gerhard Ludwig Müller zusammen mit mehr als zweihundert Gläubigen sowie den Seminaristen aus dem Priesterseminar mit Regens Martin Priller ein Pontifikalamt anlässlich des Beginns der Jubiläumswochen „750 Jahre Albert der Große“. Der Bischof appellierte an alle Lehrer und Theologen und an alle Gläubigen insgesamt, sich Bischof Albertus Magnus (geboren um 1200, gestorben 1280), der „ein großer Kirchenmann“ gewesen sei, zum Vorbild zu nehmen und sich an ihm zu orientieren: „Wir dürfen nicht wehmütig zurück schauen, sondern die Anforderungen der Gegenwart anpacken, um die Zukunft zu gewinnen, die sich nicht im Schneckenhaus abspielen soll, sondern die ebenso Großes hervorbringen kann wie das 12. und 13. Jahrhundert – Kirchen und die geistigen Kathedralen der Scholastiker. Sie hatten tiefes Vertrauen in die Geisteskraft der menschlichen Vernunft“.
Er bezeichnete Albertus Magnus als „Genie“, dem es durch Weitblick und Offenheit gelungen sei, eine Synthese zwischen Glauben und Vernunft zu schaffen, die bis dahin nicht möglich gewesen sei. „Albertus Magnus ist von Optimismus und Vernunft erfüllt gewesen“, sagte Bischof Gerhard Ludwig, daher habe er diese schwierige Synthese, die von Gott selbst vorgegeben sei, zustande gebracht. „Dort wo wir in der Schöpfung Wahres und Gutes erkennen, dort erkennen wir Gott. So ist auch den Heiden durch die Betrachtung der Werke der Schöpfung die Erkenntnis Gottes in seiner Gottheit und ewigen Macht (Röm 1,20) möglich. Die Schöpfung ist Schönheit und sie bildet die Brücke zur Erkenntnis Gottes“.
Das Besondere an Albertus Magnus sei gewesen, dass er sich mit Naturwissenschaften, mit Philosophie und Physik, mit den empirischen Schriften des Aristoteles und den Grundthemen der Hochscholastik befasst habe, ja er habe sogar naturwissenschaftliche Experimente durchgeführt. „Der Glaube, der sich durch die Offenbarung ausdrückt, und die Vernunft, die sich an der Welterkenntnis orientiert, gehören zusammen. Wir müssen keine Angst haben vor den Erkenntnissen der Naturwissenschaften, denn alle Erkenntnisse lassen die Weisheit Gottes in der Schöpfung zur Kenntnis bringen. Um wie viel größer muss Gott sein, um wie viel muss er die Erkenntnis der Welt übersteigen! Gott übersteigt alle Grenzen, die sich ein Mensch vorstellen kann“. Bezug nehmend auf den Beginn des Wintersemesters an der Universität Regensburg sagte Bischof Gerhard Ludwig Müller: „Wir brauchen die Theologie – zusammen mit der Philosophie, den Natur- und Sozialwissenschaften und allen empirischen Formationen der Wissenschaft!“