Bischof Dr. Rudolf Voderholzer zelebrierte Patroziniumsgottesdienst in Kladrau
Auch in Prag und Pilsen wird der Heilige Wolfgang verehrt
Kladrau / Regensburg, 21. August 2024
Überlebensgroß blickt der Heilige Wolfgang rechts am Hochaltar der Schloss- und Klosterkirche in Kladrau nach unten. Das ihn charakterisierende Beil („Hackl“) ist an seinem Fuß zu sehen. Grund genug für den Regensburger Bischof Dr. Rudolf Voderholzer, der jedes Jahr hier zum Patrozinium Mariä Himmelfahrt den Festgottesdienst zelebriert, im Gedenkjahr dieses Heiligen, seinem 1100. Geburtstag, auf diesen ganz besonders einzugehen. Bischof Rudolf hat eine familiäre Beziehung zu Kladrau. Seine Mutter wurde hier am 6. Januar 1927 geboren. Am 19. August 2015 ist sie in Au im Landkreis Mühldorf am Inn gestorben.
Mitgebracht aus Regensburg hatte der Regensburger Bischof Dr. Voderholzer auch das Wolfgang-Reliquiar, mit dem er am Ende der Eucharistie die Gläubigen segnete. Der Heilige Wolfgang ist darüber hinaus Nebenpatron nicht nur dieses Gotteshauses, sondern auch des Erzbistums von Prag und des Bistums Pilsen. Die Hintergründe dazu erläuterte Bischof Rudolf in seiner Predigt, die Pater Rudolf Zbožínek übersetzte.
Der Heilige Wolfgang als Kirchenbauer
Zu Beginn seiner Predigt verwies der Regensburger Diözesanbischof auf die Darstellung des Heiligen Wolfgang in der Klosterkirche und auf die Bischofsattribute: auf Stab und Mitra sowie auf das Kirchenmodell auf seinem Arm und das ihm zu Füßen liegende Beil. „Das Beil steckt hier in einem Baum, den er wohl fällen wird“, schilderte der Bischof und fragte: Wie kam es zu diesem Attribut? Wolfgang verbrachte eineinhalb Jahre in dem damals zu Regensburg gehörenden Kloster Mondsee, wo er in einer Einsiedelei auf dem Falkenstein lebte. Dort verspürte er den Wunsch, eine Kirche zu bauen. Den Bauplatz überließ er der Vorsehung. So schleuderte er ein Beil in das Tal – und wo er es finden wird, sollte die Kirche gebaut werden. „Drei Tage musste er suchen, bis er das Beil auf einer Anhöhe am Ufer des nahegelegenen Sees gefunden hat.“ Heute steht an dieser Stelle die bedeutendste Wallfahrtskirche „St. Wolfgang“. Dies ist, wie der Bischof betonte, ein Sinnbild: „Wolfgang ist nicht nur ein Kirchenbauer, der mit Schaufel, Beil und Säge Holz und Stein bearbeitet, um die Kirche als Gebäude aufzubauen, sondern sein Wirken ist dem Aufbau einer Kirche aus „lebendigen Steinen“ gewidmet.
Ein leidenschaftlicher Lehrer
Lange war Wolfgang auf der Suche nach dem Weg, auf den ihn Gott führen wollte. In jeder Phase seines Lebens jedoch hat er „die Kirche gebaut“. Wie Bischof Rudolf hervorhob, war er ein leidenschaftlicher Lehrer, der in der Klosterschule auf der Insel Reichenau im Bodensee hervorragend ausgebildet wurde. Selbst noch Laie, bildete er als Leiter der Domschule in Trier Kleriker aus. Auch später als Regensburger Bischof gründete er eine Domschule und den Domchor, aus dem die weltberühmten Domspatzen hervorgegangen sind. Als Privatlehrer unterrichtete Bischof Wolfgang die vier Kinder des bayerischen Herzogs Heinrich II, genannt der Zänker.
Bischof Dr. Rudolf Voderholzer bei seiner Predigt, die Pater Rudolf Zbožínek ins Tschechische übersetzte.
Den persönlichen Segen mit dem Wolfgang-Reliquiar erteilte Bischof Dr. Rudolf Voderholzer.
„Was für ein Lehrer!“, betonte Bischof Rudolf. Wolfgang war nicht nur ein „Lese-, sondern ein Lebemeister“. Persönlich hatte er nie ein höheres Amt angestrebt. Von Trier aus trat er 966 in das Kloster Einsiedeln in der Schweiz ein. Später konnte ihn Bischof Ulrich von Augsburg, der oft in Einsiedeln verweilte, für das Priestertum und die Mission in Ungarn gewinnen. Im Jahre 968 spendete Ulrich ihm die Priesterweihe. Zu diesem Zeitpunkt war Wolfgang etwa 43 Jahre alt. Doch der Ungarnmission war kein Erfolg beschieden. Und so konnte sich Wolfgang dem Ruf ins Bischofsamt nicht noch einmal entziehen, nachdem ihn Kaiser Otto I. nach dem Tod von Erzbischof Heinrich zum Bischof von Trier weihen wollte, was er jedoch 964 ablehnte. Von 972 bis zum Tod 994 war er Bischof des damals flächenmäßig noch sehr viel größeren Bistums Regensburg.
Abtrennung des Bistums Prag
„Sein Wirken war mit zwei Akten des Verzichts zugunsten des Wohles und des Erstarkens der Kirche verbunden“, führte Bischof Voderholzer weiter aus: Als erstes trennte er Bischofsamt und Abtwürde von St. Emmeram. „Für ihn bedeutete es weniger Macht und Einfluss, den beiden Ämtern aber brachte es Eigenständigkeit und geistige Fruchtbarkeit“. Zum zweiten gab er die Gebiete jenseits des Bayerischen Waldes und des Böhmerwaldes frei und ermöglichte so die Gründung des Bistums Prag (heute Erzbistum Prag). Auf seinem Weg nach Prag ist Wolfgang auch in Kladrau vorbeigekommen. Die Legende besagt, dass er während einer Rast mit seinem Beil einen Ast abgehauen und ihn hier in den Boden gesteckt habe. Seine Mutter, so der Bischof, habe ihm erzählt, dass er ein Kreuz fertigte und dieses in den Boden steckte. Dabei habe er die Verheißung ausgesprochen, dass an diesem Ort der Hochaltar einer großen Kirche stehen werde. An diesem Ort stehen wir jetzt – und daher wurde der Heilige Wolfgang zusammen mit der Gottesmutter Maria zum Patron dieser Kirche. Auch das Erzbistum Prag und das Bistum Pilsen (1993 getrennt von Prag) verehren den Heiligen Wolfgang als einen ihrer Patrone. „Wir danken dem Heiligen Wolfgang für sein Wirken beim Aufbau der Kirche im geistlichen und wortwörtlichen Sinn und bitten für die Kirche unserer Tage, um Stärkung der Brüder und Schwestern in Glauben, Hoffnung und Liebe“, schloss Bischof Voderholzer. Zu Ehren des Heiligen sangen die Gottesdienstbesucher das aus der Feder von Hagen Horoba stammende und von Dr. Christian Dostal melodisch vertonte Wolfgangslied.
Der Pilsener Bischof Dr. Tomáš Holub und sein Regensburger Amtsbruder Bischof Dr. Rudolf Voderholzer mit den Mitgliedern des Chores der Pfarrei St. Jakob Kladrau.
Das Bläserquintett „Bloß Blech“: Hinten Rudi Dobner und Siegfried Schreiber. Vorne Hans Sauerer, Michael Aigner und Bernhard Hopfensperger. Der junge Tubaspieler sprang kurzfristig für die etatmäßige Tubistin Karin Sauerer ein.
Bläserquintett „Bloß Blech“ mit Wurzeln in dieser Region
Die instrumentale Begleitung oblag dem Bläserquintett „Bloß Blech“ aus Donaustauf. Das Ensemble hatte bereits im letzten Jahr diesen Patroziniumsgottesdienst mitgestaltet. Die Vorfahren von Rudi Dobner, einem der fünf Musiker, stammten aus dem nicht weit von Kladrau entfernten Hesselsdorf und bildeten über lange Zeit eine Musikantendynastie. Mit einigen Stücken bereicherte „Bloß Blech“ den Gottesdienst und danach den gemütlichen Teil in der Klosterwirtschaft. „Der Gottesdienst war für mich sehr beeindruckend“, kommentierte Dobner. Darüber hinaus trug der Chor der Pfarrei St. Jakobus Kladrau zur Gestaltung bei.
Am Ende des Pontifikalamtes, das in deutscher, tschechischer und lateinischer Sprache gefeiert wurde, traf der Pilsener Bischof Dr. Tomáš Holub ein, dem zunächst Glückwünsche zu seinem am Tag zuvor begangenen Geburtstag galten. Er selbst dankte seinem Regensburger Amtskollegen Voderholzer für das erneute Zelebrieren des Gottesdienstes und den Segen mit dem Wolfgang-Reliquiar.
Auch Heimatvertriebene aus der Region mit dabei
Mit diesem ließen sich die meisten Gottesdienstbesucher segnen, heutige Bewohner des Ortes und dieser Region und auch frühere Einwohner. Darunter unter anderem der im Jahr 1942 in Elschelin (Lšelín) in der Nähe von Mies geborene Adalbert Schiller (SL-Kreisobmann Hof) mit einer kleinen Abordnung. Am Nachmittag fand in der Ortskirche in Kladrau schließlich noch eine Andacht mit Gebet für die Verstorbenen und Gedenken am Friedhof statt.
Text und Fotos: Markus Bauer (SG)
(sig)