Bischof trinkt Sekt mit Gläubigen

Bischof Dr. Rudolf Voderholzer zelebriert Festgottesdienst zum 50-jährigen Jubiläum der Erweiterung der Pfarrkirche St. Stephanus in Stammham

„Ein Zelt Gottes unter den Menschen“


Stammham, 20. Juli 2025

Das Gotteshaus als ein Ort, um zur Ruhe zu kommen, zu hören, zu feiern und zu singen. So beschrieb Bischof Dr. Rudolf Voderholzer einige zentrale Funktionen eines jeden sakralen Gebäudes in seiner Predigt beim Festgottesdienst zum 50-jährigen Jubiläum der Erweiterung der Pfarrkirche St. Stephanus in Stammham. Am 13. April 1975 war der Erweiterungsbau, „ein visionärer Bau für die damalige Zeit“, vom damaligen Regensburger Bischof Dr. Rudolf Graber konsekriert worden.

In der Predigt ging der Regensburger Oberhirte zunächst auf den die Lesung aus dem Alten Testament und das Evangelium verbindenden Aspekt der Gastfreundschaft ein. Diese habe im Orient einen hohen Stellenwert, wie Bischof Rudolf durch eigene Erfahrungen unterstrich. Die in der Lesung (Gen 18, 1–10a) geschilderte Offenbarung Gottes gegenüber Abraham, wo ihm bei den Eichen von Mamre drei Männer erschienen, die Abraham freundlich und emsig bewirtet und mit „Herr“ in der Einzahl anspricht, wurde später – im Licht des Neuen Testaments – als Begegnung Abrahams mit der göttlichen Dreifaltigkeit interpretiert, so der Bischof. Dies habe in vielen ostkirchlichen Ikonen bildlichen Niederschlag gefunden. Am Schluss dieser Episode steht die Zusage bzw. die Verheißung der drei Männer, dass Abrahams Frau Sara im hohen Alter noch einen Sohn gebären werde. Völlig anders die Situation im Text des Tagesevangeliums (Lk 10, 38–42): Jesus ist zu Gast bei den Schwestern Marta und Maria. Während Marta mit dem Zubereiten des Essens und entsprechenden Arbeiten befasst ist, „setzt sich Maria dem Herrn zu Füßen und hört nur zu, weil er viel zu verkündigen hat“, so Bischof Voderholzer erläuternd. Auf Martas Bitte, dass Maria ihr helfen solle, geht Jesus nicht ein, sondern entgegnet: „Nur eines aber ist wirklich wichtig und gut. Maria hat sich für dieses eine entschieden, und das kann ihr niemand mehr nehmen.“ Natürlich seien Aspekte wie die Sorge um Gäste, um Kranke, um pflegebedürftige Menschen sehr wichtig, was Jesus auch in anderen Bibelstellen ausdrücklich betont. Aber nicht ganz unwichtig sei es, so Bischof Rudolf diese Aussage interpretierend, „sich zur rechten Zeit eine Auszeit zu nehmen und sich vor lauter Aktivismus und vor lauter Tun und Machen auch einmal Ruhe zu gönnen. Zur Ruhe kommen und zu hören, sich zu stärken – auch und gerade durch Gottes Wort. Sei es durch das Hören in der Kirche, das Lesen zuhause in der Heiligen Schrift oder in einem guten Buch, oder in einer anderen Weise sich geistig-geistlich zu nähren, möglich.“ Dies setze aber die Freiheit von aller Beanspruchung und Mühe voraus. Solche Phasen der Ruhe, Erholung, Entspannung und der geistlichen Nahrung biete auch die vor fünf Jahrzehnten erweiterte Pfarrkirche St. Stephanus. Hier könne man zur Ruhe kommen, gleichsam wie Maria im Evangelium Jesus zu Füßen sitzen. „Am Sonntag wenigstens eine Stunde frei zu haben – dafür ist die Kirche da“, empfahl der Oberhirte diese „stärkende und gewinnende Auszeit“.

Erinnerung an die Heilige Anna Schäffer

Dazu würden im Alltag der Pfarrei viele mithelfen, stellte Bischof Voderholzer fest und kam damit zum zweiten Teil der Predigt, zum Dank an die Pfarrgemeinde. Konkret zunächst an den Kirchenchor und die Ministranten für die musikalische Gestaltung und die Mitwirkung beim Gottesdienst. Er dankte Pfarrer Dr. Marek Kosinski und all denen, die die Kirche schmücken und reinigen. Ein weiteres Dankeschön richtete er an die Kirchengremien und die kirchlichen und weltlichen Gruppen, an die Vereine und die Verbände. In Erinnerung rief er auch die Heilige Anna Schäffer, die bei einem Unfall am 4. Februar 1901 im Waschhaus des Forsthauses Stammham verunglückte und sich dabei die Beine in einem kochenden Waschkessel verbrühte. „Ihr Weg des Glaubens zu Jesus hat hier seinen Anfang genommen“, erklärte der Bischof. Zum Schluss stand die Bitte an den Heiligen Stephanus, dem Kirchenpatron: „Dass er uns immer wieder die Sehnsucht nach der Begegnung mit Gottes Wort und die Sehnsucht nach der Gemeinschaft der Glaubenden schenke, so dass diese Kirche, deren 50. Geburtstag wir feiern, gut genützt wird. Und dass die Größe dieses Raumes sich auch rentiert und lohnt.“

Gespräch am Forsthaus, wo sich Anna Schäffers Unfall ereignete

Vor dem Pontifikalsegen überreichten Pfarrgemeinderatssprecherin Monika Ortner und Kirchenpfleger Konrad Lins einen Präsentkorb an Bischof Voderholzer und dankten ihm für den Besuch im westlichsten Ort des Bistums Regensburg. Bischof Voderholzer dankte für die Gastfreundschaft und würdigte diesen ganz besonderen Kirchenbau, der den alten und neuen Teil gut verbindet, als „Zelt Gottes unter den Menschen“.

Nach dem Festgottesdienst nahm sich Bischof Rudolf Zeit, um mit den Pfarrangehörigen ins Gespräch zu kommen. Vor dem Gebäude, wo sich am 4. Februar 1901 der Unfall von Anna Schäffer zutrug, sprachen schließlich Mitglieder der Kirchenverwaltung Stammham. Bürgermeisterin Maria Weber und Forstdirektor Peter Niggemeyer (Vertreter des Wittelsbacher Ausgleichsfonds) sprachen darüber, wie man dieses Gebäude in Zukunft wieder stärker für die Öffentlichkeit, die Pilger und die Verehrer von Anna Schäffer sichtbar machen kann. Die Pfarrei Stammham ihrerseits hat bereits in der Pfarrkirche eine Stele zu Ehren Anna Schäffers aufgestellt. Mit der Kindersegnung im alten Teil der Pfarrkirche endeten schließlich der Festtag zum Jubiläum und der Pastoralbesuch des Bischofs.

Text und Fotos: Markus Bauer
(jas und SG)

 



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