News Bild Bischof Dr. Rudolf Voderholzer gedenkt mit der Studentenverbindung Rupertia Papst emeritus Benedikt XVI.
Bischof Dr. Rudolf Voderholzer gedenkt mit der Studentenverbindung Rupertia Papst emeritus Benedikt XVI.

„Mitarbeiter an der Wahrheit“

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Regensburg, 6. Januar 2024

„Es freut mich und ist für mich eine große Ehre, dass ich von der Studentenverbindung Rupertia gebeten wurde, zum Jahrgedächtnis von Papst emeritus Benedikt XVI. diese Heilige Messe zu feiern“, mit diesen Worten begrüßte Bischof Dr. Rudolf Voderholzer am Dreikönigstag die Mitglieder und Gäste der Katholischen Deutschen Studentenverbindung Rupertia Regensburg in der Stiftsbasilika Unserer Lieben Frau zur Alten Kapelle.

Alle Konzelebranten waren ebenfalls Mitglieder verschiedener Verbindungen, denen Joseph Kardinal Ratzinger als Ehrenmitglied angehörte: Weihbischof Dr. Josef Graf (Capitolina Rom, Rupertia Regensburg), Pfarrer Florian Leppert (Alcimonia Eichstätt), Pater Matthias Wagner OT (Rupertia Regensburg) und Diakon Marvin Schwedler (Rupertia Regensburg).

 

Von der Freude des Glaubens erfüllt sein

Was sagt uns heute nun das Beispiel der Weisen aus dem Morgenland, die in der abendländischen Tradition gern auch als Könige bezeichnet werden? Bischof Rudolf warf einen Blick auf die kürzlich veröffentlichte Mitgliederuntersuchung der beiden großen christlichen Konfessionen in Deutschland, ihn sorge, dass sich in den vergangenen 10 bis 15 Jahren die Zahl der „betenden Katholiken“ halbiert habe. In dieser „Sprachlosigkeit in der Beziehung zum lebendigen Gott“ sehe er die große Krise der Kirche. Es fehlen Menschen, die von der Freude des Glaubens erfüllt sind, die andere auf Gott und Glaube neugierig machen, sozusagen Sterne des Glaubens, die Wegweiser sind. Bischof Rudolf dankte den Mitgliedern der Rupertia für ihr Engagement in der Verbindung und überall dort, wo sie in der Berufswelt ihren Glauben lebendig werden lassen.

Die Alte Kapelle und Joseph Ratzinger

Die Stiftsbasilika Unserer Lieben Frau zur Alten Kapelle war ganz bewusst als Ort für die Gedenkmesse ausgesucht worden: Als Joseph Kardinal Ratzinger 1978 Ehrenmitglied der Rupertia wurde, feierte man dort das Pontifikalamt, genauso 1995, als er auf dem Verbindungshaus in der Regensburger Altstadt die Statue des hl. Rupert – Namensgeber der Rupertia – segnete. Als die Rupertia 2012 den 85. Geburtstag von Papst Benedikt XVI. mit einem großen Festkommers feierte, fand die Festmesse ebenfalls in der Alten Kapelle statt. Nicht nur die 2006 von ihm persönlich gesegnete Papstorgel kam an diesem Abend zum Einsatz – gespielt vom Kirchenmusikstudent und Ruperten Benedikt Kotsch – sondern auch ein Messkelch, den der Papst bei diesem Deutschlandbesuch der Alten Kapelle gestiftet hatte.

Petrusamt, Schlüsselfunktion in der Kirche

Beim anschließenden Akademischen Abend auf dem Verbindungshaus Am Römling 12 konnte Altherrensenior Professor Dr. Frank Herrmann zahlreiche Gäste willkommen heißen und Bischof Rudolf noch einmal den Dank dafür aussprechen, dass er die Festrede an diesem Abend übernommen hatte. Mit der Gedenkrede „Der silberne und der goldene Schlüssel“ warf Bischof Rudolf einen Blick auf das Wappen von Papst Benedikt XVI. (1927-2022). Er schenkte aber nicht dem Wappenschild mit den beiden Freising-Bezügen (Freisinger Mohr und Korbinians-Bär) sowie der Muschel aus der Augustinus-Legende die Aufmerksamkeit, sondern den beiden, verschiedenfarbigen Schlüsseln, wobei der silberne für den Papst und das Lehramt steht und der goldene für den Papst als Hirten, als Seelsorger.

Papst Benedikt, ein großer Lehrer der Kirche

Kardinal Joseph Frings hatte den „Teenager-Theologen“, wie Spötter Joseph Ratzinger damals nannten, zu seinem Berater beim Zweiten Vatikanischen Konzil (1963-1965) berufen, der sich durch seine Dissertation und Habilitation als fundierter Theologe ausgezeichnet hatte. Zwei große Themen seiner Arbeit waren Kirche und Offenbarung. Sein Buch „Einführung in das Christentum“ (1968), dass in 23 Sprachen übersetzt wurde, war auch wegweisend für den Gymnasiasten Rudolf Voderholzer ins Münchner Priesterseminar. Der Theologe Ratzinger zählte 1972 zu den Mitbegründern der Internationalen Katholischen Zeitschrift „Communio“, die ein Gegengewicht zu „Concilium“ (1965) darstellt. In beiden dokumentieren sich die unterschiedlichen Kirchenverständnisse, die bis zum heutigen Tag existieren. Das umfangreiche theologische Werk Joseph Ratzingers wird seit 2008 in Regensburg vom Institut Papst Benedikt XVI. herausgegeben, 14 der 16 geplanten Bände sind bereits veröffentlicht. Auch als Papst erwies er sich als großer Lehrer des Glaubens durch seine drei Enzykliken „Deus caritas est“ (2005), „Spe salvi“ (2007) und „Lumen fidei“ (2013) sowie der Jesus-Triologie und der weltweit beachteten „Regensburger Rede“ über Glauben und Vernunft (12. September 2006). Als „einen der größten Prediger auf dem Stuhle Petri“ bezeichnete Bischof Rudolf Papst Benedikt und nannte ihn in einem Atemzug mit den hl. Päpsten Leo I. der Große (†461) und Gregor I. der Große (†604), wahrhaft ein großer Lehrer der Kirche.

„Benedikt als Priester und Hirte“

Der goldene Schlüssel steht für den Papst als Hirten der Kirche, als Seelsorger und Priester. Dabei war Joseph Ratzinger/ Papst Benedikt XVI. immer die Würde und Schönheit der Liturgie sehr wichtig. „Im Umgang mit der Liturgie entscheidet sich das Geschick von Glauben und Kirche“, so das Motto von Band 11 der Joseph Ratzinger Gesammelte Schriften (JRGS).   Die Schönheit, aber auch die Unverfügbarkeit der Liturgie waren ihm ein Anliegen. Auch seine Theologie der Kirchenmusik „Im Angesicht der Engel“ ist weltweit wegweisend, Musik spielte in der Familie Ratzinger immer eine große Rolle, man denke nur an seinen Bruder den langjährigen Domkapellmeister Georg Ratzinger (1924-2020). Mozart und Bach waren die Lieblingskomponisten des emeritierten Papstes, er selbst spielte auch Klavier. Daher bestand der musikalische Rahmen des Abends überwiegend aus Werken Mozarts sowie einer Improvisation zum bekannten Lied „Wer glaubt, ist nicht allein“, das auf ein Wort Papst Benedikts zurückgeht und in Regensburg geschaffen wurde. Kirche ist ein Netz von Eucharistie-Gemeinschaften in denen Gott den Menschen nahe ist, diesem Netzwerk dient der Nachfolger des hl. Petrus, das auf Einheit ausgerichtet ist, somit ist das Petrusamt ein Dienst an der Einheit im Glauben.

 

Joseph Ratzinger als Mitglied katholischer Studentenverbindungen

Einen kleinen Aspekt in der bewegten Lebensgeschichte von Joseph Ratzinger beleuchteten im Anschluss an die Gedenkrede des Bischofs der Archivar der Rupertia mit „Unser Bundesbruder der Papst emeritus – Begegnungen mit Benedikt XVI.“ und der Altherrensenior der Alcimonia in Eichstätt. Beiden Verbindungen gehörte er seit 1978 bzw. 1987 als Ehrenmitglied an. Dazu kamen sechs weitere Mitgliedschaften in Katholischen Verbindungen in Freising, München und Rom. „Nicht wir sollen stolz sein, dass er unser Mitglied, unser Bundesbruder war, sondern wir sollen unsere Grundsätze so leben, dass er auch heute noch auf uns stolz sein kann“. So formulierte es der Archivar der Rupertia. „Dann können auch wir „Cooperatores veritatis“ – „Mitarbeiter an der Wahrheit“ (Wahlspruch Benedikts) werden“.

Text und Fotos: Carl B. Prämaßing
(jas)



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