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Zur Neuigkeit
Bischof Dr. Rudolf Voderholzer feiert Pontifikalamt zum Jubiläum 1250 Jahre der Gemeinde Sünching
Revolution der Liebe, die jedem Menschen seine Würde zuspricht
Regensburg/Sünching, 03. September 2025
Mit einem feierlichen Pontifikalamt unter Leitung von Diözesanbischof Dr. Rudolf Voderholzer erreichte die 1250-Jahrfeier der Gemeinde Sünching im Landkreis Regensburg ihren Höhepunkt. Der historische Ort wurde am 15. Juli 773 erstmals urkundlich erwähnt. Aufgrund der Coronapandemie um zwei Jahre verschoben, konnte das Jubiläum nun im Rahmen des traditionellen Sünchinger Marktes festlich begangen werden. In seiner Predigt reflektierte Bischof Rudolf – ausgehend vom Evangelium - über die Bedeutung der christlichen Demut und betonte die revolutionäre Kraft der Liebe im Glauben. Theologisch näherte er sich dabei den Figuren Jesus und Johannes dem Täufer und warf einen Blick auf ihre besondere Beziehung. Beide seien, so der Bischof, auf je eigene Weise Ausdruck eines Glaubens, der nicht auf Macht, sondern auf Hingabe und Liebe gründet.
Bereits um 9 Uhr eröffnete Bischof Rudolf gemeinsam mit Pfarrer Erwin Gietl den Festgottesdienst in der Pfarrkirche St. Johannes der Täufer und St. Johannes Evangelist. Zuvor hieß Bürgermeister Robert Spindler Bischof Rudolf gemeinsam mit dem Gemeinderat, der Kirchenverwaltung, dem Pfarrgemeinderat sowie den Blumenkindern Lotta Handl und Hannah Lex willkommen. Acht Fahnen der örtlichen Vereine schmückten den Altarraum beim feierlichen Einzug.
„Eine Revolution der Liebe“
Bischof Rudolf ging in seiner Predigt auf das Tagesevangelium (Lk 14,1.7-14) ein, in dem Jesus über das Gleichnis der Ehrenplätze spricht. Auf den ersten Blick könnte man die Worte Jesu als eine Art „merkwürdige Anstandsregel“ verstehen – fast wie einen „kirchlichen Knigge“, der lehrt, dass anfängliche Bescheidenheit schließlich doch zum Ziel führt. Bezugnehmend auf die Berliner Redewendung „Bescheidenheit ist eine Zier, doch weiter kommt man ohne ihr“ und auf den Philosophen Friedrich Nietzsche, der die Bibelstelle provokativ umdeutete:„Wer sich selbst erniedrigt, der will erhöht werden“, machte er deutlich, dass sowohl die Redewendung als auch Nietzsche „zwei unehrliche Lebenshaltungen sind“, gehe doch die Botschaft Jesu weit darüber hinaus.
„Man muss genauer hinschauen“, betonte der Bischof. Die Kirche habe seit jeher gelehrt, dass Jesus selbst und die Heiligen die beste Auslegung der Schrift seien. Bischof Rudolf knüpfte in seiner Predigt an die beiden Patrone der Pfarrkirche an, die im Altarraum prominent dargestellt sind. Johannes der Täufer, so erläuterte er, weise mit einer eindringlichen Geste auf Jesus hin und spreche die Worte: „Nach mir kommt einer, dem die Sandalen von den Füßen zu lösen ich nicht würdig bin.“ Der ausgestreckte Finger sei zum typischen Symbol des Täufers geworden – als Hinweis auf den Größeren, der nach ihm kommt: Christus.
Diesen Gedanken führte Bischof Rudolf weiter, indem er den Bogen zum Abendmahl schlug. Dort werde Jesus nicht nur den Jüngern die Sandalen lösen, sondern ihnen auch die Füße waschen. „Der niedrigste Dienst, der Sklavendienst, wird vom Herrn selbst vollzogen“, betonte er und sprach von einer „Revolution der Liebe“. Diese Revolution habe die Werteordnung geprägt und letztlich das gesamte Abendland tiefgreifend verändert.
Mit Nachdruck hob der Regensburger Oberhirte hervor, dass sich Jesus, der Herr und König, freiwillig auf den letzten Platz gestellt habe – am deutlichsten sichtbar auf Golgotha, als er am Kreuz sein Leben hingab. „Er, der König der Könige, lässt nicht andere für sich sterben, sondern stirbt selbst, damit die Menschen das Leben haben und es in Fülle haben.“
Christus herrsche nicht wie ein Despot, sondern wie ein Geigenvirtuose, der seinem Instrument die schönsten Töne entlockt und Freude schenkt. Ebenso wie jemand, der eine Fremdsprache so beherrscht, dass er daraus Gedichte formen kann, wolle Christus unser Leben durch die Kraft seiner Liebe zur Entfaltung bringen. „So werden wir selbst zu einem Gedicht – zur Ehre Gottes und zur Freude der Menschen.“
Hinter den vermeintlichen Anstandsregeln des Evangeliums verberge sich somit eine Botschaft von größter Tragweite: die Revolution der Liebe, die jedem Menschen seine Würde zuspricht, die Gaben fördert und Gemeinschaft in Frieden ermöglicht.
Historische Verankerung
Der Bischof spannte dann den Bogen von der christlichen Botschaft zur Geschichte Sünchings. Bereits 1148 ist die Pfarrkirche erstmals urkundlich belegt. Der mächtige Kirchturm aus dem 16. Jahrhundert, ein „steinerner Zeigefinger“, erinnere bis heute an die Ausrichtung der Gemeinde auf das Himmlische. Auch das Wirken der Armen Schulschwestern und Vinzentinerinnen habe den Ort nachhaltig geprägt. Das Jubiläum in Sünching verbindet 1250 Jahre Geschichte mit einer klaren Botschaft für die Zukunft. „Das Leben gelingt, wenn wir uns nicht um uns selbst drehen, sondern uns verschenken und für andere einsetzen“, betonte Bischof Rudolf. Mit dem Vertrauen auf die Fürsprache der Kirchenpatrone blickte die Gemeinde hoffnungsvoll in die kommenden Jahrhunderte.
Dank und Auftrag
Besonderen Dank richtete Bischof Rudolf an Pfarrer Erwin Gietl, der trotz gesundheitlicher Rückschläge seine seelsorgliche Arbeit fortführt. Gleichzeitig warb er für ein lebendiges kirchliches Miteinander: „Die Kirche soll im Dorf bleiben – und das gelingt nur, wenn das Dorf in der Kirche bleibt.“ Mit Blick auf die jungen Generationen rief er dazu auf, die „Fackel des Glaubens“ weiterzutragen und so die Revolution der Liebe in Zukunft fortzuführen.
„1250 Jahre sind eine stattliche Zeit“, betonte Bischof Dr. Voderholzer und verwies darauf, dass die nächsten Jubiläen in 25 oder 50 Jahren nicht mehr von allen Anwesenden erlebt werden. Umso wichtiger sei es, dass die Kinder und Jugendlichen von heute die Verantwortung übernehmen und das Erbe fortführen: „Sie werden die nächste Feier gestalten, bei der die große Revolution der Liebe im Mittelpunkt steht.“
Gottes Heilswirken, das Leben Jesu, seine Worte, sein Beispiel und sein Tod seien bleibende Orientierung. So könne es in dieser christlich geprägten Heimat gut weitergehen, deren Mitte nach wie vor der Kirchturm bilde.
Am Ende der Predigt betete der Bischof vertrauensvoll auf die Fürsprache der beiden Kirchenpatrone – Johannes des Täufers als Wegbereiter und Johannes des Evangelisten als Verkünder der Frohen Botschaft – darum, „dass es gut weitergeht in Sünching in den nächsten 25, 50 und 1250 Jahren, dass die Fackel des Glaubens weitergetragen werden kann.“
Feierliche Akzente und politischer Besuch
In Erinnerung an das Jubiläum „1700 Jahre Konzil von Nizäa“ wurde das große Glaubensbekenntnis gesprochen. Die Fürbitten brachten die Anliegen der Gemeinde und der Welt vor Gott. Musikalisch begleitet wurde der Gottesdienst von der Liedertafel unter Leitung von Maximilian Hofer, an der Orgel spielte Manfred Kieninger.
Nach der Messe segnete Bischof Rudolf einen neu aufgestellten Gedenkstein von drei Tonnen Gewicht, der dauerhaft an die 1250-Jahrfeier erinnern wird.
Zum anschließenden Festakt traf auch Bayerns Ministerpräsident Markus Söder ein. Er würdigte die Gemeinde und den ländlichen Raum als „Seele Bayerns“ und unterstrich den hohen Stellenwert von Ehrenamt, Tradition und christlichen Werten: „Wir sind weltoffen und modern – Freiheit, Frieden und Glaube sind unsere Pfeiler.“
Text und Fotos: Irmgard Hilmer
(SG und Frater Thomas Müller/chb)










